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Russisches Truppenaufgebot an der Grenze zur Ukraine Russisches Truppenaufgebot an der Grenze zur Ukraine 

Europas Bischöfe: Bitte, keinen Krieg in der Ukraine!

Das Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), die alle Bischöfe des europäischen Kontinents vertritt, hat ihre Verbundenheit mit den Kirchen in der Ukraine und mit allen Menschen des osteuropäischen Landes zum Ausdruck gebracht. Dazu veröffentlichte der CCEE-Vorsitzende Gintaras Grušas einen dringlichen Appell.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Das Präsidium des CCEE mit Sitz im Schweizerischen St. Gallen wolle „in diesem dramatischen Moment der Spannungen“ der Ukraine eine Stimme der Solidarität geben. Europas Bischöfe fordern die internationale Gemeinschaft auf, dem Land angesichts der Gefahr einer russischen Militäroffensive ihre Unterstützung anzubieten, schreibt Gintaras Grušas. Der litauische Erzbischof von Vilnius weist darauf hin, dass „die gesamte internationale Gemeinschaft das Vorgehen der russischen Streitkräfte als eine reale Bedrohung für den Frieden in der ganzen Welt ansieht“. Deshalb schließen Europas Bischöfe „in dieser Zeit der Angst und Ungewissheit über die Zukunft des Landes unsere Glaubensbrüder und -schwestern und das gesamte ukrainische Volk in unsere Arme“.

„Wir haben die Stimme des Heiligen Vaters Franziskus gehört, der wiederholt seine väterliche Nähe zur ,geliebten Ukraine´ zum Ausdruck gebracht hat und die Mächtigen der Welt aufforderte, die Krise durch ,ernsthaften Dialog und nicht mit Waffen´ zu lösen“, erinnert der CCEE-Präsident und zitiert dabei den Papst beim Angelus vom 12. Dezember 2021. In seiner jüngsten Ansprache an das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps habe der Papst zudem betont, dass „gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft zu ruhigen Gesprächen alle Beteiligten inspirieren sollten, damit in der Ukraine akzeptable und dauerhafte Lösungen gefunden werden können“, so Grušas weiter.

Tragik der Weltkriege nicht vergessen

„Als Hirten des europäischen Kontinents wollen wir auch an die Anführer der Nationen appellieren, damit sie die tragischen Weltkriege des letzten Jahrhunderts nicht vergessen und damit das Völkerrecht sowie die Unabhängigkeit und territoriale Souveränität eines jeden Landes verteidigt werden“, so der litauische Erzbischof. „Gemeinsam mit dem Heiligen Vater möchten wir die Regierungen dazu aufrufen, annehmbare und dauerhafte Lösungen in der Ukraine zu finden, die auf Dialog und Verhandlungen beruhen und nicht auf Waffen zurückgreifen.“

In dieser „äußerst heiklen“ Zeit bitten Europas Bischöfe die Christen, um „die Gabe des Friedens in der Ukraine zu beten“, damit die Verantwortlichen von einem „ansteckenden Frieden“ erfüllt würden und „diesen ausstrahlen, und dass die Krise ausschließlich durch den Dialog überwunden wird“, schließt er seinen Appell ab.

Während Russland seine Militärkräfte an den Grenzen zur Ukraine immer weiter ausbaut, bemühen sich in Genf die Diplomaten um eine friedliche Lösung des Streits. US-Außenminister Anthony Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow beraten dort bereits seit den Morgenstunden.

Ukraine-Konflikt ist „nicht weit weg“

Als Konflikt, der auch Österreich sehr betreffen könnte, hat Militärbischof Werner Freistetter die aktuelle Krise zwischen der Ukraine und Russland bezeichnet. „Die EU wird sich darauf einstellen müssen, dass sie in unsicherer Nachbarschaft lebt“, so der Bischof im Kathpress-Gespräch am Freitag. Es sei deswegen dringend geboten, dass die EU ihre internen Streitigkeiten löse und zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik finde. Man sei in Europa von einem militärischen Konflikt unmittelbar betroffen, „das ist alles nicht weit weg“. Auch Österreich müsse ein „ganz vitales Interesse“ daran haben, dass die EU mehr Gewicht entwickle. Dass es hier friedlich weitergeht, sei für Österreich „ganz wichtig“.

Freistetter gilt als langjähriger Beobachter der russischen Außenpolitik in der Region und war u.a. um die Jahrtausendwende Mitglied der Vertretung des Heiligen Stuhls bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Ebenso war er am Päpstlichen Rat für die Kultur in Rom tätig, wo er Erfahrungen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sammeln konnte. Für ihn habe das, was sich jetzt abspiele, eine lange Vorgeschichte. „Man kann den heutigen Konflikt nur verstehen, wenn man auf die Zeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion zurückblickt“, so der Bischof.

Die Folgen der „epochalen Umwälzung“, die vor 30 Jahren stattgefunden hat, seien demnach noch immer nicht bewältigt, ist Freistetter überzeugt. Es gehe auch um die Rolle Russlands im internationalen Gefüge. „Für viele in Russland war der Verlust der Weltmachtgeltung eine große Herausforderung“, der Westen werde nach wie vor als Bedrohung gesehen.

In seiner Zeit bei der OSZE habe er die Erfahrung gemacht, dass trotz oft harter Diskussionen meist das Prinzip des Konsenses überwogen habe. „Wenn festgefahrene Positionen da waren, dann hat man Alternativen gesucht - andere sicherheitsrelevante Dinge, wo es möglich ist, Kompromisse zu schließen.“ Im aktuellen Konflikt werde das zunehmend schwerer, weil die Forderungen, die auf dem Tisch liegen, für beide Seiten kaum erfüllbar seien, wenn man nicht das Gesicht verlieren wolle.

Krieg ist keine Lösung

Freistetter warnte eindringlich vor den Folgen einer Eskalation des Konflikts. „Krieg ist keine Lösung und schafft mehr Probleme, als er löst“, so der Bischof. Sollte es tatsächlich zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen, würde das die Friedensordnung nach dem Fall des Kommunismus in einer Weise destabilisieren, die „sehr besorgniserregend wäre“. Man könne deswegen nur auf eine Einigung bei den aktuellen Verhandlungen hoffen, „die den Konflikt im Moment entschärft“, auch wenn die Voraussetzungen dafür, „mit Sicherheit nicht die besten sind“, so der Bischof.

(vatican news/kap – mg)

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21. Januar 2022, 15:20