Äthiopien: Auf der Flucht aus Tigray
„Die Kirche steht vor einer großen Herausforderung, vor allem wegen des Mangels an Frieden in unserem Land. Viele unserer Pfarreien, einschließlich der Diözese Adigrat, sind von dieser Herausforderung betroffen. Priester und Schwestern sind aufgrund der Unsicherheit aus ihren Klöstern geflohen, und die Zahl der geschlossenen Kirchen und Klöster nimmt zu", so Kardinal Souraphiel Berhaneyesus, Vorsitzender der äthiopischen Bischofskonferenz.
Seit mehr als 20 Monaten sind die Menschen in der Region Tigray, darunter Bischof Tesfaselassie Medhin von Adigrat, vom Rest des Landes abgeschnitten, da die Regierung eine Blockade aufrechterhält.
Appell an Regierung
Am 26. Juli hat Bischof Medhin eine sofortige Beilegung des Konflikts gefordert, um eine ernstere humanitäre Krise zu verhindern. Er appellierte an die Regierung in Addis Abeba und andere Regierungen, die Äthiopien unterstützen, sowie an nationale und internationale Organisationen, die eine Rolle spielen könnten, den Krieg, die Belagerung und die Blockade zu beenden.
„Wenn diese schreckliche Situation nicht so schnell wie möglich gelöst wird, werden wir eine viel schwerwiegendere Krise und den Verlust von Menschenleben in Tigray erleben", sagte Bischof Medhin in einer Erklärung. Es sei für die Kirche aufgrund der Blockade durch die Regierung und die Besatzungstruppen schwierig oder sogar unmöglich, pastorale, medizinische und humanitäre Dienste zu leisten.
Anhaltende Blockade fordert viele Opfer
Im November 2020 ordnete der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed Ali militärische Maßnahmen gegen die Tigray People's Liberation Front (TPLF), die Herrscher der halbautonomen Region, an. Der Premierminister beschuldigte die TPLF, einen nationalen Armeestützpunkt in der Hauptstadt von Tigray, Mekele, überrannt zu haben. Doch die Operation, die eigentlich nur ein kurzer Einsatz sein sollte, weitete sich auf andere Regionen aus.
Agenturen schätzen, dass die Zahl der Toten in Tigray auf 500.000 gestiegen ist, was auf eine Kombination von Ursachen wie Hunger, direkte Tötungen und fehlende medizinische Versorgung zurückzuführen ist. Kardinal Berhaneyesus appelliert an die Konfliktparteien, sich auf Frieden, Dialog und Versöhnung zu konzentrieren, um das Leiden der Menschen zu beenden, und sagte, dass die Bürger vielerorts immer noch aufgrund ihrer Identität getötet und vertrieben würden.
Verhandlungen über Frieden unterstützen
Die TPLF und die Regierung haben zwar Friedensverhandlungsteams gebildet, sich aber weder auf einen Ort noch auf ein Datum geeinigt oder die Struktur der Verhandlungen bekannt gegeben. Auch über die Wahl eines Hauptvermittlers sind sich die beiden Seiten weiterhin uneins. Kirchenvertreter halten die Friedensgespräche für sehr wichtig und sagen, dass sie ihr Bestes tun werden, um den Erfolg des Dialogs zu gewährleisten.
(uca – schw)
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