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Katia, ein ukrainisches Mitglied der Gemeinschaft St. Egidio, will den Menschen in Kiew weiterhin helfen Katia, ein ukrainisches Mitglied der Gemeinschaft St. Egidio, will den Menschen in Kiew weiterhin helfen  

Krankenschwester in Kiew: „Fühle mich zum Bleiben verpflichtet"

Auch Krankenhäuser und soziale Einrichtungen sind Zielscheibe in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die G7-Gesundheitsminister haben Attacken auf solche Einrichtungen und das Gesundheitspersonal am Mittwoch ausdrücklich verurteilt. Vatican News sprach mit einer ukrainischen Medizinstudentin in Kiew, die trotz der Lebensgefahr entschlossen ist, zu bleiben und zu helfen - während um sie herum die Bomben fallen.

Von Francesca Merlo und Anne Preckel - Vatikanstadt

In der Ukraine sind Katias Fähigkeiten heute wichtiger denn je. Auch wenn um sie herum weiterhin russische Bomben fallen, fühlt sich die Medizinstudentin zum Bleiben verpflichtet: „Erst wenn man den Krieg erlebt hat, beginnt man, den Frieden zu verstehen“, sagt die junge Frau, die sich im letzten Studienjahr der pädiatrischen Intensivpflege befindet und auf drei Jahre Erfahrung in der Anästhesiologie zurückblicken kann.

Für andere und füreinander da sein

Auch medizinische Einrichtungen wurden im Zuge des Krieges zur Zielscheibe, und auch in den Kiewer Krankenhäusern könne sich die Lage jede Stunde ändern. Dennoch würden aber weiter verletzte Männer, Frauen und Kinder zur Behandlung aufgenommen.

„Das ist der Hauptgrund, warum ich beschlossen habe zu bleiben“, sagt Katia im Gespräch mit Svitlana Dukhovych von Vatican News. Ein weiterer Grund ist ihre Arbeit als Freiwillige bei der Bewegung „Jugend für den Frieden“ der Gemeinschaft Sant'Egidio.

Schon vor dem Ausbruch des Krieges half Katia den älteren Menschen in ihrer Stadt, indem sie ihnen Lebensmittel und Wasser lieferte.

„Jetzt wollen viele von ihnen Kiew nicht mehr verlassen“, sagt sie. Und obwohl sie alle mutig sind, haben sie auch alle Angst. Sie erklärt, dass viele von ihnen in den oberen Stockwerken von Hochhäusern leben und dass sie es bei den zehnmal am Tag ertönenden Bombensirenen nicht bis zu den Luftschutzkellern schaffen können.

„Sie unterstützen mich unglaublich, bei meiner Entscheidung zu bleiben“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich bin für sie da, so wie sie für mich da sind.“

Katia hat Glück, denn auch ihre Familie unterstützt sie, und zwar so sehr, dass sie ebenfalls beschlossen hat, in Kiew zu bleiben, damit sie zusammenbleiben können.

„Die Situation wird immer schlimmer“, sagt Katia, und die größte Bedrohung sind die Bomben und Raketen, die bereits 70 zivile Gebäude, darunter Kindergärten und Krankenhäuser, zerstört haben. „Wir haben Angst, aber wir fühlen uns beschützt, von unserem Gott und von unserer Armee“, sagt Katia.

Wie sich die Dinge ändern

Seit dem Beginn des Krieges hat sich viel verändert, auch die Definition einiger scheinbar sehr klarer Begriffe.

„Das Wort 'Frieden' hat sich für mich sehr verändert“, sagt Katia. Sie erklärt: „Erst wenn man den Krieg erlebt hat, beginnt man, den Frieden zu verstehen.“

Aber „Frieden“ ist nicht das einzige Wort, das für Katia eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. Auch das Wort „Flüchtling“ hat sich für sie verändert.

Katia spricht über eine der jüngsten Initiativen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit mit der Bewegung „Jugend für den Frieden“ ins Leben gerufen hat, und erklärt: „In diesem Jahr haben wir damit begonnen, Flüchtlingskinder, vor allem aus Afghanistan, in unsere Schulen einzuladen“. Dort lernen sie Ukrainisch und schließen Freundschaften mit einheimischen Kindern.

„Ein paar Monate vor dem Krieg hatten wir bereits große Angst vor der Möglichkeit eines Krieges“, sagt Katia und beschreibt „die Spannung in der Luft und die Bedrohung durch den Krieg.“

In diesem Moment begann sich die Bedeutung des Wortes „Flüchtling“ zu verändern... denn dann entwickele man Empathie für die Flüchtlinge, sagt Katia, „wenn man versteht, dass man selbst einer sein könnte.“

Dankeschön

Schließlich bedankt sich Katia für die „wertvolle“ internationale Unterstützung, die sie erhält. „Seit den ersten Tagen des Krieges war meine größte Angst, verlassen zu werden und allein zu sein“. Aber durch Worte und Taten, sagt Katia, „wissen wir, dass wir das nicht sind, und dafür danke ich Ihnen sehr.“

(vatican news – pr)
 

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23. März 2022, 13:25