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Generalsekretär Ioan Sauca Generalsekretär Ioan Sauca 

ÖRK-Generalsekretär: Weltkirchenrat ist „Plattform des Dialogs“

Trotz der Verurteilung des Kriegs in der Ukraine hat der Weltkirchenrat die russischen Kirchen nicht ausgeschlossen. ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca sieht darin keinen Konflikt, da der ÖRK für Begegnung und Dialog stehe. Auch in anderen Fragen herrschten auszuhaltende Spannungen im Rat.

So bezeichnete er den Krieg in der Ukraine als „klaffende Wunde in unserer Welt von heute“. Es sei ihm wichtig zu betonen, dass der ÖRK den Krieg von Anfang an verurteilt habe, sagte Sauca am Mittwochnachmittag in Karlsruhe vor der ÖRK-Vollversammlung. Zugleich verteidigte er das ,Nein' der Versammlung zu einem Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem Kirchenrat wegen ihrer Unterstützung des Kriegs.

„Es wäre einfach, auszugrenzen, aus der Gemeinschaft auszuschließen und zu verteufeln, aber wir sind als ÖRK aufgerufen, eine freie und sichere Plattform der Begegnung und des Dialogs bereitzustellen, einander zu begegnen und einander zuzuhören, auch wenn wir einmal nicht einer Meinung sind", sagte der rumänisch-orthodoxe Theologe. So habe es der ÖRK schon immer gehandhabt.

Auch Differenzen zwischen Israel und Palästina

Sauca ging auch auf die unterschiedlichen Erwartungen an den ÖRK mit Blick auf die Haltung zu Israel und Palästina ein. Manche Gruppen insbesondere in Deutschland würfen dem ÖRK Antisemitismus vor, während gewisse Kreise auf palästinensischer Seite und einige Gruppen im Westen bemängelten, dass der Weltkirchenrat „beim Anprangern und Verurteilen von Menschenrechtsverletzungen zu weich und nicht mutig genug" sei. Dennoch erkenne der ÖRK den Staat Israel an und achte das Recht Israels, sich selbst zu verteidigen und seine Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Völkerrechts zu schützen, betonte Sauca. „Wir widersetzen uns allen Formen von Antisemitismus, lehnen sie ab, ächten und verurteilen sie."

Trotzdem sei dem Weltkirchenrat auch wichtig „dass die Würde und die Menschenrechte von Palästinenserinnen und Palästinensern respektiert werden". Die ÖRK-Mitgliedskirchen in der Region hätten sich mit Blick auf „Apartheid“-Etikettierungen Israels und die Boykott-Bewegung BDS „sehr zurückhaltend und nuanciert“ geäußert. Er empfehle, so Sauca, „dass wir ihren Stimmen und Bitten folgen“. Wie mit einem Antrag einer südafrikanischen Kirche in diesem Zusammenhang umgegangen wird, ist noch offen.

Sexualität als offene Frage auch in den Kirchen

Der Generalsekretär äußerte sich in seinem umfassenden Bericht auch zum Thema der menschlichen Sexualität, das nach wie vor Kirchen und selbst Konfessionsfamilien spalte. Der ÖRK als solcher habe dazu „keine Stellung bezogen und hat keine Grundsätze zu dem Thema, da es in den einzelnen Kirchen erörtert werden muss und diese zu einer für sie passenden Überzeugung kommen müssen", unterstrich Sauca. Er fügte hinzu: „Worauf wir uns aber alle einigen können, ist, dass wir alle die Würde eines jeden Menschen achten müssen, dass wir die Menschenrechte aller verteidigen und bekräftigen müssen, dass wir jegliche Form von Gewalt oder verbaler oder physischer Aggression verurteilen müssen und dass wir bekräftigen müssen, dass alle Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind."

Ungeklärte Fragen kein Hinderungsgrund für Dialog

Die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Agnes Abuom, bezeichnete in ihrem Bericht den bei der vorausgegangenen ÖRK-Vollversammlung 2013 begonnenen „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens" als gelungenen Arbeitsansatz und neuen Rahmen, „um die lokalen, nationalen, regionalen und globalen Dimensionen der ökumenischen Bewegung durch eine gemeinsame Fokussierung auf die ärmsten und marginalisiertesten Menschen vielerorts auf der Welt zu verknüpfen".

Zugleich habe der Pilgerweg gezeigt, „dass die verbleibenden Uneinigkeiten in Bezug auf Lehrfragen und ethische Fragen zwar wichtig sind, eine umfassendere Zusammenarbeit und tiefere Gemeinschaft in Christus aber nicht verhindern sollten".

(kna/kap – schw)
 

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01. September 2022, 12:47