Südafrika: Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu ist tot
Obwohl er sich zu seinem 79. Geburtstag im Oktober 2010 offiziell aus der Öffentlichkeit zurückzog, äußerte sich Tutu bis zuletzt kritisch gegen Rassismus und Diskriminierungen in Südafrika und in vielen Ländern der Welt. Dennoch war eines seiner Markenzeichen sein Humor.
Nach seinem Rücktritt als anglikanischer Erzbischof von Kapstadt 1996 wirkte der Friedensnobelpreisträger von 1984 als Vorsitzender der südafrikanischen „Wahrheitskommission”, die Verbrechen im Apartheid-Staat zwischen 1960 und 1994 aufklären sollte. Ziel seiner Kritik war vielfach auch der im Apartheid-Staat verbotene und seitdem regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC).
Lehrer, dann Erzbischof und Friedensnobelpreisträger
Tutu wurde am 7. Oktober 1931 in der Bergbaustadt Klersdorp/Transvaal geboren. Er war zunächst als Lehrer tätig, gab jedoch seine Stelle 1957 aus Protest gegen die rassistische Bildungspolitik der Apartheid-Regierung auf und entschied sich für eine geistliche Laufbahn in der anglikanischen Kirche. Nach dem Studium in Südafrika und England und der Diakonatsweihe in London arbeitete er dort als Funktionär beim Weltkirchenrat. 1975 wurde er Superintendent in Johannesburg, 1976 Bischof von Lesotho und 1978 Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates.
Für seinen gewaltlosen Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika wurde Tutu 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet; im selben Jahr wurde er zum Bischof von Johannesburg ernannt. Von 1986 bis 1996 war er Erzbischof von Kapstadt und damit Oberhaupt von rund zwei Millionen Mitgliedern der Anglikanischen Gemeinschaft in Südafrika.
In der Wahrheitskommission unter Mandela
Im November 1995 ernannte ihn der damalige Staatspräsident Nelson Mandela zum Vorsitzenden der „Kommission für Wahrheit und Versöhnung”. Diese Aufgabe bekleidete er bis zur Übergabe des Abschlussberichts im Oktober 1998. Zu den Auszeichnungen Tutus zählen der Martin-Luther-King-Preis, das deutsche Große Bundesverdienstkreuz (1996) sowie rund drei Dutzend Ehrendoktorwürden. 2016 erschien Tutus Buch „The Book of Joy" (Das Buch der Freude), das er gemeinsam mit dem 14. Dalai Lama verfasste.
(kap – pr)
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