Frankreich: Bischöfe plädieren für „Hilfe zum Leben“
In Frankreich wird aktuell wieder über das Lebensende diskutiert. Hintergrund ist eine geplante Legalisierung des assistierten Suizids bis Ende 2023 durch die französische Regierung. Der Nationale Ethikrat (CCNE) hatte sich für eine dementsprechende Gesetzgebung unter der Bedingung offen gezeigt, dass zunächst die Palliativmedizin landesweit verfügbar sein müsse.
In ihrer Wortmeldung zum Thema plädieren die Bischöfe für „aktive Hilfe zum Leben statt zum Sterben“ und warnen vor einer „unmoralischen Gesetzgebung“, die das „ethische Gleichgewicht“ im Land zu gefährden droht.
Ethisches Erbe Frankreichs
„Über Jahrzehnte hinweg hat man ein Gleichgewicht gefunden, indem man unbarmherzige Behandlungen vermieden und palliative Pflege gefördert hat - dieser ,französische Weg‘ hat eine Anhängerschaft gewonnen und sagt etwas über das ethische Erbe unseres Landes aus“, sagte der 10-köpfige Exekutivrat der Bischofskonferenz in einer Wortmeldung, die am Wochenende veröffentlicht wurde.
„Unsere Pflegekräfte, die mit so vielen konkreten Schwierigkeiten konfrontiert sind, um unser Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, bringen oft zum Ausdruck, wie sehr sie an diesem Gleichgewicht hängen - es gibt ihrem Beruf Ehre und ihrem Engagement einen Sinn“, führen die Bischöfe aus, die sich auch vor Erfahrung der Corona-Pandemie erstaunt zeigen, dass in Frankreich jetzt die Einführung der aktiven Sterbehilfe angedacht wird.
„Während der COVID-19-Krise hat unsere Gesellschaft große Opfer gebracht, um Leben zu retten, insbesondere das der Schwächsten, und sogar Kranke und alte Menschen übermäßig isoliert, um ihre körperliche Gesundheit zu erhalten. Wie ist es möglich, dass nur wenige Monate nach dieser großen nationalen Mobilisierung die Gesellschaft den Eindruck erweckt, keine andere Antwort auf die Zerbrechlichkeit des Lebens zu sehen als aktive Sterbehilfe und assistierten Suizid?“, fragen die Kirchenvertreter und stellen die Begründungen des Plans damit zur Debatte.
Sie erinnern an die Empfehlung des Ethikrates, vor einer Reform zunächst die Palliativmedizin auszubauen und landesweit verfügbar zu machen.
„Wenn wir den Patienten, Familien und Akteuren der Palliativmedizin zuhören, sehen wir, dass das wesentliche Bedürfnis der meisten Menschen berücksichtigt, respektiert, unterstützt und begleitet werden muss - und nicht aufgegeben werden darf. Ist nicht ein aktiv unterstütztes Leben das, was jeder zutiefst erwartet, und nicht ein aktiv unterstütztes Sterben?“
Hintergrund
Mitte September hat Macron eine nationale Debatte über die Legalisierung der Sterbehilfe angestoßen, wie er es vor seiner Wiederwahl im April versprochen hatte. Er hofft, nach Erhalt der Empfehlungen eines Bürgerkonvents im kommenden März einen Gesetzesentwurf vorlegen zu können.
Ein ähnliches Gesetz wurde 2021 abgelehnt. Derzeit können französische Ärzte unheilbar kranke Patienten nach einem Gesetz aus dem Jahr 2016 bis zum Tod sediert halten, ohne ihnen jedoch beim Suizid zu helfen.
Sollte das vorgeschlagene Gesetz, das in Meinungsumfragen mehrheitlich befürwortet wird, in Kraft treten, wäre Frankreich nach den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und Spanien das sechste europäische Land, das Sterbehilfe und Sterbebegleitung zulässt. Parallele Gesetze werden in mehreren anderen Ländern, darunter Deutschland und Portugal, erwogen.
In ihrer Erklärung sagen die Bischöfe weiter, dass eine „authentische demokratische Unterscheidung“ es erfordere, ernsthaft und ruhig auf eine Reihe von Meinungen zu hören, einschließlich derer verschiedener religiöser Traditionen. „Die Frage des Lebensendes ist zu sensibel und heikel, um unter Druck behandelt zu werden.“
(vatican news/agenturen – pr)
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