Libanon: Patriarch Rai übt Kritik an Präsident Aoun und Hisbollah
Aoun war 2016 nach zwei Jahren Vakanz ins Präsidentenamt gewählt worden. Rai kritisierte das Prozedere der damaligen Wahl. Es müssten mindestens zwei Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden. Man habe die Republik blockiert, „um soundso zu wählen“, so Rai. Zugleich kritisierte er den Anspruch des aounistischen Lagers als verfassungswidrig, dass der Führer der mitgliederstärksten christlichen Parlamentsfraktion zum Präsidenten der Republik gewählt werde.
Ende der Amtszeit im Herbst
Kritik übte Rai auch an der Hisbollah, dem schiitischen Verbündeten Aouns, sowie deren Waffen. Ein Staat dürfe nicht zwei Mächte und zwei Armeen haben. Durch die „Präsenz einer ihm angegliederten Miliz, der Hisbollah“, habe der Iran als Pate der schiitischen Partei die Souveränität des Landes verletzt. Das Oberhaupt der Maronitischen Kirche erneuerte in diesem Zusammenhang seine Forderungen nach einem neutralen Libanon und der Einhaltung der verschiedenen internationalen Resolutionen, die die Entwaffnung der Hisbollah vorsehen.
Hintergrund
Der 82-jährige Kardinal Rai hat als Maroniten-Oberhaupt eine wichtige Stimme im nationalen Leben des Libanon. Die Gläubigen dieser katholischen Ostkirche bilden die größte christliche Gemeinschaft im Land; die Christen insgesamt stellen noch rund 40 Prozent der Libanesen. Rai versteht sich als Ansprechpartner und Mittler für alle Gruppen, über Partei- und Religionsgrenzen hinweg, und will unbedingt die Unabhängigkeit und Einheit des Landes erhalten.
(kap - mr)
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