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Kardinal Michael Czerny Kardinal Michael Czerny  

Kardinal Czerny trifft ukrainische Flüchtlinge: Eine Reise der Hoffnung und Anklage

Der Vatikan macht mobil, um das Leid der ukrainischen Flüchtlinge zumindest ansatzweise zu lindern: Wie an diesem Montag bekannt wurde, wird nicht nur Kardinal Krajewski in das Kriegsgebiet reisen. Auch Kardinal Michael Czerny, Präfekt ad interim für das vatikanische Entwicklungsdikasterium, macht sich auf den Weg nach Osten: er wird im Namen des Papstes ab Dienstag nach Budapest und andere Städte reisen, wo er sich in Flüchtlingszentren selbst ein Bild von der Lage machen will.

Es soll eine Reise des „Gebets“ werden, aber auch eine „prophetische“ Reise, eine Reise der „Anklage“ dessen, was in der Ukraine geschieht: So fasst Kardinal Michael Czerny, Interims-Präfekt des Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, die Mission zusammen, die er ab dem 8. März in Ungarn und später dann auch in der Ukraine durchführen wird.

„Diese Reise ist ein ganz konkreter Weg, das Wort, das Gebet, die Prophetie und die Anklage des Heiligen Vaters und der gesamten christlichen Gemeinschaft dorthin zu bringen, wo die Menschen leiden“, erklärt Kardinal Czerny uns. „Es ist ein Akt der Präsenz und der Gemeinschaft. Ich gehe dorthin, um zu sehen, um zuzuhören, ja auch um zu lernen und um ihnen unsere Solidarität zu vermitteln.“

„Ich gehe dorthin, um zu sehen, um zuzuhören, ja auch um zu lernen und um ihnen unsere Solidarität zu vermitteln“

Und die ist in diesen Stunden dringend nötig. Besondere Betroffenheit hat jüngst ein Bild ausgelöst, das in sozialen Netzwerken zirkuliert: Es zeigt eine Mutter und ihre beiden Kinder, die offenbar in der Nähe des Dorfes Irpin erschossen wurden.

„Es ist das Symbol für eine Prüfung, von unschuldigen Menschen, die für völlig menschenfeindliche Ziele geopfert werden“, meint in diesem Zusammenhang Kardinal Czerny, der jedoch auch auf die tiefere Bedeutung der Fastenzeit für jeden von uns hinweist: „Also müssen wir zwar anprangern, aber auch innehalten und unser Gewissen prüfen, um uns zu fragen, wie jeder von uns zu der Gewalt und Feindseligkeit beiträgt, die dieses tragische Bild so deutlich darstellt.“

„Es ist das Symbol für eine Prüfung, von unschuldigen Menschen, die für völlig menschenfeindliche Ziele geopfert werden“

Noch noch ein weiteres Thema sei besonders „sensibel und schmerzhaft“: Das der schwierigen Situation von asiatischen und afrikanischen Migranten, die ihrerseits in der Ukraine Zuflucht gefunden hatten und in der jetzigen Kriegssituation das Risiko laufen, auf der Strecke zu bleiben, gibt Kardinal Czerny zu bedenken: „In einer so angespannten Zeit ist es schwierig, dieses Thema anzusprechen, das auf Vorurteilen, Ablehnung und Missverständnissen beruht. Wir versuchen jedoch, dies zu tun, indem wir die Erfahrungen der Europäer mit denen der Asiaten und Afrikaner verknüpfen“, erläutert Czerny. Jüngst erst zeigte sich die polnische Bischofskonferenz genötigt, auch in deutschen Medien zirkulierenden Berichten von Diskriminierungen an der Grenze mit detaillierten Gegendarstellungen gegenüberzutreten. Deshalb sei es dringend nötig, darauf zu drängen, dass dass auch diese Flüchtlinge eine sichere Aufahme fänden. Doch allen Flüchtlingen gemein sei ein zunehmendes Risiko: 

Es gibt das Problem von Menschenhandel und Menschenschmuggel, ein Drama, das aus diesen Momenten von Krise und Verwirrung Vorteile zieht und darin aufblüht. Nicht nur der Krieg und die Vertreibung also, sondern auch verletzliche Menschen, die versklavt werden. In unserer Mission wird große Aufmerksamkeit und große Sorge auf dieses Problem gelegt", kündigt Kardinal Czerny an, dessen Dikasterium seit langem große Anstrengungen gegen die Plage des Menschenhandels unternimmt. 

Eine Solidaritätsreise im Namen des Papstes

Kardinal Krajewski war an diesem Montagvormittag an der Grenze von Dorohusk in der Nähe von Lublin, dem Ankunftsort für über eine Million Flüchtlinge, die nach Polen gekommen sind. Dort verteilte er weiße Rosenkränze des Papstes an Freiwillige und Flüchtlinge. Unmittelbar danach ging es zum Bahnhof von Przemysl, wo Züge aus Kiew und Lemberg ankommen. Kardinal Czernys Reise wird am Dienstagmorgen in Richtung Budapest und an weitere Stationen starten, wo er Flüchtlingsgruppen und die Einrichtungen, die sie unterstützen, treffen wird. Beide Kardinäle sind unterwegs in die Ukraine, um vor Ort der Bevölkerung die Solidarität des Papstes und aller Christen zu bringen. 

Erinnerung an Konflikte weltweit

Wie der Vatikan an diesem Montag in einer Presseaussendung betonte, wolle Papst Franziskus mit der Entsendung seiner Kardinäle auch auf die Kriegssituationen hinweisen, die sich auf ähnliche Weise weltweit abspielten. Bei seinem Angelus am 27. Februar hatte Franziskus erklärt: „Mit gebrochenem Herzen angesichts der Geschehnisse in der Ukraine - und vergessen wir nicht die Kriege in anderen Teilen der Welt, wie Jemen, Syrien, Äthiopien... - wiederhole ich: Legt eure Waffen nieder! Gott ist mit den Friedensstiftern, nicht mit denen, die Gewalt anwenden.“

(vatican news - cs)

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07. März 2022, 13:47