Frankreich: Erschütterung über Fall Santier
Doch wurde dies von der französischen Kirchenleitung nicht öffentlich bekanntgegeben, sondern erst unlängst durch Recherchen der katholischen Wochenzeitschrift „Famille Chrétienne“ aufgedeckt. Santier, der auch Gründer einer charismatischen Gemeinschaft ist, war seit 2001 Bischof von Luçon und von 2007 bis 2019 Bischof von Créteil. Die Missbrauchsfälle betreffen die neunziger Jahre, als Santier Priester und Leiter einer nachschulischen Glaubens- und Gebets-Ausbildungsstätte in der Normandie war.
Bischofskonferenz hüllte sich in Schweigen
Für Unruhe in der französischen Kirche sorgt nun, dass die Bischofskonferenz das Missbrauchs-Verfahren und die Tatsache von Sanktionen gegen Santier nicht öffentlich kommuniziert hat. In einem Statement von diesem Freitag erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, er „höre und verstehe“ die entsprechenden Kritiken und verstehe den „Schock bei vielen Gläubigen“.
„Ich höre auch die Bitte um größere Klarheit über die kanonischen Prozeduren und die Maßnahmen, die sich aus diesen ergeben können… Wir müssen über Änderungen in unseren Prozeduren nachdenken, auch was die Kommunikation betrifft… Diese wichtige Frage verdient eine ernsthafte Untersuchung. Die Bischöfe werden auf ihrer Vollversammlung im November daran arbeiten.“
Weitere Vorwürfe
Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, erklärte an diesem Donnerstag, dass er von weiteren Missbrauchs-Vorwürfen von jungen Erwachsenen gegen Santier erfahren und diese, dem vorgeschriebenen Prozedere entsprechend, an die Päpstliche Nuntiatur und das vatikanische Glaubens-Dikasterium weitergeleitet habe.
Der Erzbischof von Rennes, Pierre D’Ornellas, erklärte im Gespräch mit Radio Vatikan: „Wir haben mittlerweile gelernt, (Missbrauch) nicht mehr zu tolerieren. Der Beweis ist der Fall Michel Santier: Sobald wir erfahren, dass ein Bischof etwas Falsches getan hat, wird er sofort gestoppt. Das ist gut so, die Kirche hat Fortschritte gemacht. Sie toleriert und vertuscht nicht mehr… Die zweite Sache ist jetzt, dass wir lernen müssen, wahrhaftig zu sein. Und die Wahrheit so zu sagen, dass Menschen, die durch diese Wahrheit verletzt werden, auch ein Wort erhalten, das ihnen hilft, weiterzumachen.“
Er stehe in Kontakt mit mehreren Personen, die die fragliche Ausbildungsstätte in der Normandie besucht hätten, so D’Ornellas weiter. „Diese Personen sind verletzt. Ich versuche, sie zu begleiten, und es ist stimmt, dass ich die Frage höre, warum man ihnen nicht die Wahrheit gesagt hat. Wenn ich ihre Fragen höre, dann verstehe ich, dass wir es wagen müssen, die Wahrheit zu sagen – und dass wir den Gläubigen vertrauen müssen, dass sie die Wahrheit annehmen können. Es mag schmerzhaft sein, aber zumindest werden sie sich nicht betrogen fühlen.“
(vatican news – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.