Indien: Mehr Entschiedenheit gegen Missbrauch gesucht

In einem Brief an Kardinal Oswald Gracias fordert die Bewegung mehr Klarheit, Transparenz und Entschiedenheit im Kampf gegen sexuellen Missbrauch innerhalb der indischen Kirche. Dazu gehöre etwa ein stärkeres Einbeziehen von Frauen auf allen Ebenen und die flächendeckende Einrichtung von Beschwerde-Instanzen in Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen.

Taten statt nur Worte

Die Christinnen-Bewegung spricht in ihrem Schreiben von einer mangelhaften Umsetzung bereits festgeschriebener Gleichstellungs- und Präventionsmaßnahmen. So seien verschiedene kirchinterne Beschlüsse der letzten zehn Jahre kaum umgesetzt worden, stattdessen habe es allein „wohlmeinende Reden“ gegeben.

Auch klagt die ICWM über eine mangelnde Sensibilität im Umgang mit Betroffenen und zu wenig Entschiedenheit der kirchlichen Vorgesetzten, gegen Sexualstraftäter in den eigenen Reihen vorzugehen. Der Verband erwähnt in diesem Zusammenhang den Freispruch des Bischofs Franco Mulakkal, der sich wegen des Vorwurfs mehrfacher Vergewaltigung einer Ordensfrau vor Gericht verantworten musste und kürzlich von einem Gericht in Kottayam freigesprochen wurde.

Kritik an Umgang mit Freispruch

Die Kirchenleitung müsse sich auch nach dem Freispruch die Frage stellen, ob Mulakkal „die richtige Person ist, um die Eucharistie zu feiern oder eine Diözese zu leiten. Ist dies ein ehrenhafter Freispruch? Was sind die moralischen und spirituellen Auswirkungen, die die Kirche bedenken muss, wenn sie sich über das Urteil ,erleichtert‘ fühlt?“, gibt die ICWM zu bedenken.

Die betroffene Ordensfrau hat derweil angekündigt, gegen das Urteil in Berufung gehen zu wollen. Sie hatte Bischof Franco Mulakkal vorgeworfen, sie binnen drei Jahren 13mal vergewaltigt zu haben. 2019 wurde sie aus ihrem Orden ausgeschlossen.

Mangelndes Problembewusstsein

Neben Bischof Mulakkal nennt die Bewegung auch die Fälle zweier Priester, die von Gerichten wegen des Missbrauchs Minderjähriger verurteilt wurden. Nach Darstellung der ICWM ist es auf ein mangelhaftes Problembewusstsein der indischen Kirchenführung zurückzuführen, dass solche Fälle möglich wurden.

Die katholische Kirche müsse ein Beispiel dafür geben, dass sie für Gerechtigkeit und Menschenrechte eintrete, fordern die Unterzeichnerinnen des Briefes an Kardinal Gracias. „Es ist schmerzhaft, das Trauma, die Qualen und den Schmerz zu sehen, den der Kampf eines Kindes, einer Familie oder einer Frau um Gerechtigkeit hervorruft“, zitiert Ucanews aus dem Schreiben.

(ucanews – pr)