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Schönheit kann man nicht zerbomben, man darf sie nur erkennen Schönheit kann man nicht zerbomben, man darf sie nur erkennen 

Ukraine: Resilienz „mit einem Lied, einem Scherz, einem Tanz“

Der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, hat allen Kulturschaffenden in der Ukraine für ihr Wirken unter den Bedingungen des Krieges gedankt.

Anne Preckel - Vatikanstadt

„Unsere Künstler, Sänger und Musiker retten die Seele unseres Volkes mit der Harmonie der Schönheit“, formulierte das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine in einer Videobotschaft vom Samstag. „Manchmal, wenn jemand unsere Ressourcen einschätzt, wie sie besser während des Krieges ausgegeben werden sollten, steht vielleicht nicht immer dieses geistige Erbe, unser kulturelles Erbe an erster Stelle“, fuhr er fort. „Aber einmal sagte Churchill: ,Wenn wir im Krieg keine Kultur fördern, wofür kämpfen wir dann?‘“, trat Schewtschuk mit einem Zitat des britischen Staatsmannes Winston Churchill für die Kulturschaffenden der Ukraine ein.

Seit Beginn des Krieges sendet Schewtschuk regelmäßig „Ermutigungen“ in Videoform aus dem Kriegsgebiet, deren Texte in mehrere Sprachen übersetzt werden. In der Samstagsausgabe dachte der Großerzbischof über die Bedeutung der Kultur und von „positiven Emotionen und Zuständen“ für die menschliche Widerstandsfähigkeit unter extremen Bedingungen nach. „Bei der Resilienz, der Weisheit eines Menschen inmitten von Trauer und Leid, geht es … auch um die Fähigkeit, solche positiven Zustände zu erzeugen. Mit einem Lied, einem Scherz, einem Tanz. Es geht um die Fähigkeit, sie zu teilen, denn geteilte Freude wird nur größer.“

Das Vögelchen im Stahlwerk

In seiner Videobotschaft erwähnte der Großerzbischof dann eine junge Ukrainerin, die „inmitten der Hölle der russischen Angriffe auf Mariupol“ im Asowstal-Stahlwerk ukrainische Lieder gesungen habe und deshalb allgemein „Vögelchen“ genannt worden sei. Auch Humor sei ein Mittel, Unerträgliches auszuhalten, ja könne sogar „eine verheerende Waffe gegen unseren Feind sein“, gab Schewtschuk zu bedenken.

„die Krone der Schöpfung Gottes, selbst unter so schrecklichen Umständen“

„Ich möchte all jenen danken, die mit ihrem freundlichen Lächeln die traurigen Seelen wirklich erneuern und retten. Inmitten dieses Kriegschaos brauchen wir so sehr die Harmonie. Harmonie und Schönheit, die die Harmonie unserer Seelen wiederherstellt und so die Schönheit des Menschen zeigt - die Krone der Schöpfung Gottes, selbst unter so schrecklichen Umständen.“

Kulturleben im Krieg

Der Krieg in der Ukraine hat Künstler und Kulturschaffende vor völlig neue Bedingungen gestellt. Ihre Arbeit ist durch Kriegshandlungen, persönliche Gefährdung, Zerstörungen und fehlende Mittel erschwert. Das hat die Kulturproduktion und deren Rezeption aber keinesfalls zum Erliegen gebracht. Wie zahlreiche Beispiele zeigen, ist Kultur auch in diesem Fall ein Vehikel, um das Trauma des Krieges zu verarbeiten und mit Ohnmachtsgefühlen umzugehen, es dient der Selbstvergewisserung angesichts einer ungewissen Zukunft und bedeutet auch Resilienz und Widerstand inmitten des Kriegswahnsinns. Ob Konzerte in U-Bahn-Stationen, Kunstausstellungen über den Krieg, spontane Auftritte von Musikern vor Ruinen, Theaterstücke oder Kultur- und Diskussionsveranstaltungen - der Krieg, seine Folgen und die Bewältigung dieser Erfahrung spiegeln sich im aktuellen Kulturleben und der Kunstproduktion in der Ukraine wider.

(vatican news – pr)
 

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16. Oktober 2022, 11:05