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Tagelange Unruhen und Übergriffe in Honiara, Salomonen Tagelange Unruhen und Übergriffe in Honiara, Salomonen 

Bischof: Salomonen-Insel nach Unruhen weiter in Angst

Auf den Salomonen ist laut Angaben der Kirche keine Entspannung in Sicht. Auf der südpazifischen Inselgruppe hatte es in der vergangenen Woche Ausschreitungen mit Todesopfern und Plünderungen gegeben.

Auch nach Ankunft ausländischer Sicherheitskräfte und einer am Freitag abrupt aufgehobenen zweiwöchigen Ausgangssperre gebe es nach wie vor „keine ernsthaften Anzeichen dafür, dass die Ursache der Unruhen an der Wurzel gepackt werden konnten“, sagte der Bischof der Hauptstadt Honiara, Luciano Capelli, gegenüber Kathpress.

Demos arteten aus

Ende November waren in Honiara Demonstrationen gegen die Regierung der Salomonen ausgeartet, wobei es zu Plünderungen und mindestens vier Todesopfern kam. 63 Gebäude wurden völlig niedergebrannt und viele weitere geplündert. Die Zentralbank des Landes bezifferte den Gesamtschaden auf 67 Millionen US-Dollar (59,4 Millionen Euro). Am 26. November wurde der Notstand ausgerufen mit einer nächtlichen Ausgangssperre, die auch den Schiffsverkehr nach Honiara betraf.

Infolge der Überforderung der nationalen Sicherheitskräfte kam eine internationale Friedensmission mit rund 200 Soldaten aus Australien, Fidschi, Neuseeland und Papua-Neuguinea ins Land. Sie sollten die öffentliche Ordnung wiederherstellen und weitere Gewaltexzesse verhindern.

Die ausländischen Friedenstruppen hätten es mittlerweile geschafft, die Menge unter Kontrolle zu bringen, doch würden sie in der Bevölkerung auch Angst verbreiten, berichtete Bischof Capelli. Die Mission soll nach Angaben australischer Beamter nur „einige Wochen“ dauern, ein Enddatum wurde jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Widerstand gegen Premier Manasseh Sogavare

Auslöser der zu Gewaltszenen ausgearteten Proteste war der Widerstand gegen den langjährigen Premierminister der Salomonen, Manasseh Sogavare. Er hat vor zwei Jahren die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan gekündigt und strebt engere Beziehungen zu Peking an. Der 66-jährige viermalige Regierungschef hat dieser Tage ein Misstrauensvotum im Parlament überstanden und damit die Angriffe seiner Gegner abgewehrt. Seine Regierung wird von den Führern von Malaita, der bevölkerungsreichsten Insel der Salomonen, abgelehnt. Sie fordern weiterhin mehr Autonomie und deuten einen Vorstoß in Richtung Eigenstaatlichkeit an. Die Proteste richteten sich insbesondere gegen die im Land lebenden Chinesen.

Bischof Capelli beschrieb die Vorfälle als „Welle der Gewalt und Plünderungen, die uns wieder erreicht hat“. Wichtigster Auslöser seien weniger die politischen oder militärischen Gründe, „sondern einfach organisierte und legale Korruption“, meinte der aus Italien stammende Ordensmann der Salesianer Don Bosco und Projektpartner des österreichischen Hilfswerks „Jugend Eine Welt“. Die drei katholischen Diözesen des Landes hätten die Gläubigen eindringlich aufgerufen, sich an den Gewalttaten und Plünderungen nicht zu beteiligen.

Dialog notwendig

Aktuell sei vor allem Dialog nötig, verwies der Bischof auf eine gemeinsame Stellungnahme des Rates der Kirchen der Salomon-Inseln (SICA). Vertreter aller Kirchen des Landes hatten darin nach zweitägiger Beratung in einem Brief an den Premierminister zu „ehrlichen und transparenten“ Gesprächen aufgerufen. Diese seien der „einzige und beste Weg“ für Frieden, für den Abbau von Misstrauen und Verdächtigungen sowie für den Zusammenhalt des Landes, hieß es. „Der Dialog ist ein integraler Bestandteil all unserer Kulturen. Er ist auch Teil des Wesens des dreieinigen Gottes und steht im Mittelpunkt unserer Glaubenstraditionen“, so die Kirchenvertreter. Als Leiter für derartige Gespräche wurde der melanesische Anglikaner-Erzbischof Leonard Dawea vorgeschlagen.

(kap – pr)

 

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11. Dezember 2021, 14:02