Syrien: Franziskaner im Einsatz für Kranke und Vertriebene
Mit nichts als den Kleidern, die sie anhatten, sind viele Flüchtlinge und Binnenvertriebene in Latakia angekommen. Wegen des Bürgerkrieges in Syrien mussten sie ihr gesamtes Lebensumfeld zurücklassen und haben alles verloren: ihr Zuhause, ihre Arbeit. Die Franziskaner in der Stadt versuchen deswegen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Hilfsorganisationen, diese Menschen zu unterstützen, berichtet der Franziskaner Fadi Azar am Rande einer Syrien-Konferenz im Vatikan gegenüber Radio Vatikan:
„Wir versuchen, sie mit Lebensmittelpaketen zu versorgen, und einigen helfen wir bei der Zahlung der Wohnungsmiete, weil sie ihr Zuhause verloren haben“, sagt er. „Und wir arbeiten auch an zwei anderen Dingen, unter denen Syrien derzeit leidet: dem Bildungssystem, der Bildung und auch dem Gesundheitswesen.“
Keine gute medizinische Versorgung
Tausende Schulen sind durch den Krieg zerstört worden, Lehrer wurden vom sogenannten Islamischen Staat getötet, Ärzte wurden entführt, erzählt Pater Fadi. Die internationale AVSI-Stiftung, die humanitäre Projekte in mehr als 30 Ländern unterstützt, hatte deswegen 2017 das Projekt „Offene Krankenhäuser“ gestartet. In den sieben katholischen Krankenhäusern und Ambulanzen im Land wurden schon über 70.000 Patienten kostenlos behandelt.
Im Rahmen einer vatikanischen Syrien-Konferenz wurde das Projekt ausführlich vorgestellt. „Syrien hatte vor dem Krieg eine sehr starke medizinische Industrie“, berichtet Pater Fadi. „Aber was hat der Krieg getan? Alle diese Industrien zerstört - Fabriken geplündert, das Material aus Aleppo in die Türkei gebracht. Das Land steht ohne sie da.“
Auch in der Covid-19-Pandemie sei die Hilfe der Offenen Krankenhäuser wichtig gewesen. So hat das Projekt zum Beispiel Beatmungsgeräte organisiert und kümmert sich um die Beschaffung von Medikamenten. „So viele Patienten können sich nicht einmal eine Schachtel mit Medikamenten kaufen, vor allem beim Corona-Virus, bei so vielen Krankheiten“, so Pater Fadi. „Und die Kranken können sich nichts kaufen, weil ihr Gehalt fast nichts ist, oder die Rente von so vielen alten Menschen. Und zweitens sind viele dieser Arzneimittel knapp. Wir müssen sie woanders herholen.“
Menschen aller Konfessionen und Religionen vereint
Religiöse oder konfessionelle Grenzen spielen dabei keine Rolle. Der Krieg habe die Menschen spalten wollen, in diesem Fall sei aber das genaue Gegenteil eingetreten: „Dieses Projekt hat alle Patienten vereint, Patienten aller Konfessionen, aller Glaubensrichtungen: Christen, Muslime, Schiiten, Sunniten, Alawiten, Drusen. Es dient allen, die in Not sind“, sagt Pater Fadi und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Es ist wirklich ein Eingreifen der göttlichen Vorsehung, es ist ein Wunder für ein Volk, das eine Spaltung erlebt. Die Spaltung, die diesen Krieg ausgelöst hat.“
Pater Fadi erinnert aber auch daran, dass es in Syrien immer noch Gebiete gibt, die von den Dschihadisten kontrolliert werden. Und an die schwierigen humanitären Bedingungen. Er ist dankbar für alle Menschen, die die Menschen vor Ort durch Spenden unterstützen. Sein einziger Wunsch: „Wir hoffen, dass in Syrien Frieden herrschen kann, wahrer Frieden.“ Bis dahin kümmert er sich in Latakia weiterhin um die Kranken und die Vertriebenen.
(vatican news - hk)
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