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Lettland beschließt Loslösung orthodoxer Kirche von Moskau

Das lettische Parlament in Riga hat im Eilverfahren die völlige Loslösung der orthodoxen Kirche des Landes vom Moskauer Patriarchat beschlossen. Laut örtlichen Medienberichten vom Donnerstagabend stimmten 73 Abgeordnete für eine entsprechende Gesetzesinitiative des Staatspräsidenten Egils Levits. Drei sprachen sich dagegen aus, ein Abgeordneter enthielt sich.

Levits dankte dem Parlament für die „Unterstützung der Autokephalie (Eigenständigkeit) der lettisch-orthodoxen Kirche“. Jede Einflussnahme des Patriarchen von Moskau auf die Glaubensgemeinschaft sei nun rechtlich ausgeschlossen, schrieb er auf Twitter.

Erst am Montag hatte das Staatsoberhaupt der Volksvertretung Saeima seinen Vorschlag für die Änderung des Gesetzes über die orthodoxe Kirche vorgelegt, den er mit der Regierung in Riga abgestimmt hatte. Der lettische Präsident hatte erklärt, dass die lettische Kirche 1921 von Patriarch Tichon von Moskau de facto als autokephal anerkannt worden sei. Später, als Lettland von der UdSSR besetzt wurde, wurden die früheren Entscheidungen rückgängig gemacht und die lettische Kirche wurde in die russisch-orthodoxe Kirche eingegliedert.

Bisher war Patriarch Kyrill I. Kirchenoberhaupt

Bisher unterstand die lettische Kirche damit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. Der steht seit Monaten in der Kritik, weil er Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt. Das Leitungsgremium des Patriarchats von Moskau entschied etwa mit darüber, wer Bischof in Lettland wurde. Ansonsten war die lettische Kirche aber bereits weitgehend autonom von Russland und hat den Status einer selbstverwalteten Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats. Den erhielt sie 1990, als Lettland seine staatliche Unabhängigkeit proklamierte.

Laut dem Gesetz muss die orthodoxe Kirche des Baltenstaats nun bis zum 31. Oktober ihr Statut so ändern, dass Moskau keine Rolle mehr bei der Ernennung ihrer Bischöfe spielt.

Levits bezeichnete die vollständige Unabhängigkeit der lettischen Kirche vor den Abgeordneten als „eine Frage der nationalen Sicherheit“. Er schätze die „Bereitschaft unserer orthodoxen Kirche, den Weg der Autokephalie zu gehen“. Der Präsident versicherte, dass der lettische Staat die Kirche unterstützen und schützen werde.

Kritik von russisch-orthodoxer Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche protestierte scharf gegen die Gesetzesänderung. Damit kehre Lettland zu den Verhaltensweisen der „Diktatur“ der 1920er Jahre zurück, als auf die orthodoxe Kirche im Land „starker politischer und polizeilicher Druck“ ausgeübt worden sei, damit sie sich von Moskau trenne und dem Patriarchat von Konstantinopel anschließe, kritisierte sie am Montag.

In Lettland bekennen sich rund 20 Prozent der Bevölkerung zum orthodoxen Christentum. Bereits 2019 verabschiedete das Parlament in Riga ein Gesetz, wonach in dem Land nur noch lettische Staatsbürger, die seit mindestens zehn Jahren in der Baltenrepublik leben, orthodoxe Bischöfe werden dürfen.

(kna/kap - hk)

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09. September 2022, 13:21