Libanon: Krise und Auswanderung
Laut der Nachrichtenagentur AsiaNews wandern seit 2020 pro Monat 10.000 Menschen aus, und dem Land fehlen so immer mehr Arbeitskräfte. Diverse Bereiche, wie etwa der Gesundheitssektor, leiden unter akutem Personalmangel. Doch Lösungen für die wirtschaftliche, institutionelle und soziale Krise des Libanon sind nicht in Sicht. Und so verlassen immer mehr Menschen das Land: „Hier bleiben nur die Fliegen", sagt Suzanne Menhem, die am Instiut für Sozialwissenschaften der libanesischen Universität zur Abwanderung der Jugend forscht. Sie spricht von tausenden Auswanderen. Es sind meist junge Erwachsene oder Paare aber auch - und das ist neu - immer mehr Familien, die ihrer Heimat den Rücken kehren.
Der so genannte „Brain drain", also die Abwanderung von gebildeten, qualifizierten Leuten wie Wissenschaftlern, Forschern und Ärzten, beunruhigen besonders. Laut der Weltgesundheitsorganisation haben seit 2009 mehr als 40 Prozent der Ärzte das Land verlassen - und diese Tendenz hält weiter an.
Vom „Krankenhaus des Nahen Ostens" ist kaum noch etwas übrig
Der Präsident der Ärztekammer, Charaf Abou Charaf, sagt: „Alle 14 Tage leisten etwa 40 neue Auszubildende ihren Amtseid und fast alle gehen dann, weil sie nicht in der Lage sind, in ihrem Beruf Fuß zu fassen, das Existenzminimum nicht gesichert ist." Er vermutet, dass bis Ende des Jahres etwa 800 neue Ärzte das Land verlassen. „Und das ist eine Katastrophe. Wir müssen diesen Blutsturz so schnell wie möglich stoppen!"
Vom Libanon, der einst als „Krankenhaus des Nahen Ostens" galt, ist nicht mehr viel übrig. Zumal nicht nur der Nachwuchs geht - auch viele Spezialisten und langjährige Fachkräfte sehen im Libanon keine Zukunft mehr.
Das Land blutet aus
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.