Haiti: „Unerträgliche Gewalt der Banden“
Die Ordensfrau Marcella Catozza spricht gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur sir von „14- bis 15-jährigen Jungen mit Maschinengewehren um den Hals, die jeden erschießen“. Die Gewalt habe ein ein unerträgliches Ausmaß erreicht, das es „noch nie zuvor gegeben hat“, so die Missions-Franziskanerin, die ein Kinderheim in einem Slum der Hauptstadt leitet.
Die haitianische Regierung sei offenbar nicht in der Lage, die Kontrolle über das Staatsgebiet zu behalten. Catozza befürchtet, dass es sich um „einen von Politikern gesponserten Bandenkrieg handelt, der auf Stimmen bei den nächsten Wahlen abzielt“. Je mehr Territorium man einnehme, desto mehr Stimmen bekomme man bei den Wahlen – „aber dann riskieren die in der Mitte ihr Leben“.
Stecken Politiker hinter dem Bandenkrieg?
Auch Drogen spielten eine Rolle: „Es ist offensichtlich, dass alle Drogen, die aus Venezuela und Kolumbien kommen, hier durchkommen und niemand sie blockiert“. Von der UNO-Friedensmission in Haiti sei so gut wie nichts mehr zu sehen.
Nach UNO-Angaben wurden allein zwischen dem 8. und 17. Juli dieses mehr als 471 Menschen getötet, verletzt oder vermisst. Etwa 3.000 Menschen seien aus ihren Häusern geflohen, darunter Hunderte von unbegleiteten Kindern, und mindestens 140 Häuser seien zerstört oder verbrannt worden.
„Und das sind nur die bekannten Morde“, kommentiert die Ordensfrau. „In unserer Nähe haben sie Jungen mit Macheten getötet und dann verbrannt, ich weiß nicht, ob das in der offiziellen Statistik auftaucht… Niemand tut etwas dagegen. Wir fühlen uns von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen.“ Dabei könne Haiti allein es „sicher nicht schaffen“.
Trotzdem versichert Schwester Marcella Catozza bei ihrer Arbeit auf bewaffnete Wachleute. „Ein Missionar kann nicht mit Waffen gehen – wir bitten die Gottesmutter, uns zu beschützen.“
(sir – sk)
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