Ein Friedensmarsch für die Ukraine: Santo Borrellis langer Weg
Christine Seuss und Debora D’Angelo - Vatikanstadt
Immer wieder, so auch an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz, hat Papst Franziskus zum Gebet für das „gequälte ukrainische Volk“ aufgerufen und darum gebeten, die Menschen im Kriegsgebiet nicht zu vergessen. Pfarrer Santo Borrelli aus der kalabrischen Diözese Donnici, hat sich diesen Appell zu eigen gemacht. Am 31. Juli brach er zu einer „Reise der Nähe und des Gebets“ auf, die ihn an besonders symbolträchtige Orte führte, darunter Lemberg in der Ukraine und in Polen Auschwitz, um nach etwa 700 km im polnischen Tschenstochau zu enden. Es ist nicht seine erste Wanderung zu Fuß, aber dieses Mal beschloss er, sich in Begleitung auf den Weg zu machen, um auf diese Weise eine „Straße der Menschlichkeit“ auszutreten.
Oft hatte der Papst insbesondere die Pilger, die den Wallfahrtsort Tschenstochau besuchten, um Gebete für den Frieden gebeten und den Polen dafür gedankt, dass sie viele Brüder und Schwestern, die vor dem Krieg geflohen sind, aufgenommen haben. All dies ist Teil des Gepäcks, das der Priester Santo Borrelli auf seinen „Weg des Friedens“ mitnahm, auf dem er betete und den Menschen konkrete Solidarität erwies:
„Wir haben Spenden gesammelt, um sie nach Lemberg zu Pater Mariusz Krawiec (ein Paulinerpriester und Journalist, Anm. d. Red.) zu bringen“, berichtet er im Gespräch mit Radio Vatikan: „Einige davon übergaben wir persönlich den Familien, die wir trafen, als Geste der Solidarität und des einfachen Teilens.“ Darüberhinaus solle nun auch ein Projekt ins Leben gerufen werden, in dessen Rahmen der Text eines Kreuzweges, den ein unter den Bombenangriffen leidender Priester des griechisch-katholischen Ritus verfasst hatte, gedruckt und gegen Spenden verteilt werden sollte, so Borrelli. Das so gesammelte Geld werde bedürftigen Familien zugutekommen: „Mit Pater Mariusz besuchten wir auch den betreffenden Priester: Wie alle Ukrainer, die wir trafen, war er sehr überrascht über die Aufmerksamkeit, die wir ihm schenkten. Sie alle wunderten sich, warum zwei Italiener mit ihren Rucksäcken unter ihnen umherliefen. Dann wiederum beeindruckte uns Sofia, eine Frau aus der orthodoxen Kirche, die, als sie uns eintreten sah, zu weinen begann und alle ihre Freunde anrief. ,Aber wie ist das möglich?‘, fragte sie sich, ,es ist ein Wunder, dass ihr uns nicht vergessen habt‘. Es war eine schöne Erfahrung.“
Der italienische Priester war bereits zu einem früheren Zeitpunkt in der Ukraine gewesen, doch der Sirenenalarm, der diesmal das Leben der Menschen skandierte, werde ihm „unvergesslich“ bleiben, betont er: „Es ist eine Situation des Schreckens und der Angst, an die man sich mit der Zeit gewöhnt; das Gleiche erlebten auch wir, so dass wir trotz allem unseren Weg fortsetzten. Eine eindrückliche Episode war unsere Begegnung mit dem Militär: Sie gaben sich zunächst streng und hart, aber nachdem sie unsere Absichten verstanden hatten, halfen sie uns. Wir haben für sie gebetet und sie haben uns weinend umarmt.“
Seine Wanderung hatte er unter das Motto gestellt: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich". Ohne Englischkenntnisse und die nötigen Erfahrungen, um eine derart herausfordernde Wanderung zu unternehmen, trug er die Planung für das Vorhaben mit sich herum. Dann lernte er dank einer Reihe von Zufällen zwei Helfer kennen: der Italiener Vincenzo und die Polin Agnieszka unterstützten seine Idee einer Friedenswanderung sofort und nahmen Kontakt zu Pater Mariusz und dem Team vor Ort in der Ukraine auf. Auf dem Weg von Lemberg nach Tschenstochau hatte die kleine Gruppe auch einen Tag in Auschwitz Station gemacht, wo ein Leid greifbar war, das sich im heutigen Leiden in der Ukraine widerspiegele, meint Borrelli. Er will dem etwas entgegensetzen: „Wir möchten, dass es in diesem Tod einen Lichtschimmer gibt: Wir möchten ein wenig mehr Licht sein, ein wenig. Gemeinsam können wir das Böse, den Krieg und alles andere Negative überwinden.“
Heute stelle für die Menschen, die unter den Bomben litten, die größte Schwierigkeit die Frage nach dem Grund für den Krieg dar, berichtet Borrelli weiter von seinen Erfahrungen: „Wir trafen eine Frau namens Anna mit vier Kindern, die uns von ihrer Flucht aus Kiew erzählte, während das Militär auf sie schoss. Diese Geschichte scheint geradezu unglaublich. Die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, haben auch das Bedürfnis und die Bitte: nicht vergessen zu werden. Sie sagten mir: ,Es sind gerade die Nachrichten über unsere Situation, die uns helfen können. Denn wenn ihr uns vergesst, haben wir keine Chance mehr‘.“
Fast alle Etappen der Reise sind nun absolviert: „Zum Abschluss kommen wir noch nach Tschenstochau, und dort werden wir alle unsere Gebete zur Muttergottes bringen, wie Papst Franziskus es verlangt hat. Wir werden mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit beten, in dem Bewusstsein, dass wir eher empfangen als gegeben haben“, so Pfarrer Santo Borrelli aus der kalabrischen Diözese Donnici über seine Friedenswanderung.
(vatican news)
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