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Erzbischof Charles Jude Scicluna Erzbischof Charles Jude Scicluna 

Papstreise nach Malta: Hafen sein, nicht Insel

Auf seiner Maltareise wird Papst Franziskus vom Vorsitzenden der maltesischen Bischöfe, Charles J. Scicluna, begleitet. Im Interview mit Vatican News spricht der Erzbischof über Erwartungen an den Papstbesuch und ordnet die Bedeutung der Reise ein.

Michele Raviart und Anne Preckel - Vatikanstadt

Franziskus komme als „Bote der Barmherzigkeit, der Versöhnung und des Friedens“ nach Malta, ist der Erzbischof von Malta überzeugt. Sein Besuch, der wegen der Corona-Pandemie verschoben worden war, werde von den Menschen schon seit zwei Jahren sehnlichst erwartet. Scicluna geht auf die Bedeutung des Ortes Malta ein.  

„Der Papst spricht auf Malta aus dem Süden Europas, aus dem Herzen des Mittelmeers, das seit jeher ein Schauplatz der Annäherung, aber auch des Konflikts ist und das eine Geschichte hat, die drei Kontinente verbindet, aber auch trennt. Die Reise fällt auf jenen Sonntag der Fastenzeit, an dem Jesus die Ehebrecherin vor dem Todesurteil bewahrt und dieser Frau, die in flagranti beim Ehebruch ertappt wurde, einen Neuanfang ermöglicht. Das Wort Gottes, das wir gemeinsam mit dem Heiligen Vater am Fastensonntag des 3. April feiern werden, spricht gerade von Versöhnung, von Barmherzigkeit, aber auch von einem Neuanfang. Dies ist die Botschaft, die der Papst nach Malta bringt, in das Herz des Mittelmeers, aber mit Blick auf die ganze Welt und insbesondere auf unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine.“

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Malta als Hafen und Zuflucht

Aktuell werde in Malta eine neue Regierung gebildet, der neue Premierminister wurde vor wenigen Tagen vereidigt, was die gesellschaftliche Debatte präge, so Scicluna. „Immer aktuell“ seien auf der Mittelmeerinsel die Themen Migration und Gastfreundschaft. Auf sie lenkt der Papst mit seinem Maltabesuch vor allem die Aufmerksamkeit. Das Thema Flucht habe in Europa darüber hinaus angesichts des Exodus von Hunderttausenden von Flüchtlingen aus der Ukraine eine neue Aktualität erfahren.

„Wenn wir uns Osteuropa ansehen, wird die Realität der Migranten, die vor gewalttätigen, aggressiven und ungerechten Konflikten fliehen, sehr deutlich, und sie lädt uns ein, diejenigen aufzunehmen, die nicht aus einer Laune heraus, sondern aus Not und Notwendigkeit aus ihrem eigenen Land fliehen. Seit Jahren sind wir in Malta eine Grenze, die keine Barriere sein darf, sondern ein Punkt der Konfrontation, ein Punkt des Willkommens sein muss.“

Diese Erzählung von Malta nicht als abgeschlossener Insel, sondern als Hafen sei „sehr alt“, so Scicluna. Auch die Apostelgeschichte erzähle von der Aufnahme 276 Schiffbrüchiger, darunter des Apostels Paulus.

„Ich war schon immer beeindruckt von der Tatsache, dass einige Gelehrte behaupten, eine der Etymologien des Namen ,Malta‘ stamme von einer sehr alten phönizischen Wurzel ab - ,malet‘ - und bedeute ,sicherer Hafen‘, ,sicherer Zufluchtsort‘. Malta ist mit wirklich sicheren Häfen gesegnet, in denen diejenigen, die auf dem Meer reisten, auch Halt machen, sich erfrischen und sogar gottesdienstliche Handlungen vollziehen konnten. Denn Malta verfügt über zahlreiche Gotteshäuser, die aus der Zeit vor dem Christentum stammen und die eben nicht nur eine persönliche und psychologische, sondern auch eine spirituelle Zuflucht waren. Das ist eine geopolitische Berufung, der wir uns nicht entziehen können.“

Zugleich würde sich Malta in Punkto Migration auch mehr europäische Unterstützung wünschen, macht Erzbischof Scicluna weiter deutlich. Die solidarische Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen in europäischen Ländern, die derzeit stattfinde, sei eine „wunderschöne Reaktion“, lobt er.

„Und wir sagen unter uns, dass es schön wäre, wenn diese europäische Solidarität auch mit den südlichen Ländern gelebt werden könnte, die seit Jahren eine unverhältnismäßige Last tragen, ohne die gleiche Solidarität zu erhalten wie die anderen.“

Ein Wort, das rettet, versöhnt und heilt

Auf Malta reist der Papst zu den Quellen der Verkündigung des Evangeliums. Nach dem Schiffbruch des Apostels Paulus im Jahr 60 n. Chr. begann an diesem Ort die Christianisierung der Insel. Wie seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. will auch Franziskus am Sonntag auf Malta die Höhlen des Paulus besuchen. Wie Lukas berichtet, wurde Paulus auf Malta gastfreundlich empfangen. Von seinem Wirken auf der Insel ist vor allem bekannt, dass er heilte.

„Paulus blieb drei Monate lang bei uns, in dieser alten Grotte, die die Päpste besuchen, wenn sie hier sind. Wir leben heute unter dem Einfluss der Säkularisierung, einer globalisierten Welt mit einer sehr flüssigen Haltung gegenüber menschlichen, persönlichen und moralischen Verpflichtungen. Der Papst kommt als derjenige, der uns an die Radikalität des Evangeliums, aber auch an Heilung erinnert, und er bringt das Wort Jesu. Lukas hat nicht berichtet, was Paulus auf Malta genau über Gott sagte – er erzählt uns von den Heilungen, die Paulus im Namen Jesu wirkte. So sind wir beziehungsweise unsere Vorfahren Jesus in dem Wort begegnet, das rettet, das versöhnt, das heilt. Und das ist das Wort, das wir vom Papst, dem Nachfolger Petri, erwarten.“

Interview: Michele Raviart, Valletta, Korrespondent für Vatican News auf Malta.

(vatican news – pr)

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01. April 2022, 13:39