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Erzbischof und Primas von Mexiko: Kardinal Carlos Aguiar Retes Erzbischof und Primas von Mexiko: Kardinal Carlos Aguiar Retes 

Mexiko: Berufungen, Familie und soziale Verantwortung

Die Weltsynode hat in Mexiko, der zweitgrößten Ortskirche der Welt, bereits einige Prioritäten zutage gefördert. Die Teilnehmenden an den synodalen Treffen hätten darauf gedrängt, die Berufungspastoral und die Begleitung von Familien zu stärken sowie das Bewusstsein für soziale Verantwortung zu fördern, berichtete uns der Erzbischof von Mexiko-Stadt im Interview.

Johan Pacheco, Felipe Herrera-Espaliat und Anne Preckel - Vatikanstadt

Bei den synodalen Treffen sei eine Vielzahl von Stimmen gehört worden, berichtete Kardinal Carlos Aguiar Retes aus seiner großen Erzdiözese gegenüber Radio Vatikan. Im diözesanen Austausch habe sich als eine Priorität die Frage der Berufung, der Mission junger Leute in der Kirche des Landes herauskristallisiert, führt er aus. Dabei gehe es nicht allein um Priesterberufungen und das geweihte Leben, sondern viel grundsätzlicher um Fragen des Sinns, die junge Leute betreffen, wie etwa: „Wofür hat Gott mir das Leben gegeben? Was ist eigentlich meine Mission?“

Durch Gewalt verwundete Familien

Zweite große Baustelle für Mexikos Kirche: die Familie und all ihre Probleme. „Es gibt hier mehrere Faktoren, die wir angehen müssen“, so Aguiar Retes. Viele Familien in Mexiko seien „verwundet durch verschiedene Faktoren wie Gewalt, Suchterkrankungen und die Scheidung sehr junger Ehen, die stark zugenommen hat“, formuliert der Kardinal.

Zum Thema Gewalt: Mexiko durchlebt derzeit eine der blutigsten Phasen seiner jüngeren Geschichte. In den ersten dreieinhalb Jahren der Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador wurden über 121.000 Tötungsdelikte registriert, 18 der 50 Städte mit der weltweit höchsten Gewaltrate liegen derzeit in Mexiko.

Hinter jeder und jedem Toten stehen trauernde Angehörige und zerrissene Familien – ein immenses soziales Trauma, das die Kirche, obwohl sie selbst auch Zielscheibe ist, mit kleinen, aber bestimmten Gesten anzugehen versucht. So wird etwa am kommenden Sonntag mit Fotos von Freunden oder Familienmitgliedern, die durch Gewalt ums Leben gekommen sind oder vermisst werden, in Gottesdiensten Gewaltopfern in Mexiko gedacht. Bei einem Gebetstag für Frieden im Land am 10. Juli erinnerte die Kirche insbesondere an die ermordeten Priester und Ordensleute.

Mexiko als Transitland

Als dritte pastorale Forderung sei im synodalen Austausch die Frage der sozialen Verantwortung und des sozialen Gewissens zutage getreten, berichtet der Erzbischof von Mexiko-Stadt weiter. Die enormen sozialen Unterschiede in der mexikanischen Gesellschaft und die zahllosen Karawanen von Migranten, die das Land von Mittelamerika und Haiti in Richtung Vereinigte Staaten durchziehen, appellierten beständig an die Gewissen. Und wo die Politik manchmal hart durchgreift, hat die humanitäre Notlage dieser Flüchtlinge bei Mexikos Katholiken durchaus auch großzügige Reaktionen hervorgerufen, merkt Aguir Retes lobend an.

Er nennt als positives Beispiel die Sensibilisierungsarbeit, die das Institut für Christliche Soziallehre seit den 1980er Jahren in Mexiko geleistet habe. Dank dieser Arbeit entstanden im ganzen Land 42 Unterkünfte für Migranten. „Dies hat sich nach und nach durchgesetzt, und ich glaube, es hilft uns, dass unsere Bildungs- und Sozialeinrichtungen sich bewusst sind, dass dies die beste Ausübung ihrer Nachfolge als Nachfolger Jesu Christi ist“, so der Erzbischof von Mexiko-Stadt.

Fahrplan der Weltsynode

Laut dem Fahrplan für die vom Papst ausgerufene Weltsynode hatte es auch in Mexiko bis März 2022 synodale Beratungen auf regionaler Ebene gegeben. Die diözesanen Ergebnisse werden derzeit ausgewertet und sollen im September in das erste Arbeitsdokument einfließen, bevor die kontinentale Phase der Weltsynode beginnt. Die eigentliche Bischofssynode in Rom tritt dann im Oktober 2023 zusammen.

(vatican news – pr)

 

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19. Juli 2022, 13:45