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Junges afrikanisches Mädchen auf einem Markt in Ghana Junges afrikanisches Mädchen auf einem Markt in Ghana 

UNICEF-Bericht: Frühehen-Risiko steigt mit wachsender Armut

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF warnt vor einem neuen Anstieg von Kinderehen auf dem afrikanischen Kontinent infolge von Konflikten, Klimawandel und der Corona-Pandemie.

Laut einem am Donnerstag veröffentlichten UNICEF-Bericht liegen neun der zehn Länder mit den höchsten Frühverheiratungsraten der Welt in Afrika südlich der Sahara, darunter Niger, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, Mali, Mosambik, Burkina Faso, Südsudan, Guinea und Nigeria.

Mehrere Länder in Afrika hätten Frühehen erfolgreich reduzieren können, wird in dem Bericht positiv angemerkt, es gebe also Fortschritte. Gleichwohl trügen Konflikte, der Klimawandel sowie die Corona-Pandemie, die Schulunterbrechungen und Verarmung mit sich brachten, zur erneuten Gefährdung insbesondere von Mädchen bei: So griffen viele Eltern auf eine frühe Verheiratung ihrer Töchter zurück, um die Auswirkungen der Krisen bewältigen zu können.

Tag des afrikanischen Kindes am 16. Juni

Der Bericht, der anlässlich des Tages des afrikanischen Kindes an diesem Donnerstag (16. Juni) veröffentlicht wurde, nennt für Afrika eine Gesamtzahl von 130 Millionen Kinderbräuten. Darunter sind Mädchen unter 18 Jahren, die bereits verheiratet sind, als auch erwachsene Frauen, die als Kinder in die Ehe gegeben wurden. 140 Millionen Frauen und Mädchen seien in Afrika zudem von Genitalverstümmelungen betroffen, führt der Bericht weiter an. Von ihnen seien mehr als 40 Millionen auch früh verheiratet worden.

Frauen in Mali, wo Kinderehen sehr üblich sind
Frauen in Mali, wo Kinderehen sehr üblich sind

 

Angesichts von nur langsamen Fortschritten im Kampf gegen Kinderehen und des Bevölkerungswachstums in Afrika prognostiziert UNICEF, dass „in den nächsten zehn Jahren weitere 45 Millionen Mädchen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu Kinderbräuten werden“. Das Kinderhilfswerk fordert Regierungen und Institutionen zu mehr Anstrengungen und einer Aufstockung nationaler Ressourcen auf, um Frühverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung zu beenden. Dieser Einsatz stehe im Einklang mit der Agenda 2063 der Afrikanischen Union und der globalen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Mehr Anstrengungen nötig

Die Beendigung von Frühehen ist eine der wichtigsten Prioritäten von UNICEF. „Um unsere Bemühungen zu beschleunigen, müssen wir in Bereiche mit großer Wirkung investieren, insbesondere in die Verringerung der Armut, die die Hauptursache für frühe Eheschließungen ist, in die Sicherstellung des Zugangs von Mädchen zu qualitativ hochwertiger Bildung und Ausbildung in großem Umfang sowie in soziale und Verhaltensänderungen zugunsten der vollen und aktiven Teilhabe von Mädchen und Frauen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben“, führte Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika, dazu aus. Frühverheiratungen kämen vor allem in ländlichen Gebieten vor, wo Armut und Bildungsmangel herrschten. Hier brauche es verstärkte Maßnahmen.

(pm – pr)
 

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16. Juni 2022, 12:41