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Xiomara Castro von der Linkspartei Libre ist Präsidentin von Honduras Xiomara Castro von der Linkspartei Libre ist Präsidentin von Honduras  

Honduras: Bischöfe wollen „aufrichtigen sozialen Dialog“ sehen

Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz von Honduras sieht mit dem Regierungswechsel vor einem halben Jahr „einen neuen Horizont in Sicht“. Das Land, eines der ärmsten Amerikas, brauche dringend „einen aufrichtigen sozialen Dialog und die Suche nach dem Gemeinwohl“, so Bischof Roberto Camilleri gegenüber Radio Vatikan.

Patricia Ynestroza und Gudrun Sailer - Vatikanstadt 

Im November hatte in Honduras Xiomara Castro von der Linkspartei Libre die Präsidentschaftswahl gewonnen. Das Wahlvolk kehrte damit den etablierten Parteien den Rücken, die aus Sicht vieler Menschen nicht genug gegen Hunger und Armut getan haben. Fast drei Viertel der Bevölkerung von Honduras gelten als arm, die Corona-Pandemie und zuletzt zwei Wirbelstürme verschärften die Not. Nicht umsonst suchen seit Jahren viele junge Honduraner und Honduranerinnen ihr Glück in der Migration Richtung Nordamerika. Gerade den Jungen verdankte Castro, übrigens eine gläubige Katholikin, ihren Wahlsieg – auf sie richtet sich nach wie vor einige Hoffnung. 

„Politischer Revanchismus, Polarisierung und die Verfolgung parteipolitischer oder privater Interessen schaden der echten Demokratie“

Eine Hoffnung, der sich auch die Bischöfe nicht verschließen möchten. Sie wollen dazu beitragen, dass diese neue Etappe nicht in den Problemen gefangen bleibt, die bisher einen „Weg der Gerechtigkeit und Entwicklung" in Honduras verhindert haben, sagte uns Bischof Roberto Camilleri von Comayagua, der frisch gewählte Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Politischer Revanchismus, Polarisierung und die Verfolgung parteipolitischer oder privater Interessen schaden der echten Demokratie ernsthaft", betonte Camilleri. Daher sei es dringender denn je, „einen aufrichtigen sozialen Dialog zu führen und eine Suche nach dem Gemeinwohl". Nur so könne Honduras aus seinen schweren Krisen herauskommen und soziale Versöhnung erlangen.

Hier zum Hören:

Die honduranischen Bischöfe hatten zuletzt eine Botschaft über die soziopolitische und wirtschaftliche Lage des Landes veröffentlicht. Camilleri erinnerte daran, dass gläubige Bürger und Bürgerinnen zunächst ganz einfach dazu aufgerufen sind, tief verwurzelt in ihrer „Beziehung zu Gott zu leben“ und sich „gleichzeitig für den Aufbau der Gegenwart und der Zukunft von Honduras zu engagieren".

Pandemie, Wirbelstürme, Armut

Nach der Pandemie und den beiden Wirbelstürmen ist das Bruttoinlandsprodukt des Landes um neun Prozent gesunken, etwa 400.000 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, verdeutlichte Camilleri. Schon vor der Corona-Pandemie habe ein Viertel aller Menschen in Honduras in extremer Armut und fast die Hälfte in Armut gelebt: insgesamt an die viereinhalb Millionen Menschen. Dies, so der Bischof, mache Honduras zu einem der ärmsten und ungerechtesten Länder der westlichen Hemisphäre.

In der Hauptstadt Tegucigalpa
In der Hauptstadt Tegucigalpa

Camilleri empfahl der Linksregierung daher, die Regierungsführung zu verbessern und in den eigenen Reihen die Korruption mit größerer Transparenz zu bekämpfen. Außerdem seien die Kriminalität und das Gewaltniveau zu senken. Von den Gläubigen in Honduras wünschen sich die Bischöfe Camilleri zufolge viel Gebet, damit „der Heilige Geist und nicht sektiererische Parteilichkeit unsere Gesetzgeber erleuchtet, die weitreichende Entscheidungen treffen müssen".

„Nicht mit Mittelmäßigkeit und Sektierertum regieren“

Vor einigen Tagen hat die Bischofskonferenz von Honduras eine Botschaft veröffentlicht, in der sie einen „dringenden Aufruf an die politische Klasse" richtet. Die Rede ist von chronischen Problemen, mit denen das Land konfrontiert ist und die zur Massenauswanderung junger Menschen führen. Korruption und Straflosigkeit seien im Land immer noch stark präsent. Die Bischöfe deuten daher an, dass in den ersten Monaten der neuen Regierung ein gewisses Maß an Unzufriedenheit herrscht, was die rechtmäßigen Erwartungen der Wähler, die für einen notwendigen Wandel gestimmt haben, enttäuschen könnte. Das Kabinett dürfe nicht „mit Mittelmäßigkeit und Sektierertum“ regieren.

Honduras hat im März die UNO ersucht, eine Internationale Kommission zum Kampf gegen Korruption und Straflosigkeit in Honduras (CICIH) einzurichten. Die Vorgängerregierung unter Juan Orlando Hérnandez hatte eine ähnliche Kommission, allerdings von der Organisation Amerikanischer Staaten, 2020 des Landes verwiesen. Im April 2022 lieferte Honduras den Ex-Präsidenten an die USA aus. Hérnandez muss sich wegen Verwicklungen in den internationalen Drogenhandel vor einem Bundesgericht in New York verantworten. Er hatte Honduras acht Jahre lang regiert.

(vatican news)

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15. Juni 2022, 11:18