Migranten aus Zypern in Rom: „Monatelang in der Pufferzone gefangen“
Christine Seuss - Vatikanstadt
Unter den ersten Migranten, die in Rom angekommen sind, waren auch Daniel und Grace aus Kamerun. Sie sind dem Papst besonders dankbar: monatelang waren sie in der Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden Zyperns festgesessen, bevor sie in den Süden einreisten durften.
Die 24-jährige Grace berichtet uns, dass sie wegen der anhaltenden Konflikte in ihrer Heimat ihr Glück in Zypern versuchen wollte. Doch im türkisch kontrollierten Norden, wo sie zuerst angekommen war, war das Überleben hart, Asylprozeduren gibt es dort keine. „Also habe ich entschieden, in den Süden zu gehen, um dort Asyl zu beantragen.“
Über die Pufferzone in den Süden
Nachts sprang sie gemeinsam mit Daniel von der Mauer aus dem Nordteil in die Pufferzone, doch sie wurden durch die UN-Polizei, die für die Sicherung des „Green Line“ genannten Bereiches zuständig ist, entdeckt. An dem südlichen Checkpoint, zu dem die Sicherheitskräfte sie führten, wurden sie abgewiesen. „Mehrere Tage lang haben wir immer wieder versucht, über die Grenze zu kommen, und sie haben uns immer wieder zurückgewiesen. Sie sagten, der Innenminister Zyperns hätte gesagt, er könnte uns nicht reinlassen.“
Zypern ist das EU-Land, das derzeit - umgerechnet auf die Einwohnerzahl - die meisten Asylanträge bewältigen muss. Viele der Migranten reisen über die Türkei ein und versuchen, über die recht durchlässige Pufferzone in den Süden Zyperns zu gelangen, um dort, in einem EU-Land, Asyl beantragen zu können. Doch die Aufnahmelager sind längst über ihre Kapazitäten hinaus belegt.
Um keinen Präzedenzfall zu schaffen, hatte der Innenminister im Fall von Grace und Daniel Unnachgiebigkeit demonstriert. „Und so waren wir sechseinhalb Monate dort in der Pufferzone. Wir hatten nichts, keinen Ausweg, wir saßen nur fest und hofften das Beste, dass irgendjemand irgendwann unsere Schreie hören würde.“
Durch Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer erhielten sie ein kleines blaues Zelt, Decken und Lebensmittel, doch niemand konnte ihnen dabei helfen, in den Südteil der Insel zu kommen. Ebenso wenig konnten sie in den Norden zurück – denn ohne gültige Papiere wären sie dort illegal eingereist. Eine praktisch aussichtslose Situation.
„Und dann kamen Gottseidank eines Nachts Besucher aus dem Vatikan. Sie sagten uns, dass sie sich unserer Situation bewusst wären, dass der Papst nach Zypern kommen würde und 50 Migranten dabei helfen wollte, von Zypern nach Italien umzusiedeln. Als wir diese Neuigkeit gehört haben, sagten wir: Oh Gott, diese Gelegenheit darf nicht an uns vorüberziehen.“
Allzu viele Hoffnungen konnten die Besucher aus dem Vatikan den beiden jungen Leuten allerdings nicht machen, denn viele bürokratische Hürden waren noch zu überwinden.
„Sie sagten uns, dass es nicht sicher sei und sie uns nichts versprechen könnten, aber sie sagten, wir sollten beten und auch sie würden beten. Und wir glaubten ihnen und beteten. Und eines Nachts kamen sie zurück und sagten, dass wir unter denen waren, die der Papst für die Umsiedlung ausgesucht hat. Mein Gott, als wir das hörten, waren wir so glücklich.“
Etwa zwei Wochen nach dem Papstbesuch war es so weit: Am Donnerstag konnte die erste Gruppe Migranten auf italienischem Boden aus dem Flugzeug steigen, weitere Gruppen werden folgen. Durch Vermittlung der Gemeinschaft Sant’Egidio werden sie an verschiedenen Orten die Möglichkeit auf ein neues, integriertes Leben erhalten. Der Vatikan finanziert die Umsiedlung und die Eingewöhnungsphase.
„Und jetzt, während ich spreche, sind wir schon in Italien, alles dank Papst Franziskus. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um ihm so sehr zu danken für diese große Gelegenheit und dieses Privileg, diese Ehre. Und ich möchte allen danken, die das möglich gemacht haben, die für mich da waren, die meinen Kampf mitgefochten haben - danke an euch alle!“
Insbesondere Salpy Eskidjian von Religious Track, der Caritas und vielen weiteren Helfern habe sie dafür zu danken, dass dieser „Traum Wirklichkeit geworden ist“, unterstreicht Grace, der man ihre Rührung anmerkt: „Und ich verspreche, mein Bestes zu geben, so lange ich lebe. Ich verspreche, ich werde die nicht enttäuschen, die mir diese Gelegenheit gegeben haben. Was kann ich nur sagen, danke an den Papst, ich bin so glücklich über diese Gelegenheit, vielen Dank!“
(vatican news)
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