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Kanadas Premierminister Justin Trudeau besucht eine Impfklinik für Kinder in Scarborough Kanadas Premierminister Justin Trudeau besucht eine Impfklinik für Kinder in Scarborough 

Covid-Debatte: Soll man Kinder impfen lassen?

Der Bundestag hat eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen. Die Neuregelung sieht unter anderem eine Impfpflicht für das Personal von Krankenhäusern und Pflegeheimen vor. Derweil empfiehlt ständige Impfkommission in Deutschland für die Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen die Anti-Corona-Impfungen, wenn sie Vorerkrankungen haben und Kontakt zu Risikopatienten haben.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Alle anderen Kinder könnten sich aber auf individuellen Wunsch ebenfalls immunisieren lassen, so die STIKO – die ständige Impfkommission in Deutschland. CDU-Europaabgeordneter und Arzt Peter Liese sagte dazu gegenüber dem Kölner Domradio: „Ich bin zunächst einmal froh, dass es jetzt eine Empfehlung der STIKO gibt und dass es ab nächste Woche auch den Impfstoff in den angepassten Dosen für Kinder gibt. Denn es ist zwar richtig, dass Kinder in der Regel ein geringeres Risiko haben. Aber manche Kinder haben durchaus ein hohes Risiko - zum Beispiel Jungen und Mädchen mit Downsyndrom, Lungen- oder Herzerkrankungen. Insbesondere bei Kindern mit Downsyndrom ist das Risiko dramatisch erhöht; und ihre Familien warten sehnsüchtig darauf, dass diese Kinder endlich geimpft werden. Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass die STIKO mit ihrer Empfehlung für Kinder ohne erhöhtes Risiko noch etwas warten will. Das darf aber in meinen Augen nicht zu lange dauern.“

Zum Nachhören - was von der Kinderimpfung zu halten ist

Umstrittenes Thema

Die Impfdebatte ist unter Gläubigen aller Konfessionen ein umstrittenes Thema. Wie die „Washington Post“ jetzt schreibt, hätten in den USA laut einer Umfrage von Pew Research weniger als die Hälfte der Kirchenbesucher (44 Prozent) angegeben, dass ihre Geistlichen über Impfungen gesprochen hätten. Davon habe etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) die Menschen zu Impfungen ermutigt und nur wenige (5 Prozent) hätten ihnen davon abgeraten. Bei den evangelikalen Geistlichen sinken diese Zahlen: 21 Prozent befürworten Impfungen und 4 Prozent raten davon ab.

Eine Ausnahme würden die evangelikalen Kirchen der Afro-Amerikaner bilden, in denen zwei Drittel der Kirchenbesucher angeben, dass die Pastoren ihre Leute zum Impfen ermutigt hätten. Einige hätten ihre Kirchen sogar dazu gebracht, vor Ort Impfkliniken einzurichten.

Erfahrung in Chicago

Als Pastor und Arzt fühlt sich Bischof Horace Smith von der „Apostolic Faith Church“ im Chicagoer Stadtteil Bronzeville, einer prominenten, überwiegend afro-amerikanischen Gemeinde, verpflichtet, für seine Leute zu sorgen, sowohl physisch als auch spirituell. Bereits zu Beginn der Pandemie wusste Smith, dass Impfstoffe bei der Bekämpfung von COVID-19 eine entscheidende Rolle spielen würden. Ohne Impfstoffe könnte die Krankheit astronomische Ausmaße annehmen, sagte Smith, der als behandelnder Arzt auf pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Ann & Robert H. Lurie Children's Hospital of Chicago spezialisiert ist.

„Es gibt in der Medizin keine Methode, die mehr Leben gerettet und mehr Krankheiten verhindert hat als Impfstoffe“, sagte er. Smith sagte der „Washington Post“, die Behörden hätten schon früh einige Fehler gemacht, als es um die COVID-19-Impfstoffe ging. So sei zum Beispiel die Benennung der Impfstoffinitiative unglücklich gewesen, sagte er.

Smith sagte, er habe Zeit damit verbracht, mit anderen Pastoren über Impfstoffe zu sprechen, auch mit denen, die ihnen skeptisch gegenüberstehen - mit einigen über die Wissenschaft, mit anderen über die Bibel. Für einige Christen, so Smith, wurzele die Skepsis in Vorstellungen aus dem Buch der Offenbarung über das so genannte Malzeichen des Tieres, das in Offenbarung 13 zu finden sei. „Wenn man sich die Heilige Schrift ansieht“, sagte er, „kann der Impfstoff nicht das Malzeichen des Tieres sein. Er passt in keine der biblischen Hinweise.“

Die Menschen, die während COVID-19 gestorben seien, starben nicht, weil sie keinen Glauben hatten, sagte Smith. Sie starben oft, vor allem in der Anfangszeit, weil Ärzte und Kirchenführer nicht über das nötige Wissen zur Bekämpfung von COVID-19 verfügten. Das sei jetzt anders und das gelte nun auch für Kinder.

(domradio/washington post)

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11. Dezember 2021, 10:40