Belgien: Bischöfe erlauben Segnung homosexueller Paare
Im Februar 2021 hatte ein Vatikan-Papier jegliche kirchliche Segnung homosexueller Paare verboten, sowie jeden der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vergleichbaren Ritus. Gott „segnet nicht die Sünde“, hieß es in dem Dokument aus der Glaubenskongregation, das die Segnung homosexueller Einzelpersonen allerdings nicht ausschloss.
Wie die niederländische Zeitung berichtet, sind die flämischen Bischöfe die ersten der Weltkirche, die ausdrücklich grünes Licht für eine kirchliche Segnung homosexueller Paare geben, mit einem Dokument, das in offenem Gegensatz zu dem vom Dikasterium für die Glaubenslehre des Heiligen Stuhls veröffentlichten Dokument zu stehen scheint. Allerdings müsse „der Unterschied zu dem, was die Kirche unter einer sakramentalen Ehe versteht, deutlich bleiben", so die Bischöfe in ihrer am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Nach katholischem Verständnis ist eine Ehe die lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, und Sexualität hat ausschließlich in der Ehe ihren Platz.
Musterliturgie nicht vorab im Vatikan vorgelegt
Nach Angaben des Sprechers der Erzdiözese Mechelen-Brüssel, Geert de Kerpel, wurde die jetzt veröffentlichte Musterliturgie dem Vatikan nicht im Voraus vorgelegt. Die flämischen Bischöfe werden bald Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit der Römischen Kurie haben, sie reisen vom 21.-26. November zu ihrem Ad-Limina-Besuch nach Rom.
Die Musterliturgie zur Segnung homosexueller Paare ist kurz und umfasst neben Gebeten und einer Schriftlesung einen Moment der „Verlobung der beiden Beteiligten", in dem sie „gemeinsam vor Gott zum Ausdruck bringen, wie sie sich füreinander einsetzen". Sie bringen vor Gott zum Ausdruck, dass sie „in allen Lebenslagen füreinander da sein wollen" und beten um „Kraft, einander treu zu sein“ und in der gegenseitigen Hingabe zu wachsen.
Kontaktstelle Homosexualität eingerichtet
Die flämischen Bischöfe haben darüber hinaus eine Kontaktstelle Homosexualität und Glaube innerhalb der flämischen katholischen Kirche eingerichtet. Damit wollen sie „die Seelsorge und Beratung für homosexuelle Menschen strukturell verankern", wie es in der Mitteilung auf der Seite der Bischofskonferenz heißt. Zum Koordinator der Kontaktstelle ernannten die Bischöfe den Laien Willy Bombeek, der früher als Sprecher für das katholische Bildungswesen in Flandern wirkte. Auf ihn geht nach Angaben der Zeitung die Initiative zu der Homosexuellen-Segnung zurück. Die Musterliturgie selbst wurde von Theologen erarbeitet, wie Nederlands Dagblad weiter berichtet.
Die Bischöfe begründeten ihren Vorstoß damit, sie wollten „zu einer einladenden Kirche beitragen, die niemanden ausschließt". Ihre Beschlüsse entsprächen „konkret dem Wunsch, der Situation homosexueller Menschen, ihrer Eltern und Familien ausdrückliche Aufmerksamkeit zu schenken", wozu auch Papst Franziskus in seinem Schreiben „Amoris Laetitia" (Die Freude der Liebe, 2016) ausdrücklich eingeladen habe.
(pm/nederlands dagblad – gs)
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