Äthiopien: Friedensappell der Religionsführer an den Papst
Die Religionsführer hoffen, dass der Papst „mit seiner moralischen Autorität eingreift“, um die anhaltenden Auseinandersetzungen zu beenden. Ihrer Ansicht nach finde derzeit eine Form eines „Völkermordes“ an den Menschen in Tigray statt. In dem Appell, der in den letzten Tagen in Umlauf gebracht wurde, heißt es, die Bevölkerung sei „unvorstellbaren Grausamkeiten durch die äthiopische Armee und ihre Kriegspartner“ ausgesetzt. Die Erklärung wurde auch an die AMECEA, den Apostolischen Nuntius in Äthiopien, die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten, die Äthiopische Bischofskonferenz, das Staatssekretariat des Vatikans und die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union geschickt und bei einem Treffen der Koordinatoren für Gerechtigkeit und Frieden aus der AMECEA-Region öffentlich verlesen. Die „Association of Member Episcopal Conferences in Eastern Africa“ (AMECEA) ist die Vereinigung der Bischofskonferenzen Ostafrikas.
Die Religionsführer bitten den Papst direkt um eine Geste, um sicherzustellen, dass die Menschen in Tigray „Interventionen erhalten, die die Menschlichkeit und die Heiligkeit des individuellen Lebens in den Vordergrund stellen“.
Weiterhin besorgniserregend
Die Lage in dem großen Land am Horn von Afrika sei weiterhin besorgniserregend. Es gebe Berichte über Zusammenstöße und Massaker in verschiedenen Gebieten, sogar über die Grenzen der Region Tigray hinaus, sowie über summarische Verhaftungen ethnischer Tigrayer durch die Polizeikräfte der Regierung. Dazu gehörten auch die sechs Nonnen und zwei katholischen Diakone, die Anfang Dezember verhaftet wurden und immer noch im Gefängnis sitzen würden. Unterdessen prangerte „Human Rights Watch“ (HRW) die Massaker an Dutzenden von Menschen an, die von der „Tigray People's Liberation Front“ (TPLF) nahestehenden Kräften zwischen Ende August und September in der nördlichen Amhara-Region verübt worden sein sollen. Die Nichtregierungsorganisation HRW, die Unterlagen über die von beiden Seiten begangenen Kriegsverbrechen gesammelt habe, fordere, dass ein UN-Gremium so bald wie möglich eine internationale Untersuchung von Kriegsverbrechen einleite. Darüber hinaus berichtet der Direktor von „Crisis and Conflict“, Lama Fakih, dass die tigrinischen Streitkräfte durch die Hinrichtung von Personen in ihrem Gewahrsam eine brutale Missachtung des menschlichen Lebens und der Kriegsgesetze an den Tag gelegt hätten. Solche Tötungen sowie viele andere Gräueltaten, die von beiden Seiten begangen wurden, würden die Notwendigkeit einer unabhängigen und internationalen Untersuchung unterstreichen.
Was der Papst bisher sagte
Die tigrinischen Religionsführer hoffen auf ein Eingreifen des Papstes, der bereits bei mehreren anderen Gelegenheiten sein unmittelbares Interesse an der Situation in Äthiopien gezeigt habe. Beim Angelus am Sonntag, dem 7. November, sagte der Papst: „Mit Sorge verfolge ich die Nachrichten aus der Region am Horn von Afrika, insbesondere aus Äthiopien, das von einem seit mehr als einem Jahr andauernden Konflikt erschüttert wird, der zahlreiche Opfer und eine schwere humanitäre Krise verursacht hat. Ich lade alle ein, für diese so schwer geprüften Völker zu beten, und ich erneuere meinen Appell, dass die brüderliche Eintracht und der friedliche Weg des Dialogs die Oberhand behalten.“
Die TDRIC-Mitglieder hoffen, dass der Papst erneut auf die Situation hinweist und die äthiopische Regierung und ihre Verbündeten auffordert, „die ethnische Jagd, die Diskriminierung, die Gewalt und die Massenverhaftungen in allen Teilen Äthiopiens zu beenden und die rechtswidrig inhaftierten Tigrinya und andere ethnische Bürger freizulassen“.
(fides – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.