Ukraine: Geplündertes Seminar soll wieder aufgebaut werden
Der Ort liege in unmittelbarer Nachbarschaft zu Butscha, das zum Synonym für Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung geworden sei, heißt es in der Medienmitteilung weiter. Auch das Priesterseminar in Worsel sei zu Beginn des Ukraine-Krieges im Februar von russischen Truppen überfallen, schwer beschädigt und geplündert worden. In unmittelbarer Nähe hätten zwei Raketen eingeschlagen. Auch seien russische Soldaten in das Priesterseminar eingedrungen und hätten dort mindestens zwei Nächte verbracht, berichten Dorfbewohner. Die Studenten konnten sich in letzter Minute in Sicherheit bringen; mittlerweile seien die meisten von ihnen in einem anderen Priesterseminar in der Ukraine untergebracht.
Geraubter Papst-Kelch, enthauptete Marienstatue
Als er mit einigen Studenten Anfang April wieder nach Worsel zurückkehrte, bot sich ihm ein trauriges Bild, berichtet Seminarleiter Regens Ruslan Mychalkow: „Die Soldaten haben alles mitgenommen, was sie finden konnten: Küchengeräte, Waschmaschinen, Computer. Sie haben die Zimmer der Seminaristen durchwühlt.“
Auch ein Kelch, den Papst Johannes Paul II. während seines Ukraine-Besuchs im Jahr 2001 gestiftet hatte, sei gestohlen worden. Fotos zeigen außerdem eine enthauptete Marienstatue.
„Kirche in Not“ übernimmt Gesamtkosten von 150.000 Euro
Die zurückgekehrten Studenten und Professoren des Priesterseminars hoffen, dass sie im September wieder ihren regulären Studienbetrieb aufnehmen können. Der Wiederaufbau wird auf rund 150.000 Euro geschätzt. Mitarbeiter von „Kirche in Not“ haben das beschädigte und geplünderte Seminar vor wenigen Tagen besucht und die Übernahme der Kosten zugesagt.
Eine der tragenden Säulen der fast siebzigjährigen Ukraine-Hilfe von „Kirche in Not“ sei die Priesterausbildung, berichtet Projektreferentin Magda Kaczmarek. Deshalb habe der Wiederaufbau des Priesterseminars in Worsel jetzt hohe Priorität.
„Seit Beginn des Krieges stehen wir eng an der Seite der Menschen in der Ukraine“, sagte Kaczmarek. „Wir haben Soforthilfen für die Arbeit von Priestern und Ordensleuten im Kriegsgebiet gezahlt, unterstützen Kirchengemeinden und Klöster, die ihre Türen für Flüchtlinge geöffnet haben und finanzieren Autos und Transporter, damit humanitäre Hilfen im ganzen Land verteilt werden können. In der nächsten Phase helfen wir beim Reparieren der Kriegsschäden, sobald das möglich ist.“
Die Zeit bis zur erhofften Wiedereröffnung ihres Priesterseminars verbringen Regens Mychalkow und seine Studenten im karitativen Einsatz: „Wir helfen den Menschen vor Ort und verteilen Lebensmittel. Neulich kamen an einem Tag fast 1000 notleidende Menschen zu uns.“ Trotz der Not zeigt sich Mychalkow zuversichtlich: „Die Lage wird sich dann bessern, wenn wir das gesellschaftliche Leben wiederaufnehmen und Geschäfte und Betriebe wieder öffnen können. Danke an ,Kirche in Not’ für die Unterstützung.“
(pm – mg)
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