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Karakosch im Irak am Palmsonntag Karakosch im Irak am Palmsonntag 

Irak: Die Botschaft von Ostern ist Hoffnung

In dem Land, in dem Papst Franziskus vor einem Jahr die Welt aufgefordert hat, die Waffen schweigen zu lassen, versucht der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, die schlimmste Not zu lindern. „Krieg ist nie eine Lösung, er richtet nur enormen Schaden an,“ betont Pater Joseph Cassar SJ, Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) im Irak.

Antonella Palermo und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Wie der Jesuit berichtet, habe eine beeindruckende Menschenmenge an der Palmsonntagsfeier in Karakosch teilgenommen. Dort, wo Papst Franziskus am 7. März daran erinnerte, dass „Gott und sein Sohn, der Sieger über Sünde und Tod, das letzte Wort hat“, herrscht wieder reges Treiben. Nach den Einschränkungen durch die Pandemie und den Jahren, in denen die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen gezwungen war, die Stadt zu verlassen, seien die Straßen endlich wieder voller Menschen, die es nach Frieden dürste, beschreibt der Jesuit die Lage vor Ort. „Ostern erinnert uns daran, dass es trotz aller Schwierigkeiten, die wir erleben, immer Hoffnung gibt. Sie lehrt uns, dass nicht der Tod, sondern das Leben das letzte Wort hat. Ostern ist eine Quelle der Hoffnung und des neuen Lebens dank der Auferstehung des Herrn. Und so sprechen wir all jenen Mut zu, die dabei sind, die Hoffnung zu verlieren.“

Das Drama der Vertriebenen

Denn eines weiß Pater Cassar nur allzu gut: Diese Hoffnung wird oft auf eine harte Probe gestellt. Vor allem in den Gebieten im Norden des Landes lebten die Flüchtlinge, vor allem Syrer, in einer ausgesprochen prekären Lage. „Es ist eine Tragödie, die seit 2011 andauert“, erinnert sich Pater Cassar und erklärt, dass sich der Jesuiten-Flüchtlingsdienst vor allem um die jesidische Minderheit kümmere, „die durch die Gräueltaten des selbsternannten Islamischen Staates in der Sinjar-Region vertrieben wurde“. Männer und alte Menschen seien kaltblütig ermordet, Frauen und Mädchen zu Sexsklaven degradiert worden, Minderjährige habe man als Kindersoldaten angeworben, beschreibt er die Schrecken vor Ort. Seit acht Jahren müssten die Vertriebenen in behelfsmäßigen Unterkünften kampieren. „Es ist völlig ungewiss, ob sie in ihre Herkunftsorte zurückkehren werden, zum Beispiel nach Mosul. Wir sprechen hier von 250.000 Menschen. Die syrischen Flüchtlinge machen weitere 250.000 aus. Die Gesamtzahl der Vertriebenen im Irak beträgt 1,2 Millionen", so die traurige Bilanz.

Die Not der Jesiden

Die allgemeine Instabilität im Land mache dauerhafte Lösungen schwierig, beschreibt Cassar die Probleme, vor denen der Jesuiten-Flüchtlingsdienst im Irak steht. Ihm selber läge vor allem das Schicksal der 2.700 Jesiden am Herzen, die noch immer vermisst werden. „Es ist bekannt, dass sie noch leben, aber es ist nicht bekannt, wer ihnen die Freiheit nimmt. Es liegt auf der Hand, dass diese Ungewissheit für ihre Angehörigen eine enorme psychische Belastung darstellt. Deshalb kümmern wir uns ja auch um diese Familien, wollen ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind. Wir machen ihnen klar, dass sie als Menschen zählen. Das ist ein wichtiges Element unserer Arbeit. Und dann verteilen wir natürlich auch Lebensmittel und andere lebensnotwendigen Güter, bieten finanzielle und rechtliche Unterstützung an.“

Palmsonntag in Karakosch
Palmsonntag in Karakosch

Auch im Bildungsbereich seien die Jesuiten vor Ort tätig, schließlich gehe es nicht nur darum, die öffentlichen Schulen zu ersetzen, sondern auch Nachhilfekurse für Kinder zu organisieren, die wegen Covid, Vertreibung und einer denkbar schlechten Infrastruktur ins Hintertreffen geraten sind. Es fehle an grundlegenden Dingen wie Stühlen, Tischen und Büchern, beklagt der Jesuit. Besonders wichtig sei auch eine spezialisierte psychiatrische Betreuung: „Die Traumata sind enorm. Es gibt viele Menschen, die innerlich zerrissen sind. Oft sehen wir die Schäden an den Gebäuden, aber wir sehen nicht, was das alles in den Menschen angerichtet hat. Sie erinnern mich an die Wunden Christi,“ meint Cassar.

Krieg ist nie die Lösung

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine stellt der Pater fest, dass wir immer wieder in Kriegssituationen zurückfallen: „Es gibt so viele Menschen, die Kriege anzetteln, dass wir genauso viele, ja sogar mehr Menschen brauchen, die nicht nur guten Willens sind, sondern auch gute Taten vollbringen. Menschen, die sich für die Verteidigung und den Aufbau des Friedens einsetzen“. Eine Aufgabe, in die die politischen Entscheidungsträger und die Bevölkerung einbezogen werden müssten. „Wir müssen alle gemeinsam eine Menschheit aufbauen, die sich nicht im Krieg befindet, denn Krieg ist nie die Lösung“, so das Fazit des JRS-Leiters im Irak.

(vaticannews - skr)
 

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17. April 2022, 14:17