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Kiewer Weihbischof: „Hochachtung vor dem Papst“

Während der Vatikan im Ukraine-Krieg weiter auf Diplomatie setzt, werden immer mehr Stimmen laut, die den Papst zu einem Besuch in dem umkämpften Land einladen. Laut dem ukrainischen Botschafter in Italien müsse vor einem etwaigen Papstbesuch aber zunächst ein Waffenstillstand erreicht werden. Und auch der Weihbischof von Kiew-Žytomyr, Aleksandr Yazlovetskyi, hält es für keine gute Idee, Franziskus jetzt einzuladen.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Franziskus war bereits in einem Land, in dem Krieg herrscht: Am 29. November 2015 war er in die Zentralafrikanische Republik gereist, die von einem fast dreijährigen Bürgerkrieg heimgesucht wurde. Als er in Bangui die Heilige Pforte öffnete, um von dort aus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit einzuläuten, wurde er von UN-Blauhelmen eskortiert. Damals hatten die Parteien jedoch einen Waffenstillstand ausgehandelt.

Wie der Chefdiplomat des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, erklärte, setze der Vatikan im Ukraine-Krieg darauf, „alles zu tun, um den Krieg zu beenden und danach Verhandlungen aufzunehmen“. Und auch der ukrainische Botschafter in Italien, Jaroslaw Melnyk, erklärte, dass vor einem etwaigen Besuch des Papstes in Kiew zunächst ein Waffenstillstand erreicht werden müsse.

Die Einladungen nach Kiew

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hat den Papst vor zwei Wochen zu einem Besuch in der umkämpften Stadt eingeladen. Eine Einladung, die Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Telefonat mit Papst Franziskus am Dienstag wiederholte. Der Vatikan betont, dass es derzeit keine Pläne für eine solche Reise gebe.

Auch der Weihbischof von Kiew-Žytomyr, Aleksandr Yazlovetskyi, glaubt nicht, dass dies möglich sei. „Wir laden den Papst schon seit einem Jahr ein und beten für dieses Vorhaben. Aber es ist keine gute Idee, ihn jetzt einzuladen. Wir haben nicht viele Heilige Väter, wir haben nur einen. Auch Kardinal Krajewski hat es nur bis Lemberg geschafft, und musste dann umkehren. Was uns am meisten am Herzen liegt, ist die Sicherheit von Papst Franziskus,“ erklärte er am Mittwoch im Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Sir.

Die Aufforderung des Papstes zum gemeinsamen Friedensgebet

In den ersten Kriegstagen habe man beschlossen, dass der Bischof in Kiew, der Weihbischof in Zytomyr bleiben solle, erzählt Yazlovetskyi. Mitten im Krieg sei dann das Schreiben eingetroffen, mit dem Franziskus die Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubigen der ganzen Welt auffordert, sich am 25. März dem Gebet zur Muttergottes um Frieden anzuschließen.

Seit Ausbruch des Krieges ist auch kein Sonntag vergangen, an dem sich der Papst nicht für Frieden in der Ukraine stark gemacht hat. Für diese Appelle sei man ihm in der Ukraine sehr dankbar, betont der Weihbischof:

„Diese Appelle sind nicht nur für die Katholiken wichtig, sondern für das gesamte ukrainische Volk, für die Orthodoxen und die Nicht-Glaubenden. Jede Geste der Freundschaft, jede Geste der Unterstützung, jedes Land, das seine Verbundenheit zum Ausdruck bringt, ist wichtig. Der Heilige Vater hat von Anfang an eine klare Position bezogen und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, wie er diesen Krieg sieht. Und dafür hat er sich unsere Hochachtung verdient.“ 

Die Kraft des Gebets

Die Menschen seien müde, könnten es kaum erwarten, dass der Krieg, der vor drei Wochen begonnen hat, endlich zu Ende geht. Aber leider sehe es so aus, als würde er noch lange dauern, beklagt der Weihbischof. Die Russen hätten viele Kirchen zerstört, auch die orthodoxen Kirchen des Moskauer Patriarchats. In der ganzen Ukraine heulten die Sirenen fast den ganzen Tag und die ganze Nacht. Die Menschen müssten sich verstecken.

„Es ist ein Krieg des Guten gegen das Böse, des Lichts gegen die Finsternis; ein Krieg gegen die christlichen Werte: Er macht vor nichts und niemandem Halt, Frauen und Kinder werden getötet, Kirchen werden zerstört. Und es ist auch ein Krieg gegen die Werte der Europäischen Union,“ so Yazlovetskyi. „Für uns Gläubige ist das Gebet wichtig, denn nur Gott und die Gottesmutter können das Wunder des Friedens bewirken. Wir bitten auch um ein Gebet für unser Volk, damit es sich bekehrt und diesen Krieg nicht nur mit zerstörten Städten hinter sich lassen wird, sondern mit einem zu Gott bekehrten Herzen.“ Den vielen Menschen, die ihr Zuhause, ihr Hab und Gut verloren haben, wünscht er, dass sie Gott als ihren Vater erkennen können.

„Bitte beten Sie auch für die Bekehrung Russlands. Und was unsere Landsleute angeht, die auf der Flucht sind: Heißen Sie sie willkommen!“, so der abschließende Wunsch des Weihbischofs von Kiew-Žytomyr.

(sir/corriere della sera - skr)
 

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24. März 2022, 13:28