Tschechien: Neuer Prager Erzbischof ins Amt eingeführt
Neben dem bisherigen Amtsinhaber Kardinal Dominik Duka und anderen Bischöfen aus der Tschechischen Republik konzelebrierten bei dem Festgottesdienst im Prager Veitsdom Bischöfe aus Deutschland, Österreich, der Slowakei, Rumänien und Polen. Prag gehört zu den herausragenden Bischofssitzen Europas.
Höchstrangiger geistlicher Würdenträger war der emeritierte Erzbischof von Krakau und langjährige Sekretär des heiligen Papstes Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, der Graubner eine Reliquie der heiligen Hedwig von Schlesien überreichte. Erzbischof Jude Thaddeus Okolo, der am Vortag in Prag eingetroffene neue Nuntius in der Tschechischen Republik, legte dem neuen Metropoliten und Primas von Böhmen das ihm vom Papst verliehene Pallium um den Nacken.
In seiner Predigt rief der neue Prager Erzbischof dazu auf, „bei allem Realismus sich nicht zu scheuen, den Blick auf die Schönheit der Kirche zu richten, damit wir Geschmack und Mut zur Errichtung der Gestalt jener Kirche finden, die der Herr aufzeigt“. Was seine Kirchenvision anbelangt, so möchte Graubner „zusammen mit den Mitarbeitern und allen, die bereit sind, sich anzuschließen, den Blick immer auf die Schönheit der Stadt Gottes fokussieren und realistisch den derzeitigen Stand des Kirchenbaus auf dem Bauplatz der Diözese zu bewerten“.
Er könne nicht die "gelichteten Reihen der Priester" übersehen, doch Pessimismus sei nicht angebracht, so der 73-Jährige. Es gebe „kirchliche Schulen, karitative Organisationen, erneuerte Gemeinschaften unterschiedlicher Spiritualitäten, auch neue Seelsorgezentren und Kirchen“.
An der Ukraine sei zu erkennen, was alles das Wüten des Kriegs vernichten kann. Zugleich bewundere man den Mut jener, die ihr Land verteidigen. „Wenn wir den Mut finden, Gott den Vorrang vor allem anderen einzuräumen“, müsse man auch vor großen Aufgaben keine Angst haben.
Gegenüber Journalisten erklärte Erzbischof Graubner, der Präfekt der Bischofskongregation habe ihm bedeutet, dass er über die kurze Zeitspanne seines Wirkens in Prag im Klaren sei und er mit drei, vier Jahren zu rechnen habe. Er nehme das „mit großer Freiheit auf sich“ und denke nicht, „hier irgendein großes Lebenswerk zu hinterlassen“. Er betrachte sich nicht als Konservativen, wenngleich er die „Verantwortung für die Treue zur Lehre und eine richtige Praxis“ verspüre. Er habe alle hohen Funktionäre in der Prager Erzdiözese auf ihren Posten belassen und beabsichtige nicht, Mitarbeiter aus Olmütz mitzubringen.
Auch zahlreiche bekannte Politiker nahmen an der Amtseinführung Graubners teil, darunter Ministerpräsident Petr Fiala und der frühere Staatpräsident Vaclav Klaus. Aufmerksam registriert wurde das Kommen zweier aussichtsreicher Kandidaten bei der Wahl des Staatspräsidenten im Jänner 2023, des in Generalsuniform erschienenen pensionierten NATO-Generals Petr Pavel und des Gewerkschafters Josef Stredula. Nicht erschienen war der ebenfalls kandidierende ehemalige Ministerpräsident Andrej Babis; der amtierende Präsident Milos Zeman hatte einen Vertreter der Präsidentschaftskanzlei entsandt.
Der neue Prager Erzbischof ist in der tschechischen Öffentlichkeit angesehen. Graubner war schon von 2000 bis 2010 über ein Jahrzehnt Vorsitzender der tschechischen Bischöfe und ist seit vielen Jahren „Caritas-Bischof“ des Landes. Das Amt des Erzbischofs von Prag war in den vergangenen Jahrzehnten traditionell auch mit der Verleihung der Kardinalswürde durch den Papst verbunden. Das Diözesangebiet umfasst den Zentralraum um die tschechische Hauptstadt, wo nach Angaben der Erzdiözese unter rund 2,3 Millionen Menschen etwa 550.000 Katholikinnen und Katholiken leben.
(kap – sk)
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