Osttimor: Die Verfassung muss geachtet werden
Bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen wurde der Unabhängigkeitsführer und Nobelpreisträger Jose Ramos-Horta - ehemaliger Präsident des Landes von 2007 bis 2012 - erneut zum Präsidenten von Osttimor gewählt. Die Präsidentschaftswahlen fanden in zwei Phasen statt, da kein Kandidat im ersten Wahlgang am 19. März die Mehrheit der Stimmen erhielt. Nach Angaben der staatlichen Wahlbehörde erhielt Ramos Horta in der Stichwahl mit 62 Prozent die meisten Stimmen. Francisco Guterres, der derzeitige Präsident des Landes, erhielt 38 Prozent der Stimmen. Der neue Präsident wird am 20. Mai, dem 20. Jahrestag des jüngsten Staates Asiens, vereidigt werden.
Die katholische Kirche in Osttimor, einem mehrheitlich katholischen Land, hat sich immer für Ausgewogenheit und Mäßigung ausgesprochen: „Wir müssen uns immer von der Verfassung inspirieren lassen und an ihr festhalten, indem wir die Disziplin aller Einwohner fördern, um unser Land dauerhaft in eine friedliche, wohlhabende und demokratische Gesellschaft umzuwandeln“, sagte Erzbischof Da Silva nach der Stimmabgabe in Dili anlässlich der Wahl. Der Präsident müsse „als Vaterfigur für die Menschen im Land agieren und von allen politischen Gruppierungen respektiert werden“, sagte er.
Keine Unterscheidung nach Befürwortern oder Gegnern geben
Als Oberhaupt des Landes, sagte der Erzbischof über den Präsidenten, „sollte es keine Unterscheidung nach Befürwortern oder Gegnern geben, sondern alle Bürger sollten ihn als ihren Präsidenten betrachten, da er das Oberhaupt der Nation ist“. Der Salesianer-Erzbischof beglückwünschte die Bevölkerung von Osttimor zu ihrer Teilnahme an den Wahlen, sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang, und hoffe, dass „der neue Präsident hart arbeiten wird, um das Land aus der Armut zu führen“.
Die allgemeine Erwartung an den neuen Präsidenten sei, dass er, auch wenn er aus den Reihen der Parteikandidaten gewählt wird, „der Präsident aller Bürger“ sein werde. „So würde er Frieden und Stabilität fördern und Instabilität, Chaos und Wirtschaftskrisen hinter sich lassen“, erklärt Acacio Pinto, ein Soziologe aus Dili, gegenüber der Nachrichtenagentur Fides. „Ich denke, dass die Wahlen friedlich verlaufen sind und dass das Volk seinen Präsidenten klar und deutlich gewählt hat“, sagte Pinto. Das Land, so Pinto weiter, habe erst Anfang letzten Jahres wieder politische Stabilität erlangt, und die Wirtschaft sei nach drei Jahren Rezession gerade wieder auf Wachstumskurs. „Der Weg zur Demokratie“, so der Analyst, „ist eine Herausforderung, da die Regierungen gegen die weit verbreitete Armut, Arbeitslosigkeit und Korruption kämpfen müssen“.
Einem kürzlich erschienenen Bericht der Weltbank zufolge leben etwa 42 Prozent der Bürger von Osttimor unterhalb der Armutsgrenze, was auch auf die Zeit der Covid-19-Pandemie zurückzuführen sei. Das Land wurde 2002 von Indonesien unabhängig und hat 1,3 Millionen Einwohner. Es ist das nach den Philippinen zweite Land Asiens mit einer mehrheitlich katholischen Bevölkerung. Etwa 98,3 Prozent der Bevölkerung ist getauft.
(fides - mg)
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