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Flüchtlinge aus der Ukraine bekommen Hilfe in einer katholischen Pfarrei in der polnischen Stadt Lubaczów - die ca. 25 km von der ukrainischen Grenze entfernt liegt Flüchtlinge aus der Ukraine bekommen Hilfe in einer katholischen Pfarrei in der polnischen Stadt Lubaczów - die ca. 25 km von der ukrainischen Grenze entfernt liegt 

Polen: Wie das Kolpingwerk Menschen in der Ukraine hilft

Grenzländer der Ukraine leisten gerade besonders viel Hilfe für ukrainische Flüchtlinge. Auch das Kolpingwerk Polen ist aktiv und bringt Hilfsgüter von Krakau aus in die Ukraine. Koordinatorin Patrycja Kwapik erläutert im Interview mit dem Kölner Domradio die Lage vor Ort.

Domradio: Sie waren am Wochenende zusammen mit anderen Helfern im Westen der Ukraine im Einsatz. Kommt man überhaupt noch so einfach über die Grenze in die Ukraine und zurück? 

Patrycja Kwapik (Koordinatorin der Ukraine-Nothilfe von Kolping Polen): Ja, man kann ohne Probleme über die Grenze fahren. Wir sind natürlich ein Hilfstransport und haben dazu entsprechende Unterlagen. Am Samstag haben wir circa vier Stunden an der Grenze gewartet. Das war ziemlich lang. Beim ersten Transport dauerte es nur eine Stunde. Aber man sieht, dass viele Wagen mit Nothilfe da sind. Deren Unterlagen müssen alle geprüft werden. Private Autos fahren nicht so viele in die Ukraine. Das sind vor allem Hilfskonvois. 

Domradio: Wie haben Sie am Wochenende denn helfen können? 

Kwapik: Wir sind mit zwei Tonnen Hilfsgütern direkt nach Užhorod gefahren. Dort befindet sich eine lokale Filiale des Kolpingwerks Ukraine. Die Menschen dort werden dann unsere Hilfsgüter weiterverteilen, dorthin, wo Hilfe benötigt wird.

Gepackt haben wir zum Beispiel Sachen für kleine Kinder mit Müttern, die in Häusern für Flüchtlinge im Westen der Ukraine leben. Konkret sind das gute und warme Kleidung, warme Schuhe oder medizinische Artikel. 

Auch der vatikanische Flüchtlingsbeauftragte Kardinal Czerny war in Užhorod , als er im Auftrag des Papstes jüngst in die Ukraine reiste
Auch der vatikanische Flüchtlingsbeauftragte Kardinal Czerny war in Užhorod , als er im Auftrag des Papstes jüngst in die Ukraine reiste

Wo das Leben noch "normal" ist

Domradio: Užhorod liegt noch weiter westlich als Lwiw an der Grenze zur Slowakei. Wie viel bekommt man da vom Krieg mit? 

Kwapik: In Užhorod ist das Leben normal. Unsere ukrainischen Freunde sagen, sie arbeiten normal und können auch noch viele Artikel in Geschäften kaufen. Man sieht aber, dass in der Stadt viel mehr Menschen leben als normalerweise. Die Einwohnerzahl hat sich durch die Geflüchteten quasi verdoppelt. Man sieht auch viel Unterstützung.

„Es sind keine Soldaten auf der Straße. Dort ist es ganz ruhig und deswegen fahren viele Hilfsorganisationen aus Westeuropa dorthin, um die Hilfstransporte dort zu übergeben“

Aber es sind keine Soldaten auf der Straße. Dort ist es ganz ruhig und deswegen fahren viele Hilfsorganisationen aus Westeuropa dorthin, um die Hilfstransporte dort zu übergeben. 

Domradio: In Polen sind seit Beginn des Kriegs mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland eingetroffen. Wie bewältigt das Land Polen das? 

Eine ukrainische Flüchtlingsfrau und Kinder haben Unterkunft in einem Pfarrhaus in Polen gefunden
Eine ukrainische Flüchtlingsfrau und Kinder haben Unterkunft in einem Pfarrhaus in Polen gefunden

Große Solidarität

Kwapik: In den letzten zwei Wochen haben wir jeden Tag gehört und gesehen, wie viele Menschen zu uns kommen. In den letzten Wochen gab es eine große Solidarität von Menschen, die in Polen leben. Hier lebten schon vorher viele Ukrainer und deswegen ist es auch sprachlich leichter, Hilfe zu leisten.

Viele Menschen haben ihre Privathäuser geöffnet und die Menschen eingeladen. Viele waren als Freiwillige an der Grenze, um dort mit Essen und allem, was notwendig ist, zu helfen. Man sieht also, dass die Gesellschaft sehr solidarisch ist. Das ist ein tolles Gefühl und ich hoffe, dass das weiterhin so bleibt. Inzwischen entwickeln aber auch öffentliche Stellen Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. 

„Viele Menschen haben ihre Privathäuser geöffnet und die Menschen eingeladen“

Domradio: Wie sieht das mit Politikern aus? Kümmern die sich auch in Polen? Oder ist das ausschließlich die Zivilgesellschaft, die sich um die Versorgung der Flüchtlinge kümmert? 

Kwapik: Man sieht, dass die Privatmenschen sehr viel leisten, und das auch selbst finanzieren. Aber auch offiziell sind schon neue Regeln erlassen worden. Die Flüchtlinge können zum Beispiel jetzt in Polen eine polnische ID-Nummer bekommen, damit sie auch legal arbeiten können.

All diese formellen Unterlagen sind von der Stadt schon vorbereitet, damit die Ukrainer hier in Polen ihr Leben organisieren können. Und wenn es um Unterkünfte geht, können Menschen auch Unterstützung für Übernachtung und Verpflegung von der Stadt bekommen.

Das Interview führte Dagmar Peters. 

(domradio - sst)

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22. März 2022, 10:06