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Ukrainische Flagge in der Hauptstadt Kiew Ukrainische Flagge in der Hauptstadt Kiew 

Nuntius in der Ukraine: Papst-Worte ermutigen die Menschen

In einem Interview mit den vatikanischen Medien spricht Erzbischof Visvaldas Kulbokas, Nuntius in Kiew, über die Krisensituation in dem Land, über dem das Schreckgespenst eines Krieges schwebt: Die Menschen seien Franziskus für seinen Gebetsaufruf dankbar, „weil sie auf diese Weise wissen, dass sie nicht allein sind“.

Mario Galgano und Svitlana Duckhovych - Vatikanstadt

Dies sei die Stunde der Diplomatie - es gelte das Drama am Verhandlungstisch zu entschärfen, ein Drama, das entstehen würde, wenn die Waffen sprechen würden, so der Vatikandiplomat. Die Krise um die Ukraine dauere schon seit Jahren an, es sei ein „Konflikt niedriger Intensität“, wie Analysten es formulieren, der 2014 in der Ostukraine ausbrach und der bis heute schwelt. Und wärend die Krisendiplomatie sich aktuell darum bemüht, einen handfesten Krieg abzuwenden, erlebe die ukrainische Bevölkerung Stunden der Spannung und des Schweigens, so Erzbischof Visvaldas Kulbokas: „Das Risiko einer möglichen Eskalation des Konflikts wird mit Angst wahrgenommen“, stellt der apostolische Nuntius im Land fest. Der Vatikan-Diplomat berichtet den vatikanischen Medien, dass die Nähe, die Franziskus am vergangenen Sonntag beim Angelusgebet erneut gezeigt habe, Trost spende.

Hier das Interview mit dem Nuntius in der Ukraine

RV: Herr Erzbischof, wie ist der Appell des Papstes in der Ukraine aufgenommen worden?

Nuntius Kulbokas: Hier in der Ukraine gehört Papst Franziskus zu den religiösen Persönlichkeiten, die von der Bevölkerung am meisten respektiert werden. Daher wurde dieser Appell des Papstes nach dem Angelusgebet am vergangenen Sonntag sofort als sehr wichtige Nachricht aufgenommen, die das Herz erfreut, Nähe und Solidarität ausdrückt. Und in schwierigen Zeiten wie diesen in der Ukraine ist es schon eine große Hilfe zu wissen, dass man nicht allein und vergessen ist.

RV: Wie wird das gegenwärtige geopolitische Klima in der Bevölkerung wahrgenommen?

Nuntius Kulbokas: In dieser Zeit meiner Mission als Nuntius gibt es bereits einen Krieg, der seit acht Jahren in den östlichen Regionen des Landes andauert und der sicherlich viele Probleme verursacht hat. Es gibt Menschen, die ihre Angehörigen verloren haben, und ich habe auch persönlich mehrere Menschen getroffen, die schwer getroffen wurden. Es gibt Menschen, die ihr Leben, ihre Häuser, ihre Arbeit verloren haben, aber all das hat die Ukrainer angesichts der Schwierigkeiten stärker gemacht. Das Risiko einer möglichen Verschärfung des Konflikts wird mit mehr Mut aufgenommen. Es gibt Besorgnis, aber gleichzeitig habe ich eine große Liebe für das Heimatland festgestellt und auch eine große Bereitschaft, seinen Teil beizutragen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Wie viele wissen, gibt es hier gebürtige Ukrainer, und es gibt Regionen, in denen die Russen überwiegen, oder andere, in denen die Polen stark vertreten sind, aber in diesem Monat habe ich die Liebe aller zu schätzen gelernt. Ich will damit nicht sagen, dass es keine Schwierigkeiten gibt, aber im Allgemeinen scheint der Konflikt den Zusammenhalt im ganzen Land gestärkt zu haben.

RV: Wie erlebt die Ortskirche diese Situation?

Nuntius Kulbokas: Ich antworte hauptsächlich in Bezug auf die Katholiken in der Ukraine, aber es gibt auch die orthodoxen Kirchen und andere Kirchen. Wie wir wissen, wird in den griechisch-katholischen Kirchen und auch in den katholischen Kirchen des lateinischen Ritus seit 2014, dem Jahr, in dem der Konflikt begann, während aller Eucharistiefeiern und auch in anderen Momenten des Gebets immer ein Moment des Gebets für den Frieden eingelegt. In diesen letzten Wochen ist das Gebet für den Frieden noch präsenter und stärker, und das wird es besonders am kommenden Mittwoch sein, dem 26. Januar, auf Einladung von Papst Franziskus und in Verbundenheit mit ihm und allen Menschen guten Willens.

RV: Welche Bedeutung hat das Gebet für das ukrainische Volk in dieser Zeit?

Nuntius Kulbokas: Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir vor allem unsere Berufung als Gläubige an Christus und unsere Berufung als Menschen berücksichtigen müssen. Wie wir gesehen haben, hat sogar Papst Franziskus in seinem Appell vom letzten Sonntag betont, dass wir nicht würdig sind, uns Männer und Frauen zu nennen, wenn wir andere nicht als unsere Brüder und Schwestern betrachten. Der Prophet Jesaja sagte: Gott wird dein Gebet nicht erhören, wenn du dich nicht bekehrst, wenn du nicht Gerechtigkeit lebst, wenn du nicht Barmherzigkeit lebst. Dieses Gebet, das wir leben, leben wir für den Frieden, aber der Sinn dieses Gebetes ist vor allem, dass wir uns bekehren, um die Treue zu Gott und die Brüderlichkeit und Barmherzigkeit gegenüber allen zu leben, mit Demut, mit Mut, mit Kreativität, um dem Herrn zu sagen: Ich lege jetzt alles in deine Hände.

(vatican news)

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25. Januar 2022, 11:35