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Beim Testen von Blutproben auf Cholera: Aleppo am 11. September Beim Testen von Blutproben auf Cholera: Aleppo am 11. September 

Syrien: In Aleppo jetzt auch Cholera ausgebrochen

Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges haben sich die Lebensbedingungen für die Menschen in Syrien nochmals drastisch verschlechtert. Dazu kommt, dass die Weltöffentlichkeit davon keine Notiz mehr nimmt.

Das hat der Franziskaner Ibrahim Alsabagh jetzt bei einem Gesprächsabend in Wien betont. Pater Alsabagh lebt und wirkt in der nordsyrischen Metropole Aleppo. Die humanitäre und soziale Situation sei katastrophal, nun seien aufgrund der Not und der schlechten hygienischen Bedingungen auch noch Cholera und Typhus ausgebrochen, berichtete der Ordensmann.

Alle 14 Stunden gebe es in Aleppo für eine Stunde Strom, was bedeute, dass die einfachsten Elektrogeräte wie Kühlschrank oder Heizung nicht genutzt werden können. „Die Winter sind in Syrien sehr kalt. Es fehlt das Heizöl, oder die Menschen können es sich nicht leisten“, so der Franziskaner. Immer mehr Menschen würden zudem Hunger leiden.

Cholera-Kranke in Aleppo bei der Behandlung
Cholera-Kranke in Aleppo bei der Behandlung

Jungen Menschen wird jede Perspektive verbaut

Manche Väter könnten mit ihrem geringen Verdienst ihre Familie nur drei, vier Tage pro Woche ernähren. Auch die medizinische Versorgung sei sehr schlecht: Diabetes- oder Krebspatienten würden keine Medikamente oder Therapie mehr bekommen bzw. könnten sich diese nicht leisten.

Er mache sich auch Sorgen um die heranwachsende Generation. Die Kinder und Jugendlichen gehen vorzeitig von der Schule ab. „Damit wird ihnen auch die Perspektive auf ein besseres Leben genommen“, warnte Alsabagh. Das Syrien seiner Kindheit sei voller Frieden, Respekt und Gemeinschaft gewesen. „Manchmal verbrachten wir mehr Zeit im Haus unserer sunnitischen Nachbarn als zu Hause bei unserer Mutter“, erzählte Alsabagh. 2014 kehrte der Franziskaner als Oberer des Franziskanerklosters und Leiter der Pfarrei St. Francis von Rom nach Aleppo zurück und erlebte das einst friedliche Land als „eine versprengte Welt“.

Umfangreiche Hilfsprojekte

Die unvorstellbare Not hat die Franziskaner veranlasst, vor rund einem Jahr eine Suppenküche einzurichten. Inzwischen wurden bereits weit mehr als 200.000 Mahlzeiten an arme Familien, alte und alleinstehende Menschen, Kranke und Behinderte, Christen wie Muslime, ausgegeben.

Darüber hinaus haben die Franziskaner aber seit 2016 insgesamt rund 40 Hilfsprojekte umgesetzt. Von der Renovierung von Häusern, Hilfe für Alte und Behinderte oder auch mit der Finanzierung von kleinen Geschäften oder Werkstätten, damit die Menschen vor Ort Arbeit haben. 60 Ehrenamtliche würden die kleine franziskanische Gemeinschaft in Aleppo bei den Projekten unterstützen: „Diese Schwestern und Brüder sind ein Geschenk Gottes“.

„Zusammenhang zwischen Ukraine- und Syrienkrieg“

Wie P. Alsabagh im Gespräch mit der APA sagte, würde die syrische Bevölkerung im Ukrainekrieg eine Wiederholung all dessen sehen, „was wir in Syrien erlebt hatten. Aus einem vermeintlich schnellen Krieg wurde ein langer“. Und: „Von Anfang an fühlten wir den Zusammenhang zwischen den beiden Kriegen“. Die Folgen des Ukrainekrieges hätten die Syrer ja durch ausbleibende Weizenimporte unmittelbar zu spüren bekommen.

Befragt nach möglichen Lösungsansätzen für Syrien sagte der Ordensmann: „Die Syrien-Krise kann nicht gelöst werden, ohne dass alle Gruppen im Boot sind“. Alle, die in Syrien Verantwortung tragen, müssten eingebunden werden. Doch in Syrien selbst könne keine politische Lösung erarbeitet werden. „Die Welt müsste mitmachen“ - mit dem Ziel eines Wiederaufbaus. Denn es gehe um einen strategischen und geopolitischen Kampf. Freilich, derzeit hätten die Menschen das Gefühl, die ausländischen Akteure verfolgten ihre eigenen Interessen. „Wir fühlen uns wie ein Spielball der Mächte.“

(kap – sk)

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23. September 2022, 13:13