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Menschen sehen bei einem Festival eine Lichtprojektion in der St.-Wenzelskirche in Prag Menschen sehen bei einem Festival eine Lichtprojektion in der St.-Wenzelskirche in Prag 

Kommunikationsexperte: Innovation und Tradition müssen Hand in Hand gehen

Tradition ist ein Schatz, der Innovation perfekt ergänzt und letztlich auch erst ermöglicht. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Dominkanerpater Eric Salobir. Er ist Kommunikationsexperte und Vorsitzender des Exekutivkomitees der Human Technology Foundation. In der vergangenen Woche hatte er unter Beteiligung von Vatikanvertretern eine zweitägige „Innovations-Konferenz“ für französische CEOs organisiert.

Wie es auf der Webseite der 2012 gegründeten Human Technology Foundation heißt, wolle das Forschungs- und Aktionsnetzwerk den Menschen in den Mittelpunkt der Technologieentwicklung stellen. Die Initiative hat mittlerweile mehrere tausend Mitglieder und ist in Paris, Montreal und Genf tätig. Wie der Dominikaner betont, sei sie gegründet worden, „um zur Entwicklung von Technologien für das Gemeinwohl und zum Nutzen der Menschen beizutragen.

Eine Lernerfahrung für französische CEOs in Rom

Eine besondere Initiative stellte dabei die Innovations-Konferenz dar, die vom 20. bis 21. Oktober in der italienischen Hauptstadt stattfand. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Human Technology Foundation, der Villa Medici, der französischen Akademie in Rom, und dem Napoleons Venture Philanthropy Endowment Fund organisiert.

„Wir wollten eine Art Lernexpedition für französische CEOs hier in Rom und im Vatikan organisieren, um sie mit Leuten aus dem Vatikan in Kontakt zu bringen“, erklärt uns Pater Salobir. Ziel sei es gewesen, den Führungskräften die Möglichkeit zu geben, mit der Kirche über Innovation zu sprechen. „Es ging darum, ihnen zu zeigen, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sind. Sehr oft denken wir, dass man, wenn man sich an die Tradition hält, nur die Vergangenheit ,kopiert und einfügt' und niemals innovativ sein wird. Man wird nie etwas Neues machen.“

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Vatikan gar nicht so traditionell, wie man meinen würde

Vatikan und Innovation? Dieses Gespann wäre vielleicht nicht die erste Assoziation, die einem ohne Weiteres in dem Sinn kommen würde. Doch wie Pater Salobir unterstreicht, setze der Vatikan mittlerweile moderne Instrumente ein, um das Wort Gottes und das Evangelium besser zu verbreiten. Als Beispiel nennt er den synodalen Prozess, in den Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode, bei der Innovations-Konferenz in Rom wertvolle Einblicke gewährte.

„Es war interessant, dieses Gespräch zwischen den CEOs von Technologieunternehmen auf der einen Seite und Leuten aus dem Vatikan zu führen, die man als sehr traditionell ansehen könnte, die aber eigentlich gar nicht so traditionell sind, weil sie bereits in diesen Innovationsprozess involviert waren.“

Er danke in diesem Zusammenhang den zahlreichen Vatikanvertretern, die einen Beitrag bei der Veranstaltung lieferten, darunter auch Lucio Ruiz, Sekretär des Dikasteriums für Kommunikation, das aktuell selbst einen tiefgreifenden Reformprozess durchläuft. Im Lateinischen, so erinnert P. Salobir, sage man „nihil mutavit, was bedeutet, dass sich nichts ändern muss. Aber so ist die Tradition nicht.“

Tradition und Innovation im Zusammenspiel

Vielmehr hätten sowohl antike Zivilisationen als auch unsere heutige Gesellschaft stets das übernommen, was vor ihnen da war, und es an die aktuellen Bedürfnisse angepasst: „Die Tradition ist ein Schatz, und wir nehmen Dinge aus der Vergangenheit, um die Fragen der Zukunft zu beantworten,“ betont der Kommunikationsexperte.

So habe man auch im antiken Rom die Steine der alten Denkmäler genutzt, um damit neue Denkmäler zu bauen: „Genau so funktioniert Tradition. Es ist nicht wie ein unbeschriebenes Blatt. Man kann nicht von Grund auf neu bauen, innovieren oder schaffen.“

Unternehmer, Erfinder, Wissenschaftler und Technikexperten griffen auf Elemente aus der Vergangenheit zurück und wählen sie sorgfältig aus, „als perfekte Elemente oder Ziegelsteine für den Bau“ ihres neuen Ziels, erläutert P. Salobir.

„Nehmen Sie das Beispiel der Mode: Jedes Jahr entsteht etwas Neues, aber immer mit Bezug auf etwas Vergangenes, beispielsweise auf die 60er oder die 70er Jahre, und so schafft Mode Brücken zwischen den Zeiten, schafft Verbindungen, und das ist exakt der Weg, wie Tradition wirkt. Was in der Vergangenheit passierte, kann sehr zeitgemäß sein, wenn wir wissen, wie wir es lesen müssen und mit dem in Verbindung bringen können, was wir tun.“

„Der Papst ist so charismatisch, weil er so authentisch ist“

Papst Franziskus inspiriere ihn auch persönlich, so der Medienexperte und Ordensmann. Schließlich zeige der Papst, dass Medien nur die Instrumente für die Kommunikation seien, nicht aber die Botschaft an sich. Diese Authentizität sei sehr wertvoll und der Schlüssel zur Botschaft und zur Persönlichkeit des Papstes, zeigt sich der Priester überzeugt: „Der Papst ist so charismatisch, weil er so authentisch ist.“

Der Einsatz des Papstes für die Benachteiligten und Ausgegrenzten sollte uns ermutigen, ihm zu folgen, so Salobir weiter: „Papst Franziskus nimmt sich die Zeit, weiter zu gehen, bis an die Grenze, und die zu erreichen, die wirklich Hilfe brauchen. Diese Authentizität ist auch für mich ein wirklich wertvolles Beispiel für die Kommunikation, sei es in den Medien, aber auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation, in der Evangelisierung oder sogar in der Predigt als Priester.“

(vatican news - cs)

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24. Oktober 2022, 11:00