Scicluna: Mittelmeer soll Hoffnung statt Tod bringen
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Zwei Jahre nach dem Mittelmeer-Friedenstreffen von Bari kommen ab 23. Februar in Florenz rund 60 Bischöfe und ebenso viele Bürgermeister aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers zusammen, um sich erneut dazu auszutauschen, wie sowohl die Kirche als auch die Zivilgesellschaft die Lage - zum Beispiel mit Blick auf die Herausforderungen der Migration - verbessern können. Zum Abschluss des Treffens von Florenz soll eine Charta von Florenz, eine gemeinsame Absichtserklärung, unterzeichnet werden. Davon erhofft sich Maltas Erzbischof Charles Scicluna:
„Einsatz zum Dialog. Das ist der Weg, der uns zu einem gemeinsamen Meer führen wird, zu Harmonie und Gerechtigkeit. Wir Mittelmeer-Leute - Malta liegt hier im geopolitischen und kulturellen Zentrum - wünschen uns, dass dieses Meer, das manchmal zum Friedhof wird, stattdessen ein Meer der Hoffnung für die Menschen wird und Schauplatz der Solidarität. Dazu müssen alle gemeinsam Verantwortung übernehmen. Ich hoffe daher, dass das Treffen von Florenz künftig Frucht tragen wird, dass wir bei der Begegnung bildlich gesprochen in den Fluss der Stadt, den Arno, einen Samen werfen können, der dann im ganzen Mittelmeer aufgeht. "
Mehr Solidarität in Europa hat der Erzbischof von Malta schon öfter gefordert - konkret im Umgang mit Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Auch Papst Franziskus hat hier mehrfach gemeinsames Handeln und Unterstützung angemahnt, sowie Malta für seinen Einsatz gelobt. Das Land besucht Franziskus nach seiner Florenz-Visite übrigens als nächstes - Anfang April. So setzt das Kirchenoberhaupt ein weiteres Zeichen seiner Solidarität mit Migranten und Flüchtlingen.
Solidarität in Europa für eine bessere Zukunft aller
„Malta ist eine kleine Insel, sie ist daher auf Solidarität geradezu angewiesen, wenn es um die Hilfe für Migranten geht, die sich in Gefahr befinden, ja sogar in Lebensgefahr. Da brauchen wir auch die Solidarität aus Europa, wenn es darum geht, die Aufnahmekapazitäten ausgewogen zu verteilen und diesen Brüdern und Schwestern eine Zukunft zu ermöglichen. Hier ist Malta zu Solidarität gerufen - genauso aber auch alle weiteren Städte, die am Mittelmeer liegen. Und sie alle müssen auch unterstützt werden, es muss da noch mehr Solidarität geben, das fehlt manchmal."
Kritik am Dublin-Abkommen
Dass Malta als sicherer Hafen gilt und deshalb Flüchtlinge und Migranten aufnehmen und gemäß des Dublin-Abkommens auch für alle dort angelandeten zuständig sein soll, ist aus Sicht von Erzbischof Scicluna nicht mehr leistbar:
„Wir fühlen uns alleine gelassen. Die Angst, dass wir das ganze Gewicht alleine schultern müssen, ist groß. Ich will diese Angst nicht rechtfertigen, sondern sagen, dass ich den Kontext verstehe, dem sie entspringt. Von daher war auch der jüngste Appell des Papstes (während eines Fernsehinterviewes in Italien) wirklich Balsam für unsere Seele. Jetzt hoffen wir, dass daraufhin aber auch Änderungen kommen. Ich nenne hier zum Beispiel nur einmal das berühmte Dublin-Abkommen. Das besagt, dass ein Migrant in dem Land bleiben muss, in dem er zuerst angekommen ist. Für Malta wäre das ein übergroßes Gewicht."
(vatican news - sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.