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Erzbischof Paul Richard Gallagher und die Außenministerin von Bosnien und Herzegowina, Bisera Turkovic, nahmen an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, am 17. März 2022 teil. Erzbischof Paul Richard Gallagher und die Außenministerin von Bosnien und Herzegowina, Bisera Turkovic, nahmen an einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, am 17. März 2022 teil. 

Vatikan/Bosnien-Herzegowina: „Religionsführer als Friedenshüter"

Der vatikanische Außenminister Paul Richard Gallagher hat in Bosnien-Herzegowina an die friedenswahrende Rolle von Religionsführern erinnert und in Sarajewo eine Messe für den Frieden gefeiert. Auch traf er politische Vertreter.

Sarajewo, Banja Luka, Mostar, Usivak und Medjugorje waren Stationen der mehrtägigen Balkanreise (17.-20. März) des vatikanischen Sekretärs für die Beziehungen mit den Staaten im vatikanischen Staatssekretariat. Die Themen Frieden, Dialog und Versöhnung standen dabei im Mittelpunkt.

Lehren aus der Vergangenheit

In der bosnischen Hauptstadt führte Gallagher am Donnerstag bilaterale Gespräche mit der bosnischen Außenministerin Bisera Turković, die den Prälaten im vergangenen Februar zu einem Besuch eingeladen hatte. Dabei kamen auch aktuelle Probleme in Bosnien-Herzegowina zur Sprache. Die rechtliche und soziale Gleichheit aller Bürger in dem kulturell vielfältigen Land müsse gefördert werden, und es brauche Dialog, um die derzeitige institutionelle Krise zu überwinden, kamen beide Vertreter überein. Dabei könne man Lehren aus „der nicht allzu weit zurückliegenden Vergangenheit“ ziehen, heißt es mit Verweis auf damalige Konflikte.

Ein weiterer Schwerpunkt waren regionale Themen, darunter die Lage in den westlichen Balkanländern, die EU-Erweiterung, der Krieg in der Ukraine sowie die Situation von Migranten und Flüchtlingen. Schließlich wurde die Unterstützung des Heiligen Stuhls für Bosnien und Herzegowina auf dem Weg zur vollen Einheit der Familie der europäischen Völker bekräftigt. Der Heilige Stuhl und Bosnien-Herzegowina unterhalten nun bald seit 30 Jahren diplomatische Beziehungen.

Messe für den Frieden

Bei einer „Messe für den Frieden“ in der Kathedrale von Sarajewo erinnerte der Vatikanvertreter Gallagher: Bosnien- Herzegowina, wo verschiedene Kulturen und Traditionen auch manchmal „aufeinanderprallen“, hat Frieden und Friedensstifter besonders nötig. In der Nuntiatur war er zuvor etwa mit dem „Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina“, dem ehemaligen deutschen CSU-Minister Christian Schmidt, sowie dem EU-Botschafter in Sarajevo, Johann Sattler, zusammengetroffen.

Der Vatikan hatte sich in den letzten Monaten besorgt gezeigt, dass Spannungen zwischen den ethnisch-religiösen Gruppen in Bosnien-Herzegowina wieder aufflammen könnten. Papst Franziskus hat Sarajewo 2015 besucht, genau zwanzig Jahre nach dem Friedensschluss von Dayton, der dem Bosnienkrieg (1992-95) ein Ende setzte. Im Vatikan hatte er vor Kurzem mit dem bosnischen Präsidenten Zeljko Komsic unter anderem über die aktuelle politische Krise im Balkanstaat gesprochen.

Schlüsselrolle der Jugend

Gallagher traf am Freitag in Sarajewo den Vorsitzenden des Ministerrats von Bosnien-Herzegowina, Zoran Tegeltija, und Vertreter der Parlamentarischen Versammlung. In Banja Luka sprach er im Bischofspalast mit der Präsidentin der Republika Srpska, Željka Cvijanović, und zelebrierte in der Kathedrale eine Heilige Messe für Versöhnung. Dabei gedachte er der Jugend aller Länder, insbesondere der Ukraine: „Die jungen Menschen, die die Zukunft dieses Landes, dieser Kirche und der ganzen Welt sind, sind Brückenbauer der Versöhnung. Sie sind daher aufgefordert, sich nicht entmutigen zu lassen und Initiativen der Versöhnung, Begegnung und des Friedens zu verbessern - begleitet von den zivilen und kirchlichen Autoritäten“, so Gallagher in seiner Predigt. In Bosnien sind laut Beobachtern allerdings gerade viele junge Menschen bereit auszuwandern, weil sie anderswo eine bessere Zukunft sehen.

Bei einer Begegnung mit Vertretern der christlichen Kirchen und anderer religiöser Bekenntnisse in der Nuntiatur am Samstag erinnerte der Prälat unter Verweis auf Papst Franziskus daran, dass die religiösen Führer die „ersten Hüter des Friedens in Bosnien und Herzegowina“ seien. Er hoffe, dass der Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften Brücken wieder aufbauen und aufrechterhalten werde, so Gallagher. Die Teilnehmer der Begegnung äußeren den Wunsch, nach Rom zu reisen, um den Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen zu besuchen.

Religionen als Friedens- und Brückenbauer

Anschließend besuchte Gallagher ein Aufnahmezentrum in Ušivak und traf dort mit einigen Flüchtlingen zusammen. Am Nachmittag, auf dem Weg nach Mostar, traf er im Bischofspalast mit Bürgermeister Mario Kordić und anschließend mit den Bischöfen von Bosnien und Herzegowina zusammen, die die pastorale Arbeit der Ortskirche, das über das ökumenische und interreligiöse Engagement sowie Herausforderungen wie die Abwanderung von Katholiken berichteten. Darüber hinaus brachten die Kirchenvertreter ihre nachdrückliche Unterstützung für die europäische Integration von Bosnien und Herzegowina zum Ausdruck.

Am Abend fand in der Kathedrale eine Eucharistiefeier zum Fest des heiligen Josef, des Schutzpatrons der Diözese Mostar-Duvno, statt. Die Kathedrale war überfüllt mit Gläubigen: Neben dem örtlichen Episkopat waren auch einige Bischöfe aus dem nahe gelegenen Kroatien und Montenegro sowie zahlreiche Ordensfrauen und -männer anwesend.

Abstecher nach Medjugorje

Am Sonntag traf Gallagher in Medjugorje Kirchenvertreter und besuchte die Pfarrkirche sowie einige pastorale Strukturen. Anschließend begab er sich nach Split und kehrte in den Vatikan zurück. Der Heilige Stuhl hat die angeblichen Marienerscheinungen in Medjugorje bisher nicht als echt anerkannt. Papst Franziskus ließ aber seelsorgliche Strukturen für die Pilgerströme nach Medjugorje ausbauen.

(vatican news - pr)

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23. März 2022, 14:37