Somalia: Dürre in Somalia hat eine Million Menschen vertrieben
Olivier Bonnel und Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Papst Franziskus hatte am vergangenen Sonntag beim Angelus auf die dramatische Lage in den Dürregebieten Ostafrikas, allen voran in Somalia, verwiesen. Die Zahlen sind schonungslos und zeugen von einer Situation, die seit 40 Jahren in diesem Land am Horn von Afrika nicht mehr vorgekommen ist: Seit Anfang des Jahres sind 755.000 Menschen aufgrund der extremen Dürre in ihrem Land geflohen. Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) hat die Zahl der Binnenvertriebenen seit Januar 2021 die Millionengrenze erreicht. Diese Zahl ist „ein Meilenstein, der als Weckruf für die Situation in Somalia dienen sollte", erklärte der örtliche Direktor des Norwegischen Flüchtlingsrats, Mohamed Abdi.
Als Apostolischer Administrator von Mogadischu seit 2001 ist Bischof Giorgio Bertin Zeuge dieser humanitären Katastrophe. „Die Lage im Land ist dramatisch", sagt er gegenüber Radio Vatikan. Zuletzt traf er in Begleitung des Apostolischen Nuntius für Somalia, Erzbischof Antoine Camilleri, den Verantwortlichen für humanitäre Nothilfe der somalischen Regierung. „Er beschrieb uns eine schwierige Situation, insbesondere im Südwesten, im Zentrum und in Teilen des Nordostens von Somaliland", so der aus Italien stammende Geistliche. Er erinnert daran, dass die am meisten von der Dürre und dem Hunger gefährdeten Bevölkerungsgruppen Halbnomaden sind, die von der Landwirtschaft und ihren Herden leben. „Wenn es keinen Regen gibt, sind sie die ersten, die betroffen sind".
Caritas hilft
Die Kirche ist seit Jahren über die örtliche Caritas aktiv, die vor Ort mit somalischen Organisationen zusammenarbeitet. Das, sagt der Bischof, ist eine manchmal schwierige Arbeit in Gebieten, die aufgrund von Sicherheitsauflagen nur sehr schwer zugänglich sind.
Anfang Juni rief der somalische Präsident Hassan Sheikh Mohamoud die somalische Diaspora und die internationale Gemeinschaft dazu auf, seinem Land zu helfen, in dem die Hälfte der sieben Millionen Einwohner von einer Hungersnot bedroht ist. „Wir sehen immer mehr Familien, die gezwungen sind, alles aufzugeben, weil es in ihren Dörfern buchstäblich kein Wasser und keine Nahrung mehr gibt", so der örtliche Direktor des Norwegischen Flüchtlingsrats. Es sei dringend notwendig, die Finanzierung der Hilfe zu erhöhen, „bevor es zu spät ist".
Essen kostet immer mehr
Die Vereinten Nationen machen keinen Hehl aus ihrer Besorgnis, da die Situation in Somalia bereits seit mehreren Jahren unterfinanziert ist. Der afrikanische Kontinent ist mit am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen. Dürren und Überflutungen zerstören besonders in Ostafrika lebenswichtige Ernten und Weideflächen und führen somit zum dramatischen Anstieg der Lebensmittelpreise. Hinzu kommen die Folgen des Krieges in der Ukraine: Der Preis für Weizen ist seit seinem Beginn um etwa ein Drittel gestiegen.
(vatican news – gs)
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