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Caritas leistet Hilfe in der Ukraine wie auch in den Nachbarländern, hier Caritas Polen Caritas leistet Hilfe in der Ukraine wie auch in den Nachbarländern, hier Caritas Polen  

Kardinal Tagle zum Ukraine-Krieg: Keine Waffe kann die Hoffnung töten

Dass die Menschheit aus der Vergangenheit offenbar nichts gelernt habe, stimme ihn traurig, meint Caritas-Internationalis-Präsident Luis Antonio Tagle im Interview mit Radio Vatikan. Doch die überwältigende Solidarität mit den Menschen in Schwierigkeiten mache Mut, unterstreicht der Kurienkardinal, der auch Präfekt der Missionskongregation ist.

Auch der ununterbrochene Beschuss hält die Mitarbeiter der ukrainischen Caritas und von Caritas-Spes Ukraine nicht davon ab, den Menschen in Not beizustehen. Seit Beginn der russischen Militäraggression in der Ukraine wurden bereits über 160.000 Menschen durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln oder Unterkünften, aber auch mit psychologischer Hilfe, unterstützt. Doch nicht nur die ukrainische Caritas ist um die Notleidenden bemüht, Caritas-Organisationen in ganz Europa unternehmen große Anstrengungen, um den Betroffenen zu helfen.

Kardinal Luis Antonio Tagle
Kardinal Luis Antonio Tagle

Insbesondere in den Ländern, die die meisten Kriegsflüchtlinge aufgenommen haben, wie Polen, Rumänien, Moldau, Ungarn und die Slowakei, steht die Caritas bei der Hilfe an vorderster Front. Der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle leitet den Dachverband der Caritaseinrichtungen, Caritas Internationalis. Er sieht auch angesichts des Ukraine-Krieges die „größte Herausforderung“ des Caritas-Netzwerks in dessen Auftrag, erläutert er gegenüber Radio Vatikan: „Die Aufgabe besteht darin, die Welt immer wieder daran zu erinnern, dass jeder Konflikt, jede Katastrophe ein menschliches Gesicht hat. Die Antwort der Caritas ist immer humanitär. So werden beispielsweise die Konflikte in der Ukraine und in anderen Ländern der Welt in der Regel als politische, militärische Konflikte dargestellt, aber die Menschen werden vergessen! Mit unserer Mission erinnert die Caritas die Welt daran, dass Krieg keine militärische, politische, sondern in erster Linie eine menschliche Angelegenheit ist.“

„Die Antwort der Caritas ist immer humanitär“

Insbesondere als Christen müssten wir darauf vertrauen, dass die Hoffnung „immer in Gott“ liege, betont Tagle auch mit Blick auf die Fastenzeit, in der die Kirche einlade, die Hoffnung auf „Jesus Christus zu erneuern“. Und gerade jetzt gebe es konkrete Anzeichen für diese Hoffnung, zeigt sich der Kardinal überzeugt: „Keine Waffe kann die Hoffnung, die Güte des Geistes in einem Menschen töten. Dafür gibt es viele Zeugnisse. Die Hoffnung auf Jesus Christus und seine Auferstehung ist wahr und zeigt sich im Zeugnis so vieler Menschen.“

„Keine Waffe kann die Hoffnung, die Güte des Geistes in einem Menschen töten“

Dabei hat Tagle nicht nur das mutige Zeugnis der Menschen in der Ukraine und in anderen Nachbarländern im Blick, sondern auch das der Menschen in weiter entfernten Ländern, die Hilfe schicken und Unterstützung anbieten: „Die Lektion für mich lautet: In der Wüste der Gewalt hat der Mensch die Fähigkeit, gut zu sein. Die Lehre für mich ist, dass selbst in einer schlimmen Situation wie dem Krieg eine bessere Menschheit entstehen kann.“

Hier der Beitrag mit Kardinal Tagle zum Nachhören

Doch dazu brauche es „die Bildung des Herzens und des Verstandes“, wie Kardinal Tagle es ausdrückt. Denn zu Konflikten komme es letztlich in den Herzen der Menschen: „Die Lektion liegt in der Art und Weise, wie Familien ihren Kindern die Werte des Respekts für andere, des Zuhörens, des Mitgefühls, der Wahl eines Weges der Gerechtigkeit, des Dialogs statt der Rache und der Gewalt vermitteln.“

Wertevermittlung in der Familie

Beim Angelus am vergangenen Sonntag hatte Papst Franziskus in unmissverständlichen Worten von einer „inakzeptablen militärischen Aggression“ gesprochen, während er am 6. März unterstrichen hatte, dass es sich um einen „Krieg“ und nicht um eine „militärische Spezial-Operation“ handele: eine Aussage, für die er nach aktuell geltendem russischen Recht wegen der Verbreitung von „Fake-News“ auch eine Gefängnisstrafe riskieren würde. Er selbst empfinde angesichts des Krieges mitten in Europa zunächst einmal „Traurigkeit“, meint der philippinische Kardinal:

„Ich bin traurig, wenn ich die Bilder sehe, die Nachrichten höre und in der Nähe dieses Ortes bin, an dem Krieg herrscht. Ich bin traurig und auch ein wenig verwirrt, denn die Menschheit hat die Lehren aus der Geschichte nicht gezogen! Nach so viel Krieg und Zerstörung haben wir immer so verhärtete Herzen! Wenn ich die Geschichten meiner Eltern höre, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, kann ich mir das nicht vorstellen - nicht einmal vorstellen! - die Armut, das Leid, das sie ertragen mussten. Diese Generation trägt noch immer die Wunden des Krieges in ihrem Körper und ist geistig verwundet. Wann, wann werden wir es lernen? Das sind meine Gefühle. Wir hoffen wirklich, dass wir aus den Lehren der Geschichte lernen werden.“

„Nach so viel Krieg und Zerstörung haben wir immer so verhärtete Herzen!“

Was ihn in dieser Situation als „Christ und Bischof“ am meisten beeindrucke, seien vielleicht die Bilder der betenden Menschen, vertraut uns Kardinal Tagle abschließend an: „Dieser Glaube der Mütter, die vor dem Sakrament knien. Das Gebet, das Netz des Gebets, das die Menschheit verbindet, ist für mich ein Zeichen der Hoffnung trotz des Krieges. Der Herr ist mit uns, der Herr liebt seine Familie.“

(vatican news - cs)

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18. März 2022, 13:57