Ukraine-Krieg: Caritas-Organisationen leisten Hilfe vor Ort
Der österreichische Caritas-Chef Schwertner war am Dienstag mit einem Team der Caritas Österreich und der Caritas der Erzdiözese Wien aufgebrochen und befindet sich derzeit in der Stadt Ubla in der Ostslowakei.
Bisher seien bereits mehr als 40.000 Menschen aus der Ukraine in die Slowakei geflüchtet. An der Grenze verteile die lokale Caritas warmen Tee und Essen, Schlafsäcke und Decken. Dutzende Freiwillige hätten zudem Zelte für die Ankommenden errichtet, berichtete Schwertner. Sowohl von staatlicher Seite, aber auch von der slowakischen Caritas werde die Hilfe höchst professionell organisiert. „Die Solidarität ist wirklich überwältigend“, sagte der Caritasdirektor. Aus Österreich habe man Windeln, Nahrung und Kleidung für Babys sowie Decken mitgebracht.
Er selbst habe sich ein Bild der Lage direkt am Grenzübergang machen können und auch einige Gespräche geführt, so Schwertner. „Ich habe mit einer Mutter geredet, die zu Fuß mit ihren drei Kindern aus Lemberg geflüchtet ist.“ Am Dienstag hätten die Menschen bei eisigen Temperaturen und Minusgraden in der Nacht bis zu 15 Stunden an der Grenze ausharren müssen.
Menschen wünschen nichts mehr als Frieden
„Alle sind sehr erschöpft“, berichtete Caritashelfer Schwertner. „Ich habe eine Frau mit einem zwölf Tage alten Neugeborenen getroffen, das noch in Kiew geboren wurde." Sie sei 32 Stunden mit dem Zug unterwegs gewesen, ihr Mann in der Ukraine geblieben, da er das Land nicht verlassen darf. Die Menschen wüssten nicht, wie es weitergehe, gleichzeitig seien sie froh, es geschafft zu haben und in Sicherheit zu sein.
Niemand könne abschätzen, wie lange der Krieg noch andauern werde. Die Flucht aus der Ukraine werde zudem immer schwieriger. Besonders aus der Ostukraine gebe es aufgrund der heftigen Gefechte fast keine Möglichkeit mehr zu fliehen. Klar sei, dass die Menschen am liebsten so schnell wie möglich wieder zurückwollen. „Sie wünschen sich nichts mehr als Frieden.“
Schwertner rechnet damit, dass es einen „sehr langen Atem in der Hilfe“ brauchen wird. Die nächsten Hilfstransporte aus Wien seien jedenfalls bereits vorbereitet und bereit, sich auf den Weg in die Slowakei zu machen. Er danke allen Menschen, die bereits geholfen haben und bitte weiterhin um Spenden für die Flüchtenden. Mit einer Spende von 25 Euro könnte etwa ein Nothilfepaket bereitgestellt werden, das Zucker, Mehl, Tee, Sonnenblumenöl, Butter und Lebensmittelkonserven enthält. (Spenden an IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukraine Soforthilfe, oder online: www.caritas.at/ukraine)
Ungarische Caritas ruft zu großzügiger Hilfe auf
Auch die katholische Bischofskonferenz in Ungarn hat ihre Sorge über den Krieg in der Ukraine ausgedrückt und zur großzügigen Hilfe für Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgerufen. „Wir empfinden Mitgefühl und teilen den Schmerz all derer, die in irgendeiner Weise unter diesem bewaffneten Konflikt leiden“, heißt es in einer in Budapest veröffentlichten aktuellen Mitteilung der Bischöfe. Verstärkt werde dies dadurch, dass in der sogenannten Karpatenukraine an der Grenze zu Ungarn - dem westlichsten Teil der Ukraine - auch an die 150.000 Ungarn leben. Die katholische Kirche schließe sich dem Appell von Papst Franziskus zu Gebet und Fasten für Frieden in der Ukraine an.
Gleichzeitig riefen die Bischöfe auch die gesamte ungarische Bevölkerung auf, „allen Flüchtlingen großzügig und nach ihren Möglichkeiten zu helfen“. Die ungarische Caritas kümmere sich im Auftrag der Bischofskonferenz seit der ersten Stunde des Konflikts um Flüchtlinge und Vertriebene aus der Ukraine.
Besonders an der Grenze Hilfe nötig
Besonders die beiden östlichsten Caritasverbände, jene der Diözesen Nyiregyhaza und Debrecen, sind laut Angaben der Bischofskonferenz bei diesen Hilfeleistungen aktiv. Konkret gibt es am Grenzübergang Barabas-Mezkaszony eine Wärmestube, eine Erstversorgung der Ankommenden mit Mahlzeiten und Getränken, ein Aufnahmezentrum und eine Weitervermittlung zu Unterkünften oder zu Bahnhöfen. Neben Caritas-Mitarbeitern und vielen Freiwilligen ist auch ein Priester zur seelischen Betreuung vor Ort.
Die Hilfesuchenden kämen „in Wellen“ zur Grenze, berichtete Caritasdirektor Gabor Ecsy. Derzeit handle es sich vor allem um ukrainische Mütter und Großmütter mit vielen Kindern, ebenso jedoch auch viele afrikanische und indische Studenten, denen man beim Transit behilflich sei. „Einige von ihnen brauchen Ruhe, sie können schlafen, sie können im Caritas-Stützpunkt Essen und logistische Hilfe bekommen. Wir versuchen auch, ihre Verwandten zu erreichen, die in der Ukraine geblieben sind“, sagte Ecsy.
Karpatenukraine vor „humanitärer Katastrophe“
Eine Delegation der ungarischen Caritas besuchte demnach am Wochenende auch die Karpatenukraine. Derzeit gebe es dort eine Quote für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den vom Krieg betroffenen Landesteilen, berichtete Caritas-Chef Ecsy: Mindestens 50 und maximal 1.700 Vertriebene - die vorrangig aus dem Donezbecken und aus Kiew kommen - müsse jedes Dorf aufnehmen. Die Flüchtlinge würden alle „mit offenen Armen und warmen Herzen“ empfangen.
Dennoch sei die Situation in der bislang vom Krieg noch verschonten Region ebenfalls sehr schwierig: Einerseits, da alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren zur Armee eingezogen werden. Andererseits sei die ukrainische Währung, die Griwna, infolge des Krieges von starker Inflation betroffen, es gebe enorme Preisanstiege, den Wegfall der ohnehin geringen Pensionszahlungen sowie auch die Sorge um sich leerende Geschäftsregale. In naher Zukunft würden haltbare Lebensmittel mit Sicherheit dringend benötigt. „Die Menschen werden einfach nichts mehr zu essen haben“, warnte die ungarische Caritas. Eine humanitäre Katastrophe drohe.
(kap - cs)
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