Lambeth-Konferenz berät über Ökumene und interreligiösen Dialog
So kam auch Kardinal Kurt Koch, „Ökumeneminister" des Papstes, zu Wort, wenngleich er wegen einer kurzfristigen Erkrankung nicht persönlich anreisen konnte. Statt seiner verlas Father Andrew Currer, Referent für den Dialog mit den Anglikanern im vatikanischen Einheits-Dikasterium, die Rede des Schweizer Kurienkardinals.
Trotz jahrzehntelanger Fortschritte bei der Zusammenführung von Christen unterschiedlicher Traditionen stellten die bestehenden Spaltungen nun einen „Ernstfall" für die globale Kirche dar, so Kochs Botschaft. „Dieser ökumenische Ernstfall impliziert, dass ein redliches und deshalb ökumenisch gemeinsames Zeugnis über Jesus Christus in der heutigen Welt nur möglich ist, wenn die christlichen Kirchen ihre Spaltungen überwinden und in einer Einheit in einer versöhnten Vielfalt leben können", mahnte der Präsident des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen in Rom. Für seine Gedanken gab es reichlich Beifall.
Bekenntnis zur Suche nach sichtbarer Einheit der Kirche
Weiter erläuterte Erzbischof Ian Ernest, persönlicher Beauftragter des Erzbischofs von Canterbury beim Heiligen Stuhl, die Schritte hin zu einer engeren Einheit zwischen den Kirchen in den letzten Jahrzehnten. Ebenso betonten unter anderen die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt, und der orthodoxe Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien, die Bedeutung der Ökumene. Beim anschließend diskutierten „Lambeth-Aufruf" zum Thema Ökumene verschrieben sich die anglikanischen Konferenzteilnehmer erneut dem Ziel, alle Kirchen zusammenzubringen, um die gute Nachricht von Jesus Christus besser zu verbreiten. In dem Text verpflichten sie sich zu „einer dringenden Suche nach der vollen sichtbaren Einheit der Kirche".
Aufruf: Interreligösen Dialog aufbauen
Später am Tag ging es um das eng verwandte Thema interreligiöser Dialog. Als wichtigstes Ergebnis rief die anglikanische Gemeinschaft die Führer anderer Kirchen und Religionen zum gemeinsamen Handeln gegen weltweite Krisen auf. Die Religionen könnten eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der größten Herausforderungen der Welt heute spielen: von der Klimakrise bis zu akuter Armut, hieß es im „Lambeth-Aufruf" zum Thema interreligiöse Zusammenarbeit.
Der Aufruf verweist auch auf Gewalt und Verfolgung, denen Anglikaner und andere Christen in einigen Weltregionen ausgesetzt seien. Die Bischöfe verpflichteten sich, auch angesichts dessen starke Beziehungen zu Nachbarn anderer Glaubensrichtungen aufzubauen. In dem Text werden sie weiter aufgefordert, in ihrer Umgebung eine neue Freundschaft mit einem Führer einer anderen Glaubensgruppe einzugehen, um das Engagement der Kirche für Frieden und Gemeinwohl zum Ausdruck zu bringen. Die anglikanische interreligiöse Kommission ist aufgerufen, dafür zu sorgen, dass unter Geistlichen und Laien eine neue Generation von Gelehrten und Praktikern für interreligiöse Beziehungen entsteht. Bischöfe sollen Kontakte zu jenen Teilen der anglikanischen Gemeinschaft aufbauen, die Feindseligkeit und Verfolgung ausgesetzt sind, um Informationsaustausch, Gebetsunterstützung und Solidarität zu ermöglichen.
Einheit der Anglikaner ist sehr wichtig für Ökumene
Bereits am Mittwoch hatte es einen Aktionstag zum Thema Klimaschutz am Lambeth Palace, Londoner Dienst- und Wohnsitz des Erzbischofs von Canterbury Justin Welby, gegeben. Katholischerseits nahmen Kardinal Vincent Nichols von Westminster, der Apostolische Nuntius Erzbischof Claudio Gugerotti und Erzbischof Bernard Longley von Birmingham teil, der gemeinsam mit dem anglikanischen Erzbischof David Moxon die Internationale Anglikanisch-Katholische Kommission (ARCIC) leitet.
Zu Welbys Einschätzung, die Ökumene habe in den neuneinhalb Jahren seiner Amtszeit kaum Fortschritte erzielt, sagte Longley der Zeitung „The Tablet", es sei wichtiger, dass die Lambeth-Konferenz offenbar die Einheit der anglikanischen Gemeinschaft gesichert habe. „Aus katholischer Sicht befassen wir uns mit anderen Kirchen auf universeller Ebene", so der ARCIC-Chef. „Sollte die Gemeinschaft zerbrechen, müssten wir neue Gesprächspartner finden, was den Prozess erheblich erschweren würde."
(kna – schw)
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