Rom: Anthropologie-Institut zieht um und weitet Horizont
Zugleich wolle das Institut seine Forschungsziele und -programme vertiefen und das wissenschaftliche Nachdenken über die Menschenwürde und die Betreuung aller schutzbedürftigen Personen aktiv vorantreiben. Sitz des Instituts, das 2021 aus dem ebenfalls von Zollner geleiteten Zentrum für Kinderschutz hervorging, ist die Villa Malta, die seit mehr als 70 Jahren die Redaktion der Jesuitenzeitschrift „La Civiltà Cattolica“ beherbergt.
Was bedeutet diese Etappe für das Institut, das ja noch ziemlich neu ist?
Zollner: Für uns ist es sehr wichtig. Es gibt uns den Platz, den wir brauchen, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl vom Büro - also vom Lehrbetrieb - als auch von der Forschung einen guten und auf Mitarbeiter angelegten Arbeitsraum haben. Das zweite ist: Es gibt uns auch eine Sichtbarkeit und auch einen Platz, wo wir verschiedene Veranstaltungen durchführen könne; wo wir Leute bei uns empfangen können und wo wir auch die Medienarbeit machen können, der wir uns verpflichtet fühlen.
Das Institut ist aus dem Zentrum für Kinderschutz der Gregoriana-Universität hervorgegangen, hat also jetzt als Anthropologie-Institut einen weiteren Blickwinkel für die Forschung und für die Ausbildung von Studierenden und Mitarbeitenden in der Kirche. Was ist denn das Anliegen der nächsten paar Jahre?
Zollner: Das große Anliegen ist, dass wir unsere Kurse, sowohl die wir in Rom durchführen, als auch unser Blended Learning Programm, unser E-Learning Programm, mehr und mehr auf die reale Situation der Kirchen vor Ort abstimmen, damit wir tatsächlich auch die Möglichkeit haben, die kulturelle, die interkulturelle Sensibilität zu erhöhen. Dann wollen wir mit einigen Forschungsprojekten auch unsere Präsenz in der Wissenschaftswelt noch deutlicher machen, als es bisher der Fall ist. Da arbeiten wir mit verschiedenen Stiftungen zusammen, zum Beispiel im Bereich von Pflegeeltern oder Heimkindern, um zu sehen, was dort die Safeguarding- Standards sind.
Und außerdem?
Zollner: Ein wichtiges Element in der Forschung ist auch, wie Betroffene sich ausdrücken im Blick auf ihre spirituellen, ihre geistlichen Erwartungen - und wie die Kirche damit besser umgehen kann. Das geschieht in Zusammenarbeit mit der Stiftung, die Kardinal Reinhard Marx eingerichtet hat. Wir hoffen, dass wir in all diesen Bereichen, die auch mit anderen Fragen als nur dem Kinderschutz zu tun haben, auch mit unseren Partnern neue Wege gehen und auch die Forschung intensivieren können. Ein wichtiger Bereich bleibt der Bereich des Schutzes von Kindern und schutzbefohlenen Personen im Internet, was ja eine der größten Herausforderungen für die Gesellschaft heute ist.
Welche Forschungsgebiete für die Anthropologie an Ihrem Institut zeichnen sich für die Zukunft ab?
Zollner: Zum Beispiel die Frage: Was ist denn wirklich effektiv in den Präventionsmaßnahmen, die in der Kirche und in anderen Institutionen und Organisationen durchgeführt werden? Aus wissenschaftlicher Sicht haben wir da sehr wenig zu sagen. Auch zum Beispiel die Frage, was in den kirchlichen Abläufen schief gelaufen ist und was sich wie verändern muss, damit Betroffene, wenn sie sich an kirchliche Behörden wenden, eine andere, eine bessere, eine konstruktivere Erfahrung machen, als sie das sehr oft in den letzten Jahren und Jahrzehnten gemacht haben.
(vatican news – gs)
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