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Aupetit bei einer Messfeier im August Aupetit bei einer Messfeier im August 

Erzbischof Aupetit: „Möchte weiter dienen“

Die französische Kirche erlebt derzeit stürmische Zeiten. Da waren zunächst, im vergangenen Jahr, der Rücktritt von Kardinal Philippe Barbarin von Lyon und der Brand der Kathedrale Notre-Dame von Paris.

Dann kam im Oktober dieses Jahres ein Bericht über kirchliche Missbrauchs-Skandale. Und an diesem Wochenende bot der Pariser Erzbischof Michel Aupetit dem Papst seinen Rücktritt an.

Anlass war ein Artikel im Magazin „Le Point“, der nicht nur über Querelen im Hauptstadt-Erzbistum berichtete, die zum Rücktritt von zwei Generalvikaren binnen kurzer Zeit geführt hätten. Thema war auch ein „mehrdeutiges Verhalten“ Aupetits im Jahr 2012, als er noch Generalvikar war, gegenüber einer Frau.

„Covid, der Missbrauchsbericht – und jetzt auch noch dieser Artikel“

„Zunächst möchte ich sagen, dass mir die schwere Verwirrung der Gläubigen, die seit dem Brand von Notre Dame so viel durchgemacht haben, zutiefst leidtut.“ Das sagte Aupetit an diesem Wochenende dem kirchlichen Radiosender seines Erzbistums. „Covid, der Missbrauchsbericht – und jetzt auch noch dieser Zeitschriftenartikel, der mich stark in Frage stellt! Ich muss zugeben, dass ich selbst schockiert war, als ich ihn las, und mich gefragt habe, ob es wirklich so viele Menschen gibt, die meinen Weggang wünschen.“

Aupetit hat die Entscheidung über sein Schicksal in die Hand des Papstes gelegt. Er nehme Zuflucht zum Gebet, sagte er dem Sender weiter, und freue sich darüber, dass ihn viele Priester, Seminaristen, Gläubige und Freunde in Paris unterstützten. Das helfe ihm beim „Durchhalten“.

Zum Nachhören: Erzbischof Aupetit von Paris unter Druck - ein Beitrag von Radio Vatikan

Für Entscheidungen den Kopf hinhalten

„Diejenigen, die an meiner Seite arbeiten, sagen mir, sie seien schockiert über die in dem Artikel ausgebreiteten Vorwürfe der Nachlässigkeit, was meine Art und Weise, das Bistum zu leiten, betrifft. Natürlich ist es normal, dass Entscheidungen, die man als Verantwortlicher treffen muss, zu Frustrationen und Verbitterung führen – aber ich treffe sie ja nie allein. Ich bin von zahlreichen Räten umgeben, in denen Kleriker, Diakone und Laien vertreten sind und in denen auf meinen Wunsch hin auch immer mehr Frauen voll mitwirken…“

Aber natürlich müsse er dann, „wenn eine Entscheidung gemeinsam getroffen wurde“, die Verantwortung dafür übernehmen. Das könne ein Grund dafür sein, „dass sich mögliche Ressentiments auf mich konzentrieren“, so der Erzbischof. Der Zeitschriftenartikel hatte geurteilt, Aupetit sei bei der Schließung eines Pastoralzentrums oder der Entlassung eines Schulleiters rücksichtslos vorgegangen.

„Kein Doppelleben geführt“

„Die andere sehr beunruhigende Tatsache wäre die Enthüllung über eine intime Beziehung, die ich als Priester vor zehn Jahren gehabt haben soll. Enthüllt durch eine E-Mail, die an meine Adresse geschickt wurde, welche ich mir mit meiner damaligen Sekretärin teilte.“

Aupetit weist die Darstellung der Zeitschrift, er habe damals eine Affäre gehabt, entschieden zurück. „Diejenigen, die mich damals kannten und meinen Alltag teilten, könnten sicherlich bezeugen, dass ich kein Doppelleben geführt habe, wie es der Artikel suggeriert. Ich gebe aber zu, dass ich die Situation mit einer Person, die sich wiederholt bei mir meldete, falsch gehandhabt habe. Diesen Fehler habe ich meinem geistlichen Begleiter anvertraut, und auch die kirchliche Autorität wurde informiert.“

„Heute wie am Tag meiner Priesterweihe...“

Der 70-jährige Aupetit, der seit 2018 Hausherr in Notre-Dame ist, hofft, seinen Dienst in der französischen Hauptstadt fortführen zu können.

„Heute wie jeden Tag lege ich mein Leben in die Hände des Herrn, wie ich es am Tag meiner Priesterweihe getan habe… Möge er mir erlauben, ihm jeden Tag in meinen Brüdern zu dienen.“

(radio notre dame – sk)
 

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29. November 2021, 12:18