Moldau: Kriegsgefahr und das Engagement der Kirche
Besorgniserregend sei vor allem das Szenario in Ost-Moldau, wo in diesen Tagen das prorussische Separatistengebiet Transnistrien Schauplatz mehrerer Explosionen unklarer Ursache war. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnete die Lage dort bei einer Anhörung im Bundestag als „äußerst kritisch“. Der moldawische Amtskollege Nicu Popescu sprach seinerseits von einer „gefährlichen Verschlechterung der Lage“. „Unser Land ist klein und ziemlich schwach und wir sind gespalten. Deshalb habe ich heute auch keine Angst vor einem Krieg oder vor Kämpfen, die von außen kommen könnten. Ich befürchte, dass diese Krise hier zu Konfrontationen zwischen Pro-Russen und Pro-Ukrainern führen könnte“, erklärte der Bischof von Chisinau, Anton Cosa, an dem Tag, an dem in Transnistrien „Schüsse aus tragbaren Panzerabwehrgranaten“ auf das Gebäude des Ministeriums für Staatssicherheit in der selbsternannten Hauptstadt Tiraspol abgefeuert wurden.
435.000 ukrainische Flüchtlinge in Moldau
Der Strom der ankommenden ukrainischen Flüchtlingen in Moldau reiße nicht ab. Im größten Ausstellungszentrum in Chisinau , das in ein Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine umgewandelt wurde, befänden sich vor allem Frauen und Kinder, aber auch ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Nach den neuesten Daten habe die Republik Moldau über 435.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, von denen viele nur kurze Zeit blieben und in andere Länder weiterreisen würden, aber es gebe auch viele, die hier bleiben würden. Man rechne mit etwa 100.000. „Sie sind voller Hoffnung auf ein baldiges Ende des Konflikts und träumen nur davon, in ihre Heimat zurückzukehren“, so Bischof Cosa. Angesichts der Verschärfung des Konflikts in den letzten Tagen, insbesondere in der Donbass-Region, seien diese Pläne jedoch „absolut nicht ratsam“.
Unhcr: Jeder Flüchtling erhält eine Prepaid-Karte
Die Republik Moldau versuche, die Wartezeit so kurz wie möglich zu gestalten. Jeder Flüchtling, der in einem Datensystem registriert sei, erhalte eine Prepaid-Karte mit einem monatlichen Guthaben von 2.500 Leu, was etwa 130 Euro pro Monat entspricht. Eine weitere UN-Agentur helfe denjenigen, die Flüchtlinge länger als eine Woche in ihren Häusern beherbergen: Sie würden einen einmaligen Betrag von 3.500 moldauischen Leu erhalten. Im Rest des Landes gebe es zahlreiche weitere Aufnahmezentren, von denen 99 von der Regierung anerkannt seien.
„Wir haben Angst, wir sind Menschen“
„Die Menschen in unserem Land sind verängstigt und verunsichert“, klagt Pater Petru Ciobanu, der aus Moldau stammt. Es sei ein Gefühl, erklärt er, „das nicht erst jetzt aufkam, sondern sich bereits mit den ersten Nachrichten über die Absicht Russlands, in die Ukraine einzumarschieren, verbreitet hatte“. Sie sei nicht verschwunden, erklärt der Geistliche, „trotz des Erfolgs des ukrainischen Militärs gegenüber den russischen Vorstößen“. Angesichts der Ereignisse in Odessa mit den Bombenanschlägen auf Zivilisten und in Tiraspol habe die Spannung auch in seinem Land zugenommen. Dann kommentierte er den Aufruf des Landes, nicht in Panik zu verfallen: „Es ist klar, dass dies menschliche Reaktionen sind“, räumte er ein. Denn hätten viele Angst: „Wir sind ja auch nur Menschen.“
Wie die Kirche vor Ort hilft
Seit den ersten Tagen des Krieges, als die ukrainischen Flüchtlinge kamen, sei die Kirche zur Verfügung gestanden, „um ihnen in ihren Nöten zu helfen“. „Alle unsere Wohltätigkeitsorganisationen“, so Ciobanu weiter, „bieten nach wie vor Unterkünfte, warmes Essen, psychologische und spirituelle Hilfe an. Wir haben ihnen auch geholfen, einen sicheren Transport zu finden“. Und weiter fügt er an: „In der Zwischenzeit ändern sich die Ereignisse von einem Tag auf den anderen, aber wir hoffen, dass die Dinge gut laufen werden. Einige sagen, dass Russland nicht in Moldau intervenieren wird. Ich glaube nicht, dass er [Putin, Anm. d. Red.] die russische Bevölkerung in Transnistrien in Gefahr bringen will“, fügt er hinzu. Als Priester könne und müsse er sagen, „dass wir dafür beten, dass das Leben bald wieder zur Normalität zurückkehrt“.
(vatican news - mg)
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