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Überschwemmte Häuser in Lokoja Überschwemmte Häuser in Lokoja 

Nigeria: Schlimmste Flut seit einem Jahrzehnt fordert 600 Tote

Die schlimmsten Überschwemmungen seit einem Jahrzehnt haben in Nigeria mehr als 600 Tote gefordert. Tausende Menschen wurden verletzt, fast 1,5 Millionen mussten ihre Häuser verlassen, während das Land sich auf weitere heftige Regenfälle vorbereitet.

33 der 36 Bundesstaaten sind betroffen, insbesondere die Küstenregionen von Anamba, Delta, Cross River, Rovers und Baylesa. Aber auch aus der Hauptstadt Abuja werden schwere Schäden gemeldet. Die Zahl der Todesopfer ist unterdessen weiter im Steigen begriffen. Viele Menschen ertrinken bei dem Versuch, vor den steigenden Wassermassen aus überlaufenden Flüssen und Dämmen zu fliehen, oder weil sie in überfluteten Fahrzeugen oder Kellern gefangen sind. Viele verloren ihr Leben in gekenterten Booten, Tausende wurden verletzt.

Mit mehr als 200.000 zerstörten oder beschädigten Häusern und über 70.000 Hektar überschwemmtem Ackerland haben die Regenfälle und die über die Ufer getretenen Flüsse nicht nur Todesopfer gefordert, sondern auch die Lebensgrundlagen und die Ernährungssicherheit zerstört. Eine langfristige Notsituation könnte die Folge sein.

Überschwemmte Fahrzeuge an einer Tankstelle in Lokoja
Überschwemmte Fahrzeuge an einer Tankstelle in Lokoja

Hilfen sind angelaufen

Das nigerianische Ministerium für humanitäre Angelegenheiten gab am Sonntag bekannt, dass die Bundesregierung mit der Verteilung von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern an die von der Katastrophe betroffenen Bundesstaaten begonnen hat. „Wir arbeiten daran, die Situation zu normalisieren“, so der Präsident des Landes, Muhammad Buhari, der 12 Millionen Tonnen Getreide als Soforthilfe für die betroffenen Menschen freigegeben hat.

Ebenso hatte das Ministerium am Sonntag die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten sowie die lokalen Behörden aufgerufen, sich auf weitere Überschwemmungen vorzubereiten und die in den Überschwemmungsgebieten lebenden Menschen in höher gelegene Gebiete zu evakuieren. Es müssten Zelte und Hilfsgüter, frisches Wasser und medizinische Versorgung für einen möglichen Ausbruch von durch Wasser übertragenen Krankheiten bereitgestellt werden, so die Aufforderung durch das Ministerium.

Wasser, soweit das Auge reicht
Wasser, soweit das Auge reicht

Katastrophe mit Ansage

Bereits Anfang dieses Monats hatten die Behörden vor katastrophalen Überschwemmungen in den Bundesstaaten, die an den Flüssen Niger und Benue liegen, gewarnt und darauf hingewiesen, dass drei der überfüllten nigerianischen Stauseen voraussichtlich überlaufen würden. Allerdings seien einige der Staaten nicht auf die Situation vorbereitet gewesen, beklagte die Ministerin für humanitäre Angelegenheiten, Sadiya Umar Farouq.

Der Notstand könnte noch bis November andauern, hieß es seitens des Ministeriums. Doch der Regen ist nicht der einzige Faktor, der die Überflutungen begünstigt, auch die Freisetzung von Wasser aus einem Staudamm in Kamerun könnte die Situation verschlimmert haben. Dieses Phänomen ist allerdings nichts Neues: Jedes Jahr lässt das benachbarte Kamerun, das im Osten an Nigeria grenzt, Wasser von einem Staudamm im Norden des Landes ab, das sich bis nach Nigeria ergießt. Als der betreffende Staudamm in den 80er Jahren gebaut wurde, hatten die beiden Länder vereinbart, dass auf der nigerianischen Seite ein Zwillingsdamm errichtet werden würde. Allerdings ist dieses Projekt bis heute nicht in Angriff genommen worden.

Ein Mann mit seinen Habseligkeiten in einer Kiste watet in Makurdi durch das Wasser
Ein Mann mit seinen Habseligkeiten in einer Kiste watet in Makurdi durch das Wasser

Auch menschliche Fehler

Beobachter weisen darauf hin, dass viele Teile Nigerias zwar bekanntermaßen für jährliche Überschwemmungen anfällig sind, der Klimawandel die Notlage aber noch verschlimmert habe.

Korruption und politische Instabilität trügen das ihre zu einer Verschlechterung der Situation bei. Experten vermuten, dass Verstöße gegen regionale Vorschriften und Baumaßnahmen in der Nähe von Wasserläufen die Ursache für die hohen Schäden sind.

Die Regierung hat angekündigt, dass eine Delegation die Gouverneure der einzelnen Bundesstaaten besuchen wird, um ihnen dabei zu helfen, ihre Einsatzpläne zur Bewältigung der Flutkatastrophe zu verbessern.

(vatican news/diverse - cs)

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18. Oktober 2022, 12:46