Orthodoxe Kritik an Haltung von Patriarch Kyrill
Kyrill hat in seiner Sonntagspredigt in Moskau den „Ausbruch von Feindseligkeiten“ als Reaktion auf „Versuche“ dargestellt, „das zu zerstören, was im Donbass existiert“. Dort, im russisch besetzten Südosten der Ukraine, lehnten die Menschen die „sogenannten Werte" ab, die der Westen anbiete. Damit meine er unter anderem „die Welt des übermäßigen Konsums“ und der Schwulenparaden, präzisierte der russisch-orthodoxe Patriarch. Gläubige im Donbass leisteten aus Treue zur Kirche Widerstand gegen Gay-Pride-Paraden und würden dafür „gewaltsam unterdrückt“.
Acht Jahre lang habe „die ganze Welt“ zur „Unterdrückung und Vernichtung von Menschen im Donbass“ geschwiegen, so Kyrill. Der jetzige Konflikt habe „keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung“. Dennoch hoffe er auf einen baldigen Frieden. Schon letzte Woche hatte der Patriarch die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“ qualifiziert.
Vor allem in orthodoxen Kirchengemeinden in Westeuropa gehen Gläubige mit dem Moskauer Patriarchen scharf ins Gericht. Die georgisch-orthodoxe Diözese von Belgien und den Niederlanden fordert in einer Erklärung eine Anerkennung der von Moskau unabhängigen orthodoxen Kirche in der Ukraine.
Keine Nennung des Namens von Kyrill in der Liturgie
Eine russisch-orthodoxe Gemeinde in Amsterdam kündigt an, aus Protest gegen die Haltung Kyrills dessen Namen nicht mehr in der Liturgie zu erwähnen. In der Orthodoxie ist dies mehr oder weniger gleichbedeutend mit der Aufkündigung der Kirchengemeinschaft. „Auf diese Weise schließen wir uns dem orthodoxen Klerus der Ukraine an, der in zunehmender Zahl aufhört, des Patriarchen Kyrill zu gedenken“, hieß es in einer Erklärung der Gemeinde.
Ohne die Moskauer Kirchenführung direkt beim Namen zu nennen, übte dieser Tage auch der Sprecher des Bukarester Patriarchats, Vasile Banescu, Kritik an der Haltung der russisch-orthodoxen Kirche. Ein wahrhaftiger Christ habe die moralische und spirituelle Pflicht, in der aktuellen dramatischen Situation, in der Abertausende unschuldige Menschen sterben, Gerechtigkeit von Ungerechtigkeit und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, so Banescu. Ein wahrhaftiger Christ würde auch nicht in das System aus „Falschmeldungen und perfider antieuropäischer Propaganda“ einstimmen.
(patriarchia.ru/kap – sk)
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