Erzbischof Scicluna: Die Papstreise Früchte tragen lassen
Michele Raviart - Valletta
Die Worte, Gesten und Begegnungen des Papstes mit den Menschen auf Malta und Gozo haben einen tiefen Eindruck und ein starkes Gefühl der „Heilung“ hinterlassen. Diese Bilanz zieht Maltas Erzbischof Charles Jude Scicluna im Rückblick auf die zwei intensiven Reisetage des Papstes.
Im Interview mit Radio Vatikan zeigt sich der Bischof immer noch spürbar bewegt von dem Papstbesuch. Und er berichtet, was die Malteser empfunden haben, als der Papst endlich auf die Insel kam – wegen Verschiebung der Reise hatten sie ja länger auf diesen Moment gewartet.
„Es war ein sehr starker Moment der Gnade und eine große Verantwortung, weil wir so viel von den Worten, den Gesten, der warmen und herzlichen Anwesenheit des Papstes empfangen haben. Und das ist ein Erbe, das auch zu einer Verantwortung für uns wird. Jetzt müssen wir dieses Samenkorn zum Wachsen bringen, das der Herr in seiner Barmherzigkeit in die Furche der Kirche auf Malta und Gozo gepflanzt hat.“
Heilung
Erzbischof Scicluna hat Franziskus auf Malta auf Schritt und Tritt begleitet. Dabei gab es viele Momente, die ihn beeindruckten, berichtet Scicluna. Und er schildert insbesondere eine Beobachtung, die ihm im Gedächtnis bleibt:
„Zu Beginn, gleich nach der Landung des Papstes, bat ich ihn - weil ich die Bitten und Gebete so vieler Menschen im Herzen trug - um Fürsprache für die körperliche und geistige Heilung von uns allen. Ich sagte: ,Eure Heiligkeit, werdet Ihr uns die Heilung geben, die wir brauchen?‘ Und ich muss sagen: Diese Beziehung des Papstes zum Volk, diese Umarmung des Volkes mit dem Papst hat ein starkes Gefühl der Versöhnung mit sich gebracht, das wenn auch unsichtbar dank der Kraft des Heiligen Geistes sehr wohl wirkt. Was mich in dieser Überzeugung bestärkte, tröstete, war die Freude in den Gesichtern der Menschen, als der Papst kam. Auf den Straßen der Inseln Malta und Gozo herrschte eine Freude bei den Alten, den Kranken, den Jungen und den Kindern, eine Freude, die nur der Heilige Geist geben kann.“
Willkommenskultur
Das Thema Gastfreundschaft und Willkommenskultur sei ein Schlüsselthema des Papstbesuches gewesen, der sich an dem herzlichen Empfang der Insulaner für den Apostel Paulus vor fast 2000 Jahren inspirierte. Papst Franziskus hat auf Malta erneut für eine solidarische Aufnahme von Mittelmeerflüchtlingen und eine geteilte Verantwortung Europas bei dieser Herausforderung geworben. Dazu Scicluna:
„Natürlich ist dieses Aufnehmen, wie Franziskus uns auch in seiner Predigt am Sonntag sagte, nicht so 'billig' zu haben. Es hat einen Preis, bedeutet eine Verantwortung, Verpflichtung. Es ist eine Herausforderung, die wir annehmen, weil sie auch bedeutet, als Christen zu leben. Wir bereiten uns jetzt auf das Osterfest vor: Unsere Erfahrung hier mit dem Papst auf maltesischem Boden, im Herzen des Mittelmeers, verpflichtet uns, die Freude über den auferstandenen Herrn im Geiste Früchte tragen zu lassen, die uns niemand wegnehmen kann.“
Die Freude der Evangelisierung
Zweites Schlüsselthema der Papstreise: Evangelisierung und die damit verbundene christliche Freude. Vor allem bei seiner Predigt im Marienheiligtum von Gozo hat Franziskus diesen Aspekt stark betont.
„Ja, er wiederholte das wie einen Refrain: ,Die Freude der Kirche ist die Evangelisierung‘. Ich habe meinen Mitbrüdern im Bischofsamt gesagt, dass wir darin bereits einen pastoralen Plan für die Zukunft haben: die Frohe Botschaft mit dem Zeugnis des inneren Friedens zu verkünden, der nicht flieht, der das Kreuz nicht missachtet, sondern der das Kreuz trägt, der die Last des Lebens trägt, mit Gelassenheit und auch mit Freude.“
Von Malta aus habe der Papst zugleich den Blick geweitet auf die Welt, so hörte er den Leidensgeschichten von afrikanischen Migranten zu, die über den Schrecken in Libyen und bei ihrer Überfahrt berichteten. Und er lancierte erneut einen Friedensappell für die Ukraine, die seit Wochen in einem grausamen Krieg versinkt. Erzbischof Scicluna:
„Das waren starke Worte, die nicht nur das Gewissen der maltesischen Gesellschaft, sondern auch das Gewissen der Mittelmeeranrainerstaaten und Europas berühren, denn sie sind ein Aufruf zu einer ,Zivilisation der Menschlichkeit‘. Der Papst hat uns klar gesagt: ,Wenn wir unsere Brüder und Schwestern Opfer von Schiffbrüchen werden lassen, werden auch wir Opfer des Schiffbruchs unserer eigenen Zivilisation werden, weil die Menschlichkeit, die uns ausmacht, fehlen wird‘.“
Das Interview mit Erzbischof Scicluna führte Michele Raviart für Vatican News zum Abschluss der Papstreise in Valletta auf Malta.
(vatican news – pr)
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