Libanon: Kardinal fordert erneut nationale Versöhnung

Erneut betonte Rai, dass der Libanon „seine aktive Neutralität" wiedererlangen müsse, „die den Kern seiner verfassungsmäßigen Einheit" bilde. Diese Neutralität sei eine Quelle des verantwortungsvollen und konstruktiven Dialogs zwischen den verschiedenen libanesischen Kräften. Entsprechend könnten Kandidaten für das Amt des Präsidenten „das Vertrauen der Mehrheit der libanesischen, arabischen und internationalen Öffentlichkeit gewinnen", wenn sie sich zur Neutralität des Libanon verpflichteten.

Der einstmals stabile Libanon steckt seit Jahren in einer schweren Krise, die sich zur Hungersnot auszuweiten droht. Es fehlt an Essen, Medikamenten, Treibstoff und Strom. Auch die Wasserversorgung bricht regelmäßig zusammen. Erst vor wenigen Tagen jährte sich die Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen zum zweiten Mal. Bei der Explosion von Hunderten Tonnen fahrlässig im Hafen gelagerten Ammoniumnitrats waren am 4. August 2020 ganze Stadtteile Beiruts dem Erdboden gleichgemacht worden.

Die politische Elite sieht sich mit Vorwürfen der Korruption und Untätigkeit konfrontiert. Viele Menschen im Libanon machen die Führung des Landes für die dramatische wirtschaftliche Lage verantwortlich. Mögliche internationale Unterstützer wie der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangen Reformen, bevor sie dem Land helfen. Diese ist die Regierung jedoch bisher schuldig geblieben.

(kna/diverse – gs)