Philippinen: Debatte zu Legalisierung der Scheidung
Der Kongressabgeordnete der Provinz Albay, Edcel Lagman, hat laut der Agentur Ucanews Anfang Juli einen Gesetzesentwurf eingebracht, um eine Ehe-Scheidung in Asiens einzigem Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit zu legalisieren. Lagman, der Jurist ist, sagte am 4. Juli gegenüber örtlichen Medien, dass die Scheidung der Schlüssel zur Befreiung beider Geschlechter in einer gestörten Beziehung sei, die die Lebensqualität des Paares und ihrer Kinder beeinträchtige. „Unwiederbringlich gestörte Ehen oder unangemessen missbräuchliche eheliche Beziehungen" müssten beendet werden können. Befürworter argumentieren, dass es für die Philippinen an der Zeit sei, ein Gesetz zu verabschieden, da fälschlich geschlossene Ehen zu einer Zunahme des Missbrauchs von Frauen und Kindern im Land führen würden. Ein früherer ähnlicher Gesetzentwurf war vom Senat unter dem damaligen Präsidenten Rodrigo Duterte währed der Corona-Pandemie abgelehnt worden. Bei der Wahl Anfang Mai waren neben einem neuen Präsidenten auch das Repräsentantenhaus und 12 der 24 Sitze des Senats neu gewählt worden. Der neue Präsident Ferdinand Marcos Jr. ist grundsätzlich für die Legalisierung von Scheidung.
Kritik am Gesetzesentwurf
Konservative Gruppen halten die juristische Logik für fehlerhaft: „Wie kann der Kongressabgeordnete Lagman behaupten, dass eine Scheidung das Leben der Familie fördert, wenn sie die Familie zerstört? Die Kinder sind die eigentlichen Opfer einer Scheidung, nicht das Paar", sagte Jason Tolosa, Mitglied der Gruppe Manila Family Life, der Agentur Ucanews. Tolosa sagte auch, dass Scheidungen Reiche bevorzugten, weil sie es sich leisten könnten, vor Gericht zu gehen.
Scheidungen gab es im Land schon mal
Lagman führt hingegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofs an, wonach die Auflösung eines Ehebandes eine würdige Beendigung einer schon lange gescheiterten Ehe darstellen könne. Eine Scheidung sei kein Verstoß gegen die philippinische Verfassung, die das Familienleben schütze, und eine Scheidung könne manchmal ein Mittel sein, um das Familienleben zu erhalten. Zugleich unterstrich er, die Ehe sei eine soziale Institution und als Grundlage der Familie unantastbar, aber es sei gemäß der Verfassung dem Kongress „nicht verboten oder verwehrt, eine absolute Scheidung und Auflösung der Ehe im Rahmen der aktuellen Charta zu veranlassen".
Lagman verweist zudem darauf, dass schon früher einmal Scheidungen praktiziert worden seien und das Gesetz daher der philippinischen Kultur nicht völlig fremd sei: „Wir haben uns schon zu Zeiten unserer Großväter und Großmütter scheiden lassen. Der Gesetzentwurf führt die Scheidung also nur wieder ein, weil wir sie schon während der spanischen Besatzung hatten."
Hintergrund
Für trennungswillige Paare gibt es auf den Philippinen bislang nur zwei Optionen: Bei der juristischen „Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft" ist eine neue Ehe nicht möglich. Durch eine kirchliche Annullierung können die Ex-Partner wieder heiraten. Beide Verfahren sind aufwendig und teuer. Viele Ehepaare, die sich auseinandergelebt haben, ziehen es daher vor, getrennt zu leben, aber auf dem Papier verheiratet zu bleiben.
(ucanews/kna-sst)
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