Italien: Taufe ohne Paten - unser Interview
Mario Galgano und Federico Piana – Vatikanstadt
Natürlich - wenn man an Sizilien und an Paten denkt, dann kommt einem als erstes die Mafia in den Sinn. Das sei aber nicht der Grund gewesen, die Patenschaftsregelung in seinem Bistum auf Sizilien zu ändern, so Bischof Mogavero. „Wir waren an einem Punkt angelangt, an dem viele Paten und Patinnen nicht einmal mehr während des Gottesdienstes zur Kommunion gingen“, erläutert er. Das Amt des Paten, so sagt er unverblümt, habe seine ursprüngliche Bedeutung verloren und beschränke sich auf eine rein formale Präsenz.
Aus diesem Grund habe er in seiner Diözese Mazara del Vallo, die er seit fünfzehn Jahren leitet, die Anwesenheit von Paten und Patinnen bei der Feier des Sakraments der Taufe für Kinder sowie bei der Firmung ausgesetzt. Das Dekret, das seit dem 1. Januar „ad experimentum“ bis 2024 in Kraft ist, folgt den bereits von anderen italienischen Diözesen verabschiedeten Bestimmungen und legt fest, dass „die Eltern oder diejenigen, die für die religiöse Vorbereitung gesorgt haben, diejenigen begleiten, die getauft oder gefirmt werden sollen“.
Nicht mehr Bezugspunkt im Glaubensleben
„Heute sind Paten und Patinnen zu irrelevanten Figuren geworden. Ein Mann oder eine Frau wird nicht mehr als Bezugspunkt für sein oder ihr Glaubenszeugnis ausgewählt“, so der Bischof weiter.
„In der Vergangenheit war die Patenschaft in der Kirche von großer Bedeutung. Heute ist sie zu einer Figur geworden, die selbst bei Menschen, die kein tiefes Glaubenszeugnis ablegen, Probleme verursacht. Es gab Fälle von Heuchelei und Falschheit: Viele angefragte Patinnen und Paten haben zum Beispiel nicht offenbart, dass sie geschieden und wiederverheiratet sind oder dass sie sich vom Glauben und der religiösen Praxis entfernt haben. Wir stellten fest, dass alles nur dem Schein dienen sollte. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Kirchenrecht nicht vorschreibt, dass ein Pate und eine Patin bei der Feier anwesend sein muss.“
Schöne Fotos und teure Geschenke
Trotzdem werde immer wieder eine Person ausgewählt, die für „schöne Fotos“ oder „teure Geschenke“ herhalten solle. Die Wahl sei somit nur noch eine „formale Angelegenheit“ geworden, kritisiert der sizilianische Bischof: „Mehrmals wurde ich gebeten, die Altersgrenze für Paten für zwölfjährige Klassenkameraden oder Spielkameraden aufzuheben, damit sich sogar Jugendliche gegenseitig als Paten bei der Firmung dienen könnten. Nicht einmal die Firmlinge selber wissen, was die wahre Rolle der Paten ist.“ Und fast immer verschwänden Paten und Patinnen nach der Zeremonie „aus dem Leben der Getauften“, obwohl sie eigentlich den Menschen, der ihnen anvertraut wurde, ein Leben lang begleiten sollten...
„Ich möchte Ihnen ein konkretes Beispiel nennen. Als ich im Juni meine Absicht ankündigte, dieses Dekret zu erlassen, traf mich eine Person und sagte: ,Ich habe meinen Patenonkel seit vierzig Jahren nicht mehr gesehen.' Wir haben also eine Situation zur Kenntnis genommen, die bereits besteht, und weisen demgegenüber auf die Würde der Sakramente und den Wert des christlichen Zeugnisses hin, das nicht aufgegeben werden darf.“
Die Priester und natürlich auch die Bischöfe hätten „die Entleerung der Bedeutung“ der Patenschaft miterlebt, „ohne Widerstand“ zu leisten. „Als wir feststellten, dass Paten und Patinnen zu Statistenfiguren geworden sind, die nur noch für ein schönes Geschenk gut sind, hätten wir reagieren müssen, um den Trend umzukehren. Wir haben nichts getan, und jetzt müssen wir den Mut haben, dem ein Ende zu setzen und mit der Anwesenheit von Katecheten und denjenigen, die auf die Firmung und die Sakramente der christlichen Initiation vorbereiten, neu zu beginnen. Wir sollten diese Personen wertschätzen und ihnen zu verstehen geben, wie wichtig sie auch auf dem Lern- und Zeugnisweg des gefirmten oder initiierten Erwachsenen sind. Wenn in Zukunft jemand die Figur der Paten aus lehrmäßiger und theologischer Sicht zurückgewinnen will, so ist das in Ordnung, aber sie muss ihre wahre Bedeutung zurückerhalten.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.