Kasachstan: Schlussdokument der Religionen verurteilt Terror, Gewalt und Kriege
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Die mehr als 30 Punkte umfassende Erklärung von Nur-Sultan wirbt für interreligiösen Dialog und Frieden und wurde - so heißt es in dem Dokument- „von der Mehrheit der Delegierten" aus etwa fünfzig Ländern angenommen. Das Dokument, das auch „für den Schutz der Würde und der Rechte der Frauen, für die Verbesserung ihrer sozialen Stellung als gleichberechtigte Mitglieder der Familie und der Gesellschaft" wirbt, wurde von der anglikanischen Bischöfin Jo Bailey Wells verlesen.
In mehreren Punkten verurteilt die Schlusserklärung der Welt- und traditionellen Religionen ausdrücklich Gewalt, Terror, und Kriege: „Wir sind davon überzeugt, dass die Entfesselung eines militärischen Konflikts, eines Brennpunkts der Spannung und Konfrontation eine Kettenreaktion auslöst und zur Zerstörung des Systems der internationalen Beziehungen führt", heißt es etwa. Allerdings werden keine konkreten Konflikte genannt.
Stattdessen rufen die Teilnehmer der Konferenz Politiker und Organisationen zu Solidarität und Hilfe für Opfer auf. Ein weiteres Zitat aus der Schlusserklärung:
„Wir fordern die nationalen Regierungen und die autorisierten internationalen Organisationen nachdrücklich auf, allen religiösen Gruppen und ethnischen Gemeinschaften, die infolge von Kriegen und militärischen Konflikten der Verletzung von Rechten und der Gewalt durch Extremisten und Terroristen ausgesetzt sind, umfassende Hilfe zu leisten."
Deutliche Bezüge zu Papst Franziskus
Die Schlusserklärung ist gut sechs Seiten lang und geht auch auf aktuelle Entwicklungen wie etwa die Corona-Pandemie, technische Entwicklung und Digitalisierung , Ungerechtigkeit und Ungleichheit in modernen Gesellschaften ein. In dem Dokument tauchen auch einige Schlüsselbegriffe aus dem Pontifikat von Papst Franziskus auf: etwa Barmherzigkeit und Mitgefühl, Gerechtigkeit, Solidarität, Dialog, Geschwisterlichkeit und Freundschaft.
Immer wieder lassen sich auch Bezüge zu wichtigen Schreiben aus dem Pontifikat von Papst Franziskus erkennen - so etwa zu seiner Sozialenzyklika „Laudato Sì" aus dem Jahr 2015, die sich ausführlich dem Thema Schutz der Schöpfung und Bewahrung der Umwelt widmet. In der Schlusserklärung der Religionen heißt es:
„Wir rufen alle gläubigen Menschen guten Willens auf, sich in dieser schwierigen Zeit zu vereinen und ihren möglichen Beitrag zur Gewährleistung von Harmonie und Sicherheit in unserem gemeinsamen Haus - dem Planeten Erde - zu leisten."
Hinweis auf die Erklärungen von Abu Dhabi - und von Mekka
Den Aufruf, gemeinsam Schwierigkeiten und Herausforderungen zu überwinden, und das Werben für Solidarität und menschliche Geschwisterlichkeit aller - auch mit Blick auf die Corona-Pandemie, die immer wieder im Dokument aus Kasachstan anklingen, hat Papst Franziskus ähnlich bereits in seiner Enzyklika Fratelli tutti (Oktober 2020) formuliert. Ein weiteres wichtiges Dokument aus der Amtszeit von Papst Franziskus zum interreligiösen Dialog, das ebenfalls im Dokument aus Kasachstan anklingt, wird sogar in der Schlusserklärung zum 7. „Kongress der Führer der weltweiten und traditionellen Religionen" direkt erwähnt: nämlich die „Erklärung über die Brüderlichkeit aller Menschen", die Papst Franziskus und der Großimam von Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb, im Jahr 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten.
Beiden Erklärungen ist gemein, dass sie Terror und Gewalt im Namen von Religionen scharf und deutlich verurteilen und für interreligiösen Dialog und menschliche Geschwisterlichkeit werben. Neben der Abu Dhabi-Erklärung nennt die Kasachstan-Erklärung auch die im Mai 2019 angenommene Erklärung von Mekka, die die Gläubigen zu Dialog, gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit für das Gemeinwohl aufruft.
Ende der Papstreise nach Kasachstan
(vatican news-sst)
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